BAD NENNDORF (wa). "Wissen Sie, wie man sich nach dem Kontakt mit einer Qualle verhalten muss?" fragt Dr. Klaus Wilkens, Präsident der International Life Saving Federation of Europe (ILS-E) in die Runde. Da muss Rasierschaum drauf, lautet seine Antwort auf die von ihm selbst gestellte Frage. Gemeinsam an einem Tisch sitzen neben dem Generalsekretär der DLRG Ludger Schulte Hülsmann auch drei Vertreter aus Mazedonien. Einer von ihnen ist Sait Saiti, Generalsekretär des Mazedonischen Roten Kreuzes. Zusammengekommen sind sie im Rahmen einer Fachtagung für drei Tage im Bundeszentrum der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, mit insgesamt 65 Teilnehmern aus 19 Nationen. Saiti und Wilkens unterzeichneten einen Kooperationsvertrag, um Ausbildung und Sicherheit in Mazedonien mit Trainern und Fachwissen aus Deutschland zu erweitern und zu verbessern.
Die Initiative der ILSE ist Bestandteil des Partnerschaftsprojektes des Europäischen Parlaments und des Rates der Europäischen Union mit dem Titel European Qualification Framework (EQR). Zu deutsch: Europäischer Qualifizierungsrahmen. Dieser soll Bildungsniveaus definieren, die das gesamte mögliche Spektrum von Bildungsergebnissen abdecken soll. Er bildet ein Raster für den Vergleich nationaler Ausbildungsgänge und Qualifikationen: Eine Übersetzungshilfe um diese Qualifikationen vergleichbar und verständlich zu machen. Die Vertreter der nationalen Wasserrettungsorganisationen haben ein Konzept für einen achtstufigen Qualifizierungsrahmen entwickelt, der spezielle Ausbildungsgänge für Rettungsschwimmer, Ausbilder und Multiplikatoren für die Einsatzgebiete Schwimmbäder, Freigewässer und Küsten umfasst. Themenschwerpunkte vom 19. bis 22. Januar waren die ersten vier von insgesamt acht geplanten Qualifikationsstufen. "Auch wenn es in allen Ländern um das gleiche Ziel geht - Menschenleben retten - so sind die Methoden überall verschieden", berichtet Wilkens. Unter anderem üben sich Vertreter aus Italien, Spanien, Irland, Kroatien, Finnland, Slowenien und auch Mazedonien in Bad Nenndorf in der Theorie und Praxis. "Ich freue mich, dass wir mit dieser Kooperation den Kontakt intensivieren", sagte Saiti. Er wünsche sich, dass die Anträge vor den Fonds nun im Verbund gestellt werden können. Geplant ist die Schulungsstätte in Mazedonien mit erfahrenen Trainern zu unterstützen, um die Lebensretter auf dem neuesten Stand auszubilden. Ebenso in den Nachbarländern wie Albanien und Kroatien. "Es gibt dort wunderschöne Strände die gut besucht sind, hier besteht erhöhten Bedarf gerade an Strömungsrettern", informiert Wilkens, der sich bei einem Besuch in Mazedonien bereits ein Bild gemacht hat. Einer der schönsten Badestrände sei von einst vier Rettungsschwimmern auf heute 200 angestiegen. Hotels locken den Tourismus in das von Deutschen noch relativ wenig besuchte Land der Balkanhalbinsel.
Die ILSE hat das Vier-Stufen-System für das Rettungsschwimmen entwickelt und der Generaldirektion für Bildung und Kultur der EU bereits vorgelegt. Dieses habe das Konzept positiv gewürdigt und die ILSE sowie ihre nationalen Mitgliedsverbände aufgefordert, dieses den nationalen Bildungs- und Kulturbehörden zur Genehmigung zu zuleiten, so Martin Janssen, DLRG-Presseprecher. Der Europäische Qualifikationsrahmen ist in acht Stufen unterteilt. Reichen in der ersten Stufe noch grundlegende allgemeine Kenntnisse und Fertigkeiten aus, wird für die Stufe Acht die Beherrschung eines hochspezialisierten Wissensgebietes definiert. Ein weiteres Projekt solle nun die Stufen 5 bis 8 entwickeln.
Durch diesen Zusammenschluss können sich Touristen der EU-Länder dann auch sicher sein, bei einem Quallen-Angriff mit Rasierschaum behandelt zu werden. Foto: wa