1. Alteingesessene Stuhlfabrik entgeht einer Katastrophe

    Schwelte das Unheil schon seit Tagen? / Schneller Einsatz der Feuerwehren

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    HÜLSEDE (al). Nur der Aufmerksamkeit von Timo Knolle, Sohn von Geschäftsführer Volker Knolle und dessen Frau Ute, ist es zu verdanken, dass die Stuhlfabrik Heine nicht zum Raub der Flammen wurde. Er bemerkte am Sonntag gegen 17 Uhr einen hellen Schein vor seinem Fenster, obwohl die Nacht bereits hereingebrochen war: Aus der großen Absauganlage auf dem Dach eines Betriebsgebäudes schlugen die Flammen meterhoch.

    Nach dem Eintreffen der ersten Feuerwehrleute war der Brand schnell gelöscht. "Das Feuer ist aus", vermerkte Gemeindebrandmeister Jürgen Wilkening bereits gegen 17.45 Uhr. Doch es dauerte danach noch Stunden, bis endgültig Entwarnung gegeben werden konnte. Unter schwerem Atemschutz suchten Helfer nach Glutnestern, die im weitverzweigten Rohrnetz der Filteