STEINBERGEN (ste). "Halt auf freier Strecke" heißt der Film, den der Hospizverein in Kooperation mit dem Metropol Theater in Steinbergen empfiehlt. In den vergangenen Jahren hat der Hospizverein bereits mehrmals sehr positiv mit dem Metropol Theater zusammen gearbeitet und interessante Filme nach Steinbergen geholt.
Der Film "Halt auf freier Strecke", der vom 19. bis 25. Januar gezeigt wird, wird vom Hospizverein besonders empfohlen. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Bei den 64. Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2011 hat der einzige deutsche Wettbewerbsfilm "Halt auf freier Strecke" den Hauptpreis in der renommierten Nebenreihe "Un Certain Regard" (in Deutsch "Ein gewisser Blick")gewonnen. Der Hospizverein möchte mit dem Film Menschen motivieren, sich mit all diesen Themen auseinander zusetzen, bevor man selbst oder im eigenen Umfeld betroffen ist. Betroffene machen häufig die Erfahrung, dass ihr Umfeld sie meidet. Häufig ist Unsicherheit der Grund dafür.
Im Film trifft Frank (Milan Peschel) und Simone (Steffi Kühnert) die Nachricht vollkommen unvorbereitet. Mit Worten, die immer wieder ausweichen, die stottern, die nach den richtigen Ausdrücken für das eigentlich Unaussprechbare ringen, teilt ihnen der Arzt die Diagnose mit, die einem Todesurteil gleichkommt: Frank, leidet unter einem Gehirntumor der ganz und gar bösartigen Art. Und aufgrund seiner Lokalisation kann der Tumor nicht operativ, sondern nur mittels Bestrahlung und Chemotherapie behandelt werden. Dennoch, so die Auskunft des Arztes, liegt die mutmaßliche Lebenserwartung Franks nur bei einigen Monaten.
Und auf die Frage Simones, wie man das denn den beiden gemeinsamen Kindern beibringen solle, reagiert der Arzt genauso hilflos. Was soll er auch sagen? Und so bleiben sie allein mit ihrem Elend, mit all ihrer Hilflosigkeit, ihrem Schmerz und mit Franks sich zunehmend verschlechterndem Zustand. Die Kinder müssen mit ansehen, wie der Vater zerfällt, wie sich seine Persönlichkeit verändert, wie die Eltern des Paares dem Auseinanderbrechen der Familie machtlos gegenüber stehen. Bis die Zeit des Abschieds kommt. Andreas Dresen neuer Film "Halt auf freier Strecke" ist harte Kost. Schonungslos beschreibt er das mühsame Sterben eines Mannes, der doch eigentlich noch eine lange Wegstrecke vor sich hat. Doch wie der Filmtitel es bereits vorwegnimmt, muss sich die Familie damit abfinden, dass ihnen diese Zeit nicht mehr bleibt. Vom ersten Moment an packt einen dieser Film, bleibt bis auf einige Ausflüge ins Absurde stets von beinahe dokumentarischer Qualität und glasklarer Unbarmherzigkeit, die emotional berührt und dafür sorgt, dass man diesen unglaublichen kraftvollen, ehrlichen und niederschmetternden Film mit einem dicken Kloß im Hals verlässt - nicht komplett niedergedrückt, aber mit einem sehr schweren Herzen.
Dennoch: Wer diesen Film aushält, sollte ihn auf gar keinen Fall verpassen. Wer ihn dann doch verpasst hat am 1. Februar in Bückeburg und am 8. Februar in Stadthagen (auch jeweils um 20 Uhr) nochmal die Möglichkeit.
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