1. Die Bescherung gab es immer erst am ersten Weihnachtstag

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    RINTELN (km). Weihnachten... hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zu einer Art Konsum-Rausch entwickelt. Bei der Jagd nach Schnäppchen und Geschenken ist die Besinnlichkeit längst auf der Strecke geblieben. Nur wer Glück hat, kann sich nach einem hektischen heiligen Abend mit Würstchen und Kartoffelsalat auf eine stille, heilige Nacht freuen. Aber war das "früher" wirklich anders?

    Über seine Erinnerungen an die Nachkriegszeit berichtete unlängst Rintelns Ehrenbürgermeister Friedrich-Wilhelm Hoppe. Dabei wurden zunächst einige unerwartete "Rahmenbedingungen" deutlich: Die Einwohnerzahl in Rinteln zum Beispiel hatte sich in nur wenigen Jahren von fünf- auf zehntausend erhöht. Der Grund: In Vlotho gab es wegen einer defekten Brücke einen Flüchtlings-"Rückstau", so dass Abertausende Menschen aus den Ostgebieten unversehens statt im Ruhrgebiet an der Weser eine neue Heimat fanden.

    Überraschend war auch der nachgerade unglaubliche Kinderreichtum: Allein in der Brennerstraße, erinnerte sich Hoppe, habe es damals rund 250 Kinder gegeben - die fast alle mit der Dampfmaschine spielen wollten, die er zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte. Auch sei es nicht ungewöhnlich gewesen, dass alle Kinder auf dem gleichen Drahtesel das Fahrrad-Fahren gelernt hätten.

    Besonders kurios war Hoppes Reminiszenz an den Ablauf der Weihnachtstage: Selbst da es zu der Zeit nicht viel gegeben habe, sei der Heilige Abend bei den Hoppes praktisch ausgefallen - weil noch am gleichen Tag die ersten Nachbarn angekommen seien, um in dem Textilgeschäft der Familie an der Brennerstraße ihre Geschenke umzutauschen. So konnte die Bescherung bei den Hoppes halt erst am ersten Weihnachtstag statt finden. -

    Ach ja: Würstchen und Kartoffelsalat soll es nicht selten auch in der Nachkriegszeit bereits am Heiligen Abend gegeben haben. Foto: km

    Bild_01: Konsumrausch oder winterlich-weihnachtliche Besinnlichkeit in der Rintelner Fußgängerzone - das kann letzten Endes doch jeder für sich selbst entscheiden.

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