1. Viele tragische und kuriose Einsätze bei einem hohen Ausbildungsniveau

    Kürzungen stoßen auf Unverständnis / Ehrenamtler bringen Geld mit / 92 Mal Einsatzalarm im vergangenen Jahr

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    BAD NENNDORF (Ka). Die ehrenamtlichen Feuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehr Bad Nenndorf rückten im letzten Jahr 92 Mal aus. Darunter waren die ärgerlichen Fehlalarme ebenso aufgeführt, wie auch einige kuriose und tragische Einsätze, wie der stellvertretende Ortsbrandmeister Hans-Martin Cronjaeger bei der Jahreshauptversammlung berichtete. Der Pilot eines Modellflugzeuges hatte die Kontrolle über seinen Flieger verloren und stürzte in ein Gebüsch an der Autobahn. Ebenfalls auf der Autobahn galt es einen brennenden Pkw zu löschen. Es handelte sich um einen Streifenwagen der Autobahnpolizei. Nachdem fest stand, dass keine Munition im Fahrzeug war, begannen die Feuerwehrleute mit den Löscharbeiten. Cronjaeger informierte zudem über drei Großbrände. In Barsinghausen brannte im Frühjahr das Dach einer Sporthalle. Im November ging es ebenfalls nach Barsinghausen, als in einem Dämmstoff-Betrieb ein Feuer ausbrach. Drei Lagerhallen mit einer Gesamtfläche von 2.500 Quadratmetern standen in Flammen. Nach Abschluss der Löscharbeiten waren die Einsatzfahrzeuge und die Einsatzkleidung mit einer Rußschicht überzogen. Die Reinigung dauerte noch einmal Stunden. Sechs Menschen retteten die Feuerwehrleute aus gefährlichen Situationen. Zweimal kam leider jede Hilfe zu spät. Bei einem Verkehrsunfall zwischen Horsten und Ohndorf verbrannte die Fahrerin eines Opel Corsa, nachdem sie gegen einen Baum gefahren war. Die Feuerwehr hatte im Anschluss an die Unfallaufnahme die schwere Aufgabe, sie aus dem Auto zu bergen. Ebenfalls hilflos war die Feuerwehr, als sich ein Mann mit Kohlenmonoxid das Leben nahm. Unter Atemschutz drangen die Einsatzkräfte in die hermetisch abgedichtete und mit Warnschildern versehene Wohnung ein und holten den Mann heraus. Bei allen Einsätzen zeigte sich der gute Ausbildungsstand der Feuerwehrleute. Die Ausbildung wird, wie Zugführer Paul Dylla anfügte, zusätzlich zu den Einsätzen durchgeführt. 52 Dienste absolvierten die Mitglieder der Feuerwehr Bad Nenndorf. Neben dem kontinuierlichen Üben der Grundtätigkeiten wurde der Umgang mit allen Gerätschaften trainiert. Die Menschenrettung war ein besonderer Schwerpunkt, der über tragbare Leitern, die Drehleiter oder aus verunfallten Fahrzeugen realitätsnah geübt wurde. Bei zwei großen Einsatzübungen in Riehe und Bad Nenndorf probte die Wehr auch die Zusammenarbeit mit anderen Feuerwehren und dem DRK. Bei einem angenommenen Feuer in der Klinik Niedersachsen mussten 50 Personen gerettet werden. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die von den mehr als 200 Beteiligten gemeistert wurde. Die Jugendfeuerwehr um Jugendfeuerwehrwart Thomas Hoffmeister zählte zum Jahreswechsel 19 Mitglieder, darunter 12 Mädchen. 