1. Die Fusion der Volksbanken in Schaumburg ist abgesagt

    Heinz-Walter Wiedbrauck sagt Gepräche ab / Joachim Schorling überrascht

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    LANDKREIS (mh). Man ist sich einig gewesen, die geplante Fusion der beiden Volksbanken im Schaumburger Raum ist etwas ganz Besonderes. "Es wächst zusammen, was zusammen gehört!" Mit diesen Worten zitierte Heinz-Walter Wiedbrauck, Vorstandssprecher der Volksbank Hameln-Stadthagen, Willy Brandt. "Es handelt sich um eine freiwillige Fusion auf Augenhöhe", erklärte Reinhard Schreeck, Vorstandsmitglied der Volksbank in Schaumburg, im November des vergangenen Jahres, als die Hochzeitsglocken schon in den Ohren klingelten. Doch anstatt den Weg ab dem 1. Januar 2013 fortan gemeinsam zu schreiten, geht man nun doch wieder weiterhin getrennte Wege.

    Denn am vergangenen Dienstag klingelte das Telefon bei der Volksbank in Schaumburg. Die Fusionsverhandlungen sind abgesagt, alle weiteren Gespräche auf Eis gelegt, so die Mitteilung von Heinz-Walter Wiedbrauck von der Volksbank Hameln-Stadthagen. "Eine Fusion lebt vom Vertrauen", sagt Heinz-Walter Wiedbrauck, Vorstandssprecher der Volksbank Hameln-Stadthagen. "Dieses Vertrauen war nicht mehr gegeben." Konkret führt er Differenzen im Bereich der Risikostrategien sowie bei der Besetzung von Aufsichtsratsposten an. Zudem kritisiert er fehlende Kompromissbereitschaft seiner Kollegen. "In wie weit es nun an uns oder an denen gelegen hat, möchte ich nicht bewerten", sagt Heinz-Walter Wiedbrauck. Von der Absage der Fusionsverhandlungen zeigt sich auch Joachim Schorling, Vorstand der Volksbank in Schaumburg, überrascht. "Noch am Montag hatten wir das letzte gemeinsame Gespräch. Das nächste Gespräch war für diesen Donnerstag vereinbart", erklärt Joachim Schorling. Die Vorwürfe der unterschiedlichen Risikostrategien kontert er mit dem Hinweis, dass eventuelle Unterschiede schon seit längerem bekannt sein müssten und diese Frage eigentlich schon geklärt war. Für den Bereich der Besetzung der Aufsichtsratsposten war von beiden Banken schon längst eine paritätische Besetzung, jeweils zehn Mitglieder pro Bank, vereinbart. Durch das beiderseitig gewollte Vorziehen der Fusion, hätte es in einer Übergangsfrist eine Ungleichheit gegeben. Die Volksbank in Schaumburg hätte für zwei Jahre eine Mehrheit von zwölf zu zehn gehabt, anderenfalls hätten zwei Vorstände vorzeitig ausscheiden müssen. Und obwohl für diese zeitlich absehbare Situation Lösungsvorschläge präsentiert wurden, kam man nicht auf einen gemeinsamen Nenner. Nicht zum ersten Mal muss eine Fusion im Schaumburger Volksbanken abgesagt werden. Bereits 2003 scheiterte eine Fusion der fünf Volksbanken Bückeburg-Rinteln, Stadthagen, Obernkirchen, Kirchhorsten sowie Nordschaumburg. Fusioniert haben nur vier Institute. Die Volksbank Stadthagen zog sich aus den Verhandlungen zurück und kooperierte mit der Volksbank Hameln-Pyrmont, später fusionierten beide Banken. Aus den vier anderen Volksbanken entstand die Volksbank in Schaumburg. "Viele Sachen an denen die Fusion damals scheiterte sind heute wieder aktuell", sagt Heinz-Walter Wiedbrauck von der Volksbank Hameln-Stadthagen. "Damals wie heute wurde viel Arbeit investiert und vieles leider vergeudet. Deswegen haben wir gesagt, als wir merkten, es wird nicht besser, wir ziehen uns zurück." An die Adresse seines Kollegen gewandt, sagt Heinz-Walter Wied-brauck. "An seiner Stelle wäre mir das nicht passiert, dass die Verhandlungen so scheitern mussten." In der Volksbank in Schaumburg zeigt sich Joachim Schorling überrascht über die geplatzten Verhandlungen und die Aussagen aus Hameln. "Vor dem Ende der Verhandlungen den gemeinsamen Tisch zu verlassen ist für mich nicht nachvollziehbar. Wir haben alle als Aufsichtsräte eine Aufgabe zu erfüllen, losgelöst von persönlichen Aspekten." Andere Optionen gebe es für die Volksbank in Schaumburg derzeit nicht, berichtet der Aufsichtsrat. "Wir haben uns voll auf diese Sache konzentriert", sagt er. Dennoch, das Ziel einer gemeinsamen Volksbank für das Schaumburger Land hat sich für ihn noch nicht erledigt. Auch für seinen Kollegen steht fest, dass sich die Volksbank Hameln-Stadthagen nun "nicht gleich in ein neues Abenteuer stürzen würde", dennoch hat sich das Thema Fusion mit anderen Partnern für Heinz-Walter Wied-brauck nicht gänzlich erledigt. "Ich werde bestimmt wieder an einer neuen Story arbeiten", blickte er voraus. Trotz aller Unstimmigkeiten sind sich beide Vorstände einig, dass die geplante Fusion der Banken gut gepasst hätte und eine starke Volksbank in der Region für alle Beteiligten das Beste gewesen wäre. So hätte unter anderem die Marktposition deutlich verbessert werden können. Auch vor dem Hintergrund der auf die Banken zukommenden verstärkten Regularien von Seiten des Gesetzgebers, wäre die fusionierte Bank besser aufgestellt. Ob diese neuerlich gescheiterte Fusion nun der letzte Akt in der Geschichte zu einer gemeinsamen Volksbank in Schaumburg ist, ist noch offen. Oder um abermals Willy Brandt zu zitieren. "Die Geschichte kennt kein letztes Wort." Foto: privat

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