AUETAL (us). Am Sonntag gegen 0.20 Uhr ist auf der Autobahn 2 zwischen Bad Eilsen und Rehren ein Viehtransporter mit insgesamt 167 Schweinen an Bord – 50 auf einem Lkw und 117 auf einem Anhänger – verunglückt. Der 39-jährige Fahrer war mit dem Lkw-Gespann in der Nacht auf dem rechten Fahrstreifen der Autobahn in Richtung Berlin unterwegs. Etwa einen Kilometer hinter der Anschlussstelle Bad Eilsen geriet der Lkw-Anhänger in einer leichten Rechtskurve auf regennasser Fahrbahn ins Schlingern und kam nach rechts von der Fahrbahn auf den Grünstreifen ab. Der Fahrer versuchte, den Lastzug durch Gegenlenken und Beschleunigen zu stabilisieren, dies misslang jedoch. Der Anhänger kippte auf die linke Seite und blieb auf der rechten Fahrspur liegen. Dadurch konnten 15 der 117 Schweine, die auf dem Anhänger transportiert wurden, durch eine Lücke im zerstören Dach ausbüxen und liefen über die Fahrbahn. Die alarmierten Feuerwehrleute konnten die Tiere mithilfe von Steckleitern und ihren bloßen Händen einfangen und kesselten sie zwischen den Leitern ein. Die Polizei hatte die Autobahn inzwischen voll gesperrt.
Bis zum Eintreffen eines Ersatz-Viehtransporters, der aus Hamm kam, hüteten die Feuerwehrleute die Schweine in dem provisorischen Gatter. Der angeforderte Amtstierarzt des Landkreises Schaumburg, Dr. Ulf Güber, kletterte über eine Leiter auf den verunglückten Anhänger und versuchte, sich von dort aus einen Überblick zu verschaffen.
"Ich kann keine stark blutenden Tiere feststellen. Ich denke, dass die meisten Schweine nahezu unversehrt sind. Da haben wir schon Schlimmeres erlebt", stellte Güber fest. Gemeinsam mit Einsatzleiter Andreas Mohr von der Feuerwehr Bad Eilsen und dem stellvertretenden Kreisbrandmeister, Rainer Kuhlmann, besprach der Veterinär das weitere Vorgehen. "Vor einer solchen Situation haben wir auch noch nie gestanden", stellte Kuhlmann fest. "Wir müssen schauen, wie es uns gelingt, die Schweine aus dem Anhänger auf den Ersatztransporter umzuladen. Wir wissen schließlich nicht, wie die Tiere reagieren, wenn wir die Ladeklappen öffnen." Die Nervosität war groß. Mehr als eine Stunde warteten die Einsatzkräfte auf das Ersatzfahrzeug. Kurz zuvor war bereits der Chef des Viehtransportfahrers eingetroffen, der schnell wusste, was zu tun war. "Wir stellen den Ersatztransporter rückwärts vor den Anhänger, öffnen die Klappe und treiben die Tiere auf den Transporter. Dazu müssen nur die Seiten durch Männer mit Fluchtbrettern und Leitern gesichert werden", so der Viehhändler. Zur Überraschung der Einsatzkräfte, kam ihnen keines der zweieinhalb Zentner schweren Mastschweine entgegen, als sie die Klappe des Viehtransporters geöffnet wurde. Die Tiere lagen verängstigt übereinander und mussten mit großem Kraftaufwand aus dem Hänger getrieben werden. Der Veterinär sah sich jedes einzelne Tier an. "Auch bei Schlachtvieh gilt das Tierschutzgesetz, und ich muss überwachen, welche Tiere noch transportfähig sind und welche eventuell getötet werden müssen", erklärte Güber.
Gut zwei Stunden dauerte das Verladen der Tiere. Von den 117 Schweinen war durch den Unfall ein Dutzend Tiere getötet worden, ebenso viele mussten notgeschlachtet werden.
Die Autobahn blieb bis 6.30 Uhr voll gesperrt. Der Verkehr wurde ab Bad Eilsen über die Landesstraße 443 umgeleitet. Zu nennenswerten Verkehrsbehinderungen kam es nicht. Die Höhe des entstandenen Sachschadens an dem Anhänger beläuft sich ersten Schätzungen zufolge auf rund 5.000 Euro. In den vergangenen zwei Wochen war dies der fünfte schwere Unfall in dem Streckeabschnitt auf der A2. Drei Menschen ließen dabei ihr Leben. Fast immer ist zu hohe Geschwindigkeit die Unfallursache. Vielleicht regt das die Diskussion um die Blitzanlage, die der Landkreis errichten wollte, aber nicht darf, wieder an. Foto: us