1. Von echter Gemütlichkeit und den Tücken einer Stadt

    Kurztrip nach Amsterdam / Viel Sehenswertes und schnell an der Küste

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    Von Schaumburg aus, ist Amsterdam wirklich nur einen Katzensprung weit entfernt. Über die A2, kurz durch Bad Oeynhausen Richtung Osnabrück und "schwupps" hat man Deutschland verlassen. Perfekt also für einen Kurztrip über Silvester.

    Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein: Unterwegs auf der Autobahn 1 durch die Niederlanden sind rechts und links des grauen Betons weite Wiesen zu sehen. Auf ihnen grasen einträchtig Schafe und Pferde. Mittendrin genießen Graugänse ihre vierbeinige Gesellschaft. Vereinzelt stehen kleine, schmucke Häuschen bedeckt mit Reetdächern. Landwirtschaft wird bei den Niederländern groß geschrieben. Nahezu an jedem dieser Wohnhäuser sind Ställe zu finden. Ein idyllisches Bild. Einzig die Spritkosten, stolze 1,70 Euro trüben ein wenig den ersten Eindruck. Damit erklärt sich allerdings auch die Philosophie der "Oranjes": Fahrräder haben immer Vorfahrt. Wer mit dem Auto in die Stadt möchte, zahlt gut und gerne vier Euro pro Stunde für einen Parkplatz – vorausgesetzt natürlich er findet überhaupt einen. Gut beraten ist der, der an seinem Hotel einen kostenlosen Stellplatz bekommt. Dieser Service ist allerdings eher außerhalb des Centrums und Bereiches Nieuwmarkt zu finden. Die nächste Tücke erwartet einen bei der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Für elf Euro ist ein 48-Stunden Ticket erhältlich, ideal für Wochenendbesuche. Die Karten sind allerdings, anders als bei uns nicht nur einmal zu entwerten, sondern immer dann wenn man die Bahn betritt und ebenso beim Aussteigen. In der U-Bahn-Zone kann dieses elektronische Verfahren schon mal zum Verhängnis werden. Vergisst man bei Fahrtantritt sich zu registrieren, steht "unter Tage" plötzlich vor einem unpassierbaren Drehkreuz. Zum Glück gibt es nette Wachmänner.

    Im Centrum angekommen, weht einem eine Mischung aus Haschisch und Käse um die Nase. Die Kiff-Touristen sind leicht zu erkennen: Schlabber-Outfit mit Rucksack, rote Augen und etwas verlangsamte Bewegungen. Großer Beliebtheit, vor allem bei den Coffee-Shop Besuchern, erfreuen sich Strickmützen in allen Farben mit Seitenklappen und Bommel. Nicht zu vergessen : der Amsterdam-Schriftzug. Ähnlich toll wie die Stofftaschen mit Hauptstadt-Aufdrucken, die symbolisieren "Schaut her, in dieser Stadt war ich schon mal". Wer niederländische Lebensart sucht, der muss durch die wenig belebten Gassen der Stadt ziehen. Große Fenster ohne Vorhänge sind das Markenzeichen der oft sehr schmalen und schiefen Häuser. Jeder Fußgänger darf einen Blick in die Räume der Bewohner erhaschen. Meist ist es die Küche mit integriertem Wohnzimmer. Alles steht akkurat an Ort und Stelle. Und wenn man es nicht besser wüsste, man würde denken hier wohnt niemand, hier sind Möbelausstellungen zu sehen. In etwa so, als schlendert man durch ein schwedisches Einrichtungshaus. Deshalb wird wohl auf Sichtschutz verzichtet – die Niederländer zeigen gern was sie haben. Anders als beispielsweise in Venedig sind die Grachten weniger belebt. Vereinzelt schippern Touristen-Boote über das Wasser. Häufiger zu sehen sind Hausboote. Viele heruntergekommene, aber auch einige die wie Einfamilienhäuser liebevoll hergerichtet sind. Sehenswert ist der "Museum and Fashion District", eine der schönsten Gegenden der Stadt. Das Stedelijk-, Van-Gogh- oder Rijksmuseum wartet ebenso auf Besucher, wie die Hofstraat mit ihren vielen Boutiquen der üblichen Designer-Verdächtigen. Echte Gemütlichkeit findet sich in den vielen kleinen Cafés. Empfehlenswert ist das Café Langereis, Amstel 202. Hier genießt der Reisende einen cremigen Café au Lait beispielsweise mit einem Stück hausgemachtem Kuchen. Die durchgesessenen Holzmöbel, die alten Bücher und ein Globus als Dekorationsobjekt - alles passt zusammen und versprüht eine gehörige Portion Vintage-Charme. Stammgast auf einem der gepolsterten Stühle ist die schwarz-rot-weiße Katze der Café-Besitzerin. Von den vielen streichelnden Händen lässt sie sich keineswegs aus der Ruhe bringen.

    Wie im Cafe Langereis, gibt es rund um den Jahreswechsel überall in der Stadt die frittierte Spezialität "Olliebollen" zu kaufen. Eine Art Krapfen mit Rosinen und Äpfeln. Zünftiger wird es da eher mit "Kaas belegde Broodjes". Frau Antje lässt grüßen. Amsterdam ist eine pulsierende Stadt. Wer es ruhig mag, der ist hier gerade an Silvester schlecht beraten. Geböllert wird was das Zeug hält. Alljährlich findet im großen Stil das "Oud en Nieuw Feest§ im Freien am Museumsplein statt. Musiker und Show-Acts verkürzen die Zeit bis zum großen Countdown. Weniger turbulent ist es, wenn man die 30-minütige Fahrt nach Zandvoort an die Nordseeküste auf sich nimmt. Warme Kleidung ist angesagt, wer am Sandstrand das Feuerwerk erleben möchte. Ansonsten ist Zandvoort wie ausgestorben, hier dominieren die Privat-Partys in den eigenen vier Wänden.

    Etwa drei Stunden entfernt erlebt der echte Schaumburger, obwohl welterfahren, einen klitzekleinen Kulturschock. Andere Länder, andere Sitten.

    Foto/Text: wa

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an