RINTELN (ste). Es ist schon gute Tradition, dass Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz im Rahmen des Neujahrsempfangs im Brückentorsaal Menschen dankt, die einen guten Teil ihrer Zeit dem ehrenamtlichen Engagement widmen. Die Ortsräte haben dazu Gäste vorgeschlagen, die in besonderer Weise bürgerschaftliches Engagement vorgelebt haben. Die zweite Gruppe der Gäste beim Empfang sind die "Neubürger" der Stadt, immerhin 687 volljährige Neubürger wurden zum Empfang eingeladen, 77 kamen. Ihnen bot der Bürgermeister an: "Rufen Sie mich im Rathaus an, wenn ihnen etwas auffällt, dass man verbessern könnte."
Beispielhaft für alle Ehrenamtlichen nannte Buchholz Irmtraud Exner vom DRK-Ortsverein, die mit einigen ihrer treuesten Blutspender kam. "Manche Spender haben schon mehr als 100 Mal Blut gespendet. Bei einem halben Liter Blut pro Spende sind das immerhin 50 Liter Blut, die für die Gesundheit anderer zur Verfügung gestellt wurden."
Unter den Gästen waren auch ehrenamtlich tätige Mitglieder des Vorstandes der "Stiftung für Rinteln", die sich im letzten Jahr unter anderem für "Bücher statt Fernsehen" und Badespaß für Kinder von mittellosen Eltern einsetzte. Hilfe kam von der Stiftung auch nach einem Anruf von Sven Rundfeldt, Fachobmann Musik im Gymnasium Ernestinum. Tatevic Oganissian ist eine seiner Schülerinnen und sie verfügt über ein besonderes Gesangstalent, dass erst durch professionelle Förderung noch ausgebaut werden kann. Die "Stiftung für Rinteln" half mit einer Anschubfinanzierung für den Gesangsunterricht. Tatevic Oganissian überzeugte bei einer Gesangsdarbietung die Gäste im Saal davon, dass das Geld gut investiert ist. Ebenfalls für die musikalische Umrahmung des Programms sorgte das Jugendblasorchester der Stadt Rinteln unter der Leitung von Martin Nagel.
Wie gut die konjunkturelle Situation der Wirtschaft derzeit ist, ist im Industriegebiet Süd spürbar. 2010 die Erweiterungsgebäude der Firmen Rolec und Eurodisplay, jetzt der Neubau der Firma "Stüken". Auf 13.000 der insgesamt 90.000 Quadratmeter von der Stadt Rinteln erworbenen Fläche steht inzwischen der Rohbau des ersten Bauabschnittes des neuen Stüken-Werkes. Die Stadt Rinteln habe einige Steine aus dem Weg räumen müssen, aber es habe sich gelohnt: "Für mich ist dieses Projekt ein ganz wichtiges Bekenntnis zum Industriestandort Rinteln." Unübersehbar ist auch der neue Landhandel der Raiffeisen-Lippe-Weser AG auf dem von der Volksbank Schaumburg vermarkteten ehemaligen Braas-Gelände. Hier kann in diesem Jahr die erste Ernte eingefahren werden. Die Stadt Rinteln trägt ebenfalls zur Entwiklung des Geländes bei und hat bereits den Auftrag für den Bau eines Kreisels und einer Verbindungsstraße zwischen Braasstraße und Siemensstraße erteilt.Als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk habe er als Bürgermeister die Entscheidung der Firma RKR empfunden, sich auf dem ehemaligen Braasgelände niederzulassen.
Der Wechsel in der Konjunktur schlägt sich in Rinteln ganz besonders schnell auf den Haushalt aus. Die Wechsel zwischen kalter Dusche und warmem Regen kommen sehr schnell, stellte der Bürgermeister heraus. Die Konsolidierungsbemühungen der Stadt zeigen erste Früchte, die kurzfristigen Kassenkredite konnten auf 0 Euro gesenkt werden. "Den größten Konsolidierungsbeitrag hat dabei unser städtisches Personal geleistet, dass in der Verwaltung in den letzten 15 Jahren um etwa ein Drittel und im Baubetriebshof um ein Fünftel reduziert wurde." Damit komme man jedoch als serviceorientierte Verwaltung an seine Grenzen, so Buchholz. 10,5 Millionen Euro langfristiger Kredite allein bei der Stadt lassen keinen Grund zur Euphorie zu. Städte und Gemeinden ständen immer noch am Ende der finanziellen Nahrungskette in Deutschland, deren Einnahmen generell zu gering und zu schwankend seien.
