1. Schenken kann ganz einfach sein

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    Weihnachten dreht sich doch eigentlich alles um Geschenke. Ob groß oder klein, für viel Geld gekauft oder von Herzen selbstgebastelt. Viele Menschen definieren sich über die Größe ihres Präsentes an die Familienmitglieder. Gerade für den Partner muss es besonders opulent ausfallen. Und so überlege ich nun auch schon eine Weile, was ich meinem Liebsten denn am Heiligen Abend unter das Bäumchen lege. Okay, ich muss zugeben - so lange grübele ich noch nicht darüber. Einfach deshalb, weil in der Vorweihnachtszeit eben besonders viel Stress die Tage bestimmt. Am Abend bin ich froh, wenn ich nach all den zu erledigenden Dingen aufs Sofa falle und entspannen kann. Das heißt, entspannen kann ich nicht wirklich. Spätestens dann bekomme ich ein schlechtes Gewissen, dass ich immer noch keine Geschenke eingekauft habe. Sicherlich geht es nicht nur mir so.

    Unter all den verschiedenen Charakteren der Menschen, gibt es genauso viele unterschiedliche "Schenk-Typen". Mein Bruder zum Beispiel, er hat irgendwann angefangen keine willkürlichen Mitbringsel zu besorgen, sondern jedem von uns das Selbe zu kredenzen. Kredenzen passt in dieser Hinsicht gut, da er gern mit Nudelholz bewaffnet in der Küche steht und uns Lebkuchen nach Omas altem Rezept backt. Dazu kommen für jeden noch die gleichen "Extras" dazu. In einem Jahr waren das beispielsweise dicke Wollsocken. Hübsch verpackt und mit Liebe verschenkt. Eine tolle Idee wie ich finde - vorallem stressfrei. Letzteres passt in diesem Fall nicht wirklich für mich. Wenn ich nämlich anfange zu backen, endet dies meist mit einer völlig zu geklecksten, mit Teig verschmierten Küche. Dazu habe ich noch die Angewohnheit sämtliche, in den Schränken befindlichen Rührschüsseln, Löffel und anderes Back-Gedöns hervorzukramen, welches hinterher natürlich wieder gereinigt werden will. Dann steht man da mit seinem Talent. Aber mein Bruder, der kann das und es schmeckt auch noch verdammt lecker.

    Wiederum gibt es Präsente-Kauf-Typen wie meinen Vater: Der weiß, meine Mutter mag ein Parfüm einer ganz bestimmten Marke. Jetzt kann sich jeder denken was am Heiligabend unter dem Christbaum liegt. Richtig. Genau diese Note. Jedoch in allen möglichen Variationen. Bodylotion, Eau de Toilette und Duschgel. So sind Männer halt. Gönnen wir ihnen den Spaß. Oder besser gesagt, seien wir mal nicht zu streng. Viele Herren schenken eben nach dem Motto: Was einmal gepasst hat, das passt auch im nächsten Jahr. Über einige wenige Versuche mit meinem Vater loszugehen und etwas "Neues" für meine Mutter zu kaufen, möchte ich nicht weiter eingehen. "Das tauscht sie eh wieder um" grummelt es. Ja und irgendwie hat es wirklich nie geklappt. Spätestens im neuen Jahr sind die beiden losgefahren, um das vermeintlich "tolle" Geschenk in etwas Nützliches zu tauschen.

    Die wahren Präsente-Profis sind und bleiben die "Muttis" dieser Welt. In meiner Kindheit habe ich stets ein wahres Geschenke-Paradies vorgefunden. Die helle Vorfreude, wenn ich am Vormittag mit ihr den Baum geschmückt habe und es kaum erwarten konnte, dass endlich Bescherung ist. Abends im Bett liegend fiel das Einschlafen dann schwer, weil sich die Gedanken immer noch um all die spannenden Spielsachen drehten. Dass man als Kind Weihnachten anders wahrnimmt ist nichts Neues. Mit jedem kommenden Lebensjahr wird es leider weniger. Bereits im Teenager-Alter ernten die Verwandten für reine Geldgeschenke wahre Freudensprünge. Schließlich können Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel irgendwann nicht mehr wirklich erahnen, was ein Heranwachsender unheimlich gerne hätte. Und selbst wenn, es ist sowieso immer das Falsche.

    Heute, kurz über Mitte 20, spielt sich folgende Szene ab. Meine Mutter fragt: "Was wünscht du dir denn?" Es folgt eine lange Liste an Dingen, die man eben als Erwachsener so benötigt. Darauf ihre Antwort: "Gut, also Geld". Sind größere Anschaffungen geplant, freut man sich schließlich über jeden zusätzlichen Cent, den man nicht selbst wuppen muss. Die Spannung geht da natürlich völlig verloren. So klammert man sich also an den Gedanken, dass einem der Liebste etwas total Ausgefallenes, Bahnbrechendes, nie Dagewesenes unter den Baum legt. Ich selbst ordne mich sowieso dem "Individuellen-Geschenke-Aussuch-Typen" zu. In den gesamten elf Monaten vor Weihnachten versuche ich herauszufinden, was Verwandte und Freunde gebrauchen könnten. Oder ich besorge lustige Dinge, die nicht wirklich von Nöten sind. Ich bin jemand, der unheimlich viel Spaß daran hat, die kleinen und großen Mitbringsel hübsch zu verpacken. 0815-Papier kommt mir nicht ums Präsent. Genug geredet. Es zählen Fakten: Ich habe in diesem Jahr wirklich noch kein einziges Geschenk. Die guten Vorsätze habe ich ganz klammheimlich an die Seite geschoben.

    Ich glaube, ich versuche es an diesem Weihnachtsfest doch einmal nach Bruder-Manier. Im Internet werde ich nach Rezepten für extravagante Pralinen suchen und meine Küche in ein riesiges Schlachtfeld verwandeln. Dann fahre ich los und besorge mir weiterverwendbare Geschenkverpackungen: Vielleicht eine Tasse, die für den täglichen Morgenkaffee dient. Eine Blumenvase, eine Müslischüssel und andere Gefäße mit hohem Nutzungsgrad. Zwar auf den letzten Drücker, aber am Ende doch alles mit ganz viel Liebe und Köpfchen verschenkt.

    Ich wünsche allen Lesern ein besinnliches und fröhliches Weihnachtsfest. Vielleicht liegen diesmal die wirklich passenden Geschenke unter dem Baum.

    Sandra Walschek

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