1. So manches der Kunstwerke kann viele kleine Geheimnisse offenbaren

    In der Nikolai-Kirche ist die Geschichte allenthalben lebendig / Bei einer Besichtigung gibt es viel zu entdecken

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    RINTELN (km). Auf die Spuren der Vergangenheit begibt sich praktisch jeder Besucher, der bei der Besichtigung der Nikolai-Kirche besondere Aufmerksamkeit walten lässt. So manches Exponat kann dabei ungeahnte Geheimnisse offenbaren. Interesse weckt nicht nur die Baugeschichte der Kirchenmauern: Besonders aussagekräftig und aufschlussreich sind auch die Details zu den geschichtsträchtigen Epitaphen, dem Orgelprospekt oder dem Taufbecken.

    Während über die "Accessoirs" eine Fülle zweifelsfreier Informationen verfügbar ist, gibt es gerade in bauhistorischer Sicht immer noch einige offene Fragen.

    So ist an vielen Stellen praktisch unbekannt, wer bis zum Ende des Mittelalters, also in den ersten rund 250 Jahren der Nikolai-Kirche, an den diversen Aus- und Umbauten überhaupt beteiligt war - auch wenn die lange Baugeschichte an den unterschiedlichen Stilelementen, die von der Romanik bis zur Spätgotik reichen, zum großen Teil ablesbar ist. An früheste Zeiten erinnern zum Beispiel das große Seitenportal und das darüber befindliche Radfenster im romanischen Stil. Das Volumen des Kirchenschiffs nahm vor rund 200 Jahren einmal um etliche Prozentpunkte ab - als anno 1810 der Fußboden, ebenso wie der komplette Kirchplatz, wegen der häufigen Weserüberschwemmungen um zirka 1,20 Meter erhöht wurde.

    Für die Geschichte der Gemeinde spielt Josua Stegmann eine prägende Rolle: Der Superintendent trug wesentlich dazu bei, dass sich die Reformation in Rinteln etablieren konnte. Stegmanns Bild befindet sich an der Stirnwand des linken Seitenschiffes.

    Im Gefolge der Reformation wurde das Innere der Kirche neu ausgestattet. Einen besonderen Platz nimmt der biblische Bildzyklus, die "Arme-Leute-Bibel", an der Orgelempore ein.

    Im Chorraum setzen Altar, Kanzel und das bronzene Taufbecken, das aus dem Jahre 1582 stammt, Akzente. Die Kanzel aus der Mitte des 17. Jahrhunderts ist mit der Figur des segnenden Christus geschmückt und gerahmt von den Evangelisten mit ihren tierischen Symbolen. Mittelpunkt der Kirche ist der Altar mit seinem dreiteiligen Retabel, dessen Haupttafel die Abendmahlsszene zeigt.

    Besonders ins Auge fallen die riesigen, prächtig gerahmten Epitaphe - keine überragenden Kunstwerke, aber gleichwohl historische Dokumente, die die ständige Nähe der Menschen zum allgegenwärtigen Tod illustrieren. Epitaphe, ursprünglich Grabinschriften zum Gedenken an einen Verstorbenen, wurden seit dem 14. Jahrhundert häufig nicht mehr an der Begräbnisstätte selbst, sondern eben auch an den Wänden oder Säulen einer Kirche angebracht. Die Künstler wurden dabei dafür bezahlt, dass sie in der von Heiligen gerahmten Szenerie ganze Familien bildlich verewigen - die in trostlosen Gegenwart gleichsam ihr Heil in der Hoffnung auf das Jenseits suchten. In der Nikolai-Kirche ist eine der dargestellten Familien in Rinteln nach wie vor wohlbekannt: Es handelt sich um die von Münchhausens. Foto: km

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