In Rinteln sei man in Sachen "Familie und Beruf" ein gutes Stück vorangekommen im letzten Jahr.
Krippenplätze wurden in Möllenbeck und in der Breiten Straße ausgebaut, die Grundschulen zu Ganztagsschulen umgebaut. Doch das große Angebot hat auch seinen Preis; 3,2 Millionen Euro muss die Stadt zuschießen. Neben der zeitlichen Komponente wurde auch die Qualität gesteigert. So zieht die Technik mit Smartboards und leistungsfähigen Servern mehr und mehr ein in die Schulen. Haupt- und Realschule werden zukünftig in Form einer vom Land Niedersachsen stark protegierten Oberschule zusammenarbeiten. Nicht die erste Wahl für Rinteln, wie Buchholz feststellte, denn mehrheitlich wollte man an einer vom Land abgelehnten IGS festhalten. Die Zustimmung zur Oberschule traf der Rat daher auch nur unter der Voraussetzung, dass der Unterricht in der Oberschule weitestgehend schulformübergreifend organisiert ist.
Neben der energetischen Sanierung von stadteigenen Gebäuden zur Einsparung von Energie setzt Rinteln auch auf seine Stadtwerke, wenn es um CO2-Einsparungen geht. Dezentrale Energieversorgung durch Blockkraftheizwerke unter massivem Ausbau der regenerativen Energien war und ist das Gebot der Stunde: "Unsere Stadtwerke haben das verstanden!" Schon jetzt werden im Netz der Stadtwerke jährlich etwa zehn Millionen Kilowattstunden Strom aus regenerativen Quellen oder aus Blockkraftheizwerken eingespeist.
Eine neue Bürgersolaranlage soll etwa 800.000 kWh Sonnenstrom produzieren und noch können sich Bürger daran beteiligen. Um langfristig im Wettbewerb bestehen zu können, haben die Stadtwerke auch den Trend zur Rekommunalisierung erkannt und verfolgen ihn konsequent. Neue Netzwerke werden gegründet, um gemeinsam stark zu sein.
Durch den Kauf des "Alten Hafens" und die neue Weserpromenade kann die Weser für Besucher erlebbarer gemacht werden. Gebaut wird aber auch in den Rintelner Ortsteilen im Rahmen der Dorferneuerung in Deckbergen-Schaumburg-Westendorf und Hohenrode. Durch harte Verhandlungen mit der Telekom konnte auch der Ausbau des DSL-Netzes vorangetrieben werden. Waren es anfangs noch 900.000 Euro, die die Telekom als Rintelner Anteil ankündigte, blieben davon 20.000 Euro übrig: "Gut investiertes Geld!"
Wichtig für Rinteln und seine Bürger ist auch das neue Gebäude der DRK-Rettungswache an der Steinberger Straße. Eine verkehrsgünstige Stelle und die Besetzung mit einem Notarzt ist von großer Bedeutung, so Buchholz.
Der demografische Wandel stellt die Stadt vor neue Herausforderungen. Die Infrastruktur in Rinteln mit seinen 18 Ortsteilen ist groß und immer weniger Menschen nutzen diese Strukturen. Damit sich die Ortsteile nicht zu reinen Wohndörfern entwickeln, will die Stadt gegensteuern. Der notwendige Anpassungprozess soll allerdings von innen heraus entstehen, so beispielsweise bei den Feuerwehren, für die ein Entwicklungsplan mit externer Hilfe erarbeitet werden soll: "Feuerwehrleute sind bekanntermaßen Menschen, die sich neuen Herausforderungen stellen!" Auch die Sportvereine lasse man seitens der Stadt nicht im Regen stehen und helfe gemeinsam mit dem Landessportbund und dem Kreissportbund bei der Erarbeitung einer Sportentwicklungsplanung für bedarfsgerechte Angeboten.Foto: ste