1. Immer ganz neue Perspektiven entdecken

    Eckhard Freuwört lebt und liebt die 3D-Fotografie seit fast drei Jahrzehnten / Vieles erschließt sich erst später

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    LAUENAU (jl). Während sich zur kalten Jahreszeit andere lieber in die Decke auf dem Sofa kuscheln, ist er auf der Jagd nach Bildmotiven. Eckhard Freuwört aus Lauenau ist nicht nur im Frühling und Sommer, sondern auch im Winter fast täglich auf seinem Sieben-Kilometer-Rundgang in der Umgebung unterwegs. Bestimmte Lieblingsmotive hat er dabei nicht im Blick. "Motive müssen einfach wirken, sie müssen mich ansprechen, sie müssen ästhetisch sein", sagt der 53-Jährige.

    Er ist leidenschaftlicher Fotograf mit der Vorliebe für 3D-Fotografie, also für ein ganz besonderes Hobby. Oder? Ja, weil sich nur wenige damit befassen. Nein, weil es theoretisch (fast) jeder könnte, meint Freuwört. Man nehme eine handelsübliche Kamera – egal ob kleine "Digicam" oder große Spiegelreflex – und fotografiere ein unbewegtes Motiv. Danach wird der Bildausschnitt um sechs bis sieben Zentimeter, was in etwa dem Augenabstand entspricht, nach rechts verschoben und noch einmal auf den Auslöser gedrückt. Mithilfe einer kostenlosen Software werden die beiden sogenannten Stereoteilbilder am Computer – wohl gemerkt an einem ganz normalen Computer –zu einem Anaglyphenbild übereinander gelegt. Der Profi brauche dafür gerade einmal 15 Minuten, so Freuwört, ein Anfänger halte sich damit aber bis zu vier Stunden auf. Deswegen sollten Interessierte unbedingt zwei Eigenschaften mitbringen: Lernbereitschaft und Geduld. Dafür belohnen die fertigen 3D-Bilder mit anderen Perspektiven, die mit einer für 80 Cent gekauften oder selbst gebastelten Rot-Cyan-Brille betrachtet werden können. "Der Mensch sieht räumlich. Ein normales Foto kann diese Sichtweise nicht wiedergeben", erklärt der Lauenauer, der gebürtig aus dem Harz kommt. "Manche Dinge erschließen sich erst in 3D, besonders im Makro- und Mikrobereich." Die menschliche Vorstellung von einem bestimmten Ereignis sei vage, das "normale" Foto eine genaue Vorstellung und erst das 3D-Bild eine detaillierte Vorstellung. Deswegen würde er sich auch gerne wieder der Industriefotografie widmen, "weil genau das der Otto Normalverbraucher nicht jeden Tag sieht". Große Anlagen hätten auch eine große Tiefe. "Das wirkt einfach ganz anders in 3D", schwärmt Freuwört. Rund 20 200 Bilder hat der Hobbyfotograf digitalisiert. Wie viele davon 3D-Bilder sind, weiß er schon gar nicht mehr. "Bestimmt rund 1000, es können aber auch gut 2000 sein", sagt der 53-Jährige nach kurzem Überlegen. "Ohne die 3D-Fotografie würde mir etwas im Alltag fehlen."

    3D-Bilder erstellen könnte jeder, weil es nicht unbedingt einer kostspieligen und umfangreichen Ausrüstung bedarf. Freuwört ist bereits 1976 der Fotografie verfallen und entdeckte nur etwa sechs Jahre später die Reize der 3D-Fotografie. Im Laufe der Jahre hat er seine Ausrüstung immer mal wieder ergänzt, so besitzt er mittlerweile auch eine digitale 3D-Kamera, die er vor allem für bewegte Motive nutzt. Und wenn bei -10 Grad Celsius die digitalen Kameras einfrieren, setzt er auf seine alte, analoge Spiegelreflexkamera mit Prismen-Strahlenteiler aus den Fünfzigern.

    Sein bisher spannendstes Erlebnis – um nicht gefährlichstes zu sagen – war eines, bei dem im Endeffekt gar kein Bild entstand: Als er nach einer missglückten Fotosession mit einem Rehbock aus dem Unterholz krabbelte, machte er die unfreiwillige Begegnung mit einer Bache, die mit ihren Frischlingen nur fünf bis acht Meter von ihm entfernt stand. "Ich bin so gelaufen wie noch nie zuvor und nie wieder." Nach einem 200-Meter-Sprint hat die Bache aber glücklicherweise von ihm abgelassen und sich lieber wieder um ihren Nachwuchs gekümmert. "Angst? Nein, da denkt man nicht an Angst. Dann geht es nur noch um Geschwindigkeit." Auf seiner Internetseite (http://asmodis.heimat.eu) stellt Freuwört unter anderem jede Menge Material rund um die 3D-Fotografie als Gratis-Download zur Verfügung. Zudem finden Interessierte auch Kontaktmöglichkeiten, um den Lauenauer Hobbyfotografen für Aufträge zu buchen. "Denn irgendwie muss das Hobby ja finanziert werden", sagt Freuwört augenzwinkernd. Viel wichtiger ist ihm aber etwas Anderes: Wer durch die Gegend läuft, sollte aktiv gucken und sich Gedanken machen, ob er auch alles aus der richtigen Perspektive betrachtet. "Kamera und Computer sind hilfreich, Technik kann das menschliche Auge aber nicht ersetzen." Foto: Eckhard Freuwört

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