1. Erstaunliche Rückkehr nach 150 Jahren

    Heimatbund stellt Original-Ofenplatte aus dem Rodenberger Schloss vor

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    RODENBERG (al). 455 Jahre nach dem Einbau und gut 150 Jahre nach ihrem Verschwinden hat eine Ofenplatte wieder ihren Platz am historischen Standort erhalten. Zwar wärmt sie nicht mehr die Hände ihrer Betrachter; aber das gusseiserne Stück verrät eine Menge aus der Vergangenheit. Jetzt hängt sie im Museum des Rodenberger Heimatbunds – vielleicht nur wenige Meter von ihrem ursprünglichen Platz entfernt.

    Die Geschichte um das hauswirtschaftliche Relikt ist fast so spannend wie ein Kriminalroman. Dabei bedurfte es der Akribie der Kunsthistorikerin Angelika Geiger, die jetzt einem staunenden Publikum allerlei Fakten um diesen linken Teil eines dreiseitigen Kastenofens vorstellte. Dieser strahlte die Heizwärme in eine Stube ab, wurde aber von einem Nebenraum befeuert. Verziert ist die 82 mal 72 Zentimeter große Platte mit den Wappen von Wilhelm VI. und dessen Ehefrau Hedwig-Sophie.

    Dem hessischen Landgrafen war die Grafschaft Schaumburg nach der Teilung im Jahr 1648 zugefallen. Wilhelm residierte in Kassel und Marburg, dürfte aber wiederholt in seiner norddeutschen Exklave gewesen sein. Möglicherweise sogar im Entstehungsjahr des Ofens, 1656. Denn im gleichen Zeitraum wurde der erste Schaumburger Hessen-Pfennig geprägt sowie Kanzleiordnung und Schulordnung erlassen. Solche politisch wichtigen Ereignisse dürften die Präsenz des Landesherrn verlangt haben.

    Diese Theorie vertritt zumindest Geiger, die inzwischen auch die Existenz dreier identischer Ofenplatten nachweisen konnte: in der Wilhelmsburg in Schmalkalden sowie in musealen Sammlungen in Düsseldorf und Marburg. Diese Platten sind 1653, 1662 und 1669 entstanden. Ob ihnen das gleiche Holzmodel zugrunde liegt, erfährt die Expertin jedoch erst in etwa eineinhalb Jahren. Das vermutete Exponat ist wegen umfangreicher Umbauarbeiten in Marburg momentan fest verpackt und eingelagert.

    Was aber geschah 1859 mit diesem Ofen? Das Schloss und mit ihm etliche Häuser in der Umgebung wurden ein Raub der Flammen. An der Platte deuten Spuren darauf hin: Selbst der schwere Guss muss ungeheurer Hitze ausgesetzt gewesen und dabei an seinem Rand geschmolzen sein. Jedenfalls sind die Initialen des Landgrafen nicht mehr zu entziffern. Daneben aber lässt sich noch "HSLH" für Hedwig-Sophie Landgräfin (zu) Hessen erkennen.

    Es ist bekannt, dass sich Rodenberger Bürger aus Trümmern und Brandschutt bedient hatten. Sandsteinquader dienten als neue Fundamente. Auf diese Weise mag die Ofenplatte in den Besitz einer Familie gewandert sein. Deren Nachfahren hatten sie jetzt dem Heimatbund zum Kauf angeboten. Der Vorstand musste schnell tätig werden, um einer möglichen Veräußerung an einen Antiquitätenhändler zuvor zu kommen. Rasch ermittelte Vorsitzender Henning Dormann die historische Bedeutung des Stücks und gewann die Schaumburger Landschaft als Geldgeber.

    Der historische Standort des Ofens bleibt Spekulationen vorbehalten. Vielleicht aber befand sich dieser nur wenige Meter vom neuen Platz entfernt. Im rechten Winkel vom heutigen Ständehaus ging ein Trakt mit Wohnungen ab. Genau in der Ecke lassen sich heute noch die Reste eines Kamins erkennen. Vieleicht wurde der Ofen von dort befeuert.

    Interessierte können demnächst sich ausführlicher über den jüngsten Museumsschatz informieren. Expertin Geiger hat ihr Manuskript für eine Veröffentlichung freigegeben. Im Frühjahr soll eine Broschüre erscheinen, die dann auch etliche erläuternde Bilder erhält. Foto: al

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