1. Eine Tischlerfamilie macht den Anfang

    Historiker berichtet über Auswandererschicksale von Menschen aus dem Deister-Sünteltal

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    ALTENHAGEN II (al). Vor 145 Jahren machten sich zwei Knechte auf einen weiten Weg. Warum Heinrich Garbe und Christian Oberheide ihrem Heimatdorf Altenhagen II den Rücken kehrten und ihr Heil in Amerika suchten, hat bislang auch Historiker Kai Witthinrich nicht herausfinden können. Aber neben diesen beiden Namen stieß er auf eine ganze Reihe weiterer Menschen, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts auswanderten.

    Witthinrich berichtete jetzt vor dem Arbeitskreis "Altenhäger Dorfgeschichte(n)" über den Stand seiner Forschungen. Seit Monaten recherchiert er in Archiven und Kirchenbüchern, im Internet und durch persönliche Gespräche bei Nachfahren über Leute, die aus dem Raum Bad Münder und dem nördlichen Sünteltal sich auf eine langwierige Reise ins Unbekannte machten.

    Nach 1844 begann die Welle, die der Historiker allein auf rund 500 Personen im Raum Lauenau schätzt. Eine Tischler-Familie mit fünf Kindern aus Messenkamp machte den Anfang. 1846 erreichte die Auswanderung mit allein 150 Personen nach Missernten einen Höhepunkt. Den höchsten Bevölkerungsschwund erlebte auf diese Weise Messenkamp mit 17 Prozent.

    Während aus dem Stadtgebiet Bad Münder verhältnismäßig wenig Menschen ihre Habe packten, war die Zahl in Lauenau und dessen Umgebung deutlich höher. Der Historiker vermutet als einen Grund die Grenzsituation des Amtes Lauenau als "Zonenrandgebiet": "Die hessische Grafschaft Schaumburg war ja Ausland."

    Ursachen für den Startversuch in der neuen Welt könnte zudem Arbeitslosigkeit gewesen sein: Auffallend viele Leineweber seien gegangen – als mögliche Folge der Industrialisierung in der Textilbranche.

    Doch auch in Bauernfamilien dürfte sich mangels Zukunftsaussichten bei mehreren Kindern die jüngeren Söhne für den Fortzug entschieden haben.

    Noch sammelt Witthinrich Material für ein Buch, das sich mit dem Thema und vielen konkreten Beispielen befassen wird. So bat er auch in Altenhagen II, ihn über Familiendokumente oder ausgewanderte Vorfahren in Kenntnis zu setzen. Seine gut 20 Zuhörer aber hat er bereits neugierig gemacht: Etwa zwei Drittel seines Buches, so nimmt er an, werde sich mit den Auswanderen in und um Lauenau befassen: "Da sind ganz spannende Geschichten dabei." Foto: al

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