65 Mal trafen sich die Jugendlichen zu gemeinsamen Diensten und Aktivitäten. Feuerwehrtechnik und das Üben für die Wettbewerbe standen, wie auch die Gemeinschaft im Mittelpunkt. Beim Kreiszeltlager absolvierten 7 Jugendliche die Prüfungen zur Leistungsspange. Andreas Flemming von der Kinderfeuerwehr "Heiße Bande" betreut mit seinem Team momentan 14 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, die neben Spiel und Spaß auch eine Brandschutzerziehung erfahren. Der Fuhrpark der Ortsfeuerwehr, so Ortsbrandmeister Thomas Schweer, befindet sich in einem guten Zustand. Die fünf Fahrzeuge legten in 2011 insgesamt 9.187 km bei 594 Fahrten zurück. Die 26 Jahre alte Drehleiter wird von den Feuerwehrleuten gut gepflegt. Dennoch gibt Schweer zu bedenken, dass das Rettungsfahrzeug in den nächsten Jahren zum Austausch ansteht. Die Zahl der Aktiven liegt bei 51 und ist über die letzte Jahre angestiegen, jedoch ist die Tagesverfügbarkeit mit Sorge zu betrachten, so Schweer. Viele Feuerwehrangehörige arbeiten außerhalb der Stadt. Im Alarmfall stehen sie nicht oder zeitverzögert zur Verfügung. Zusammen mit der Verwaltung sucht die Führung der Feuerwehr nach Lösungsmöglichkeiten. Das Einbinden von Mitarbeitern der Samtgemeinde ist eine Option, die geprüft werde. Ebenso wie der duale Einsatzdienst. Mitglieder anderer Feuerwehren, die in der Stadt arbeiten, könnten bei Bedarf die Fahrzeuge besetzen. Grundlage wäre jedoch ein regelmäßiger gemeinsamer Ausbildungsdienst. Zusammen mit den Feuerwehren aus Riepen und Helsinghausen/Kreuzriehe wird dieser bereits regelmäßig praktiziert. Angesichts der Kosten führt das Vorhaben "Neubau eines Feuerwehrhauses" zu vielen Diskussionen in den Ausschüssen und Fraktionen. Schweer gab zu bedenken, dass Vergleiche nur mit Standorten von Feuerwehren sinnvoll sind, die über eine ähnliche Einsatzzahl und ein ähnliches Gefahrenpotenzial verfügen. Ebenso dürfe man die Planungen nicht mehr zu weit hinauszögern, da eine neue Drehleiter nicht mehr in das alte Gebäude passen dürfte. Auch die pauschale Kürzung der Haushaltsanforderungen für 2012 um 25 % stieß bei den Feuerwehrleuten auf Unverständnis. Die Einsatzkräfte bringen bereits Geld mit, unterstrich der Ortsbandmeister und nannte neben der privaten Zeit, auch die Anreise im eigenen Pkw mit den damit verbundenen Kosten, die Reinigung von Uniformen, ebenso Veranstaltungen oder Dienste. Die Feuerwehr werde gebraucht, so Samtgemeinde-Bürgermeister Bernd Reese, zumal im Mittelzentrum Bad Nenndorf zwei Drittel aller Einwohner der Samtgemeinde leben. Angesichts der knappen Kassen sei es unumgänglich, bei der Finanzierung Schwerpunkte zu setzen. Alle Anforderungen seien nicht umzusetzen, auch andere Kommunen müssen Budgets kürzen. Aus der Jugendfeuerwehr wurden Timo Baroth, Christian Kopka und Maximilian Verhouven in die Einsatzabteilung übernommen.

    Mit Bravour bestanden die Truppmann-Ausbildung die beiden Quereinsteigerinnen Martina Dylla und Jennifer Schweer, die der Ortsbrandmeister zu Feuerwehrfrauen ernannte. Oberfeuerwehrmänner sind nun Dennis Höger und Michael Kopka. Gemeindebrandmeister Friedhelm Möller beförderte Eike Elwert zum Oberlöschmeister und Ingo Scheibel zum Hauptlöschmeister. Für 25-jährige fördernde Mitgliedschaft erhielt Monika Schröder die Ehrennadel und für 40-jährige Unterstützung wurden das Kirchenkreisamt Rinteln, Helmut Jöstingmeier, Elisabeth Meier und Horst Wehmhoyer geehrt.Foto: ka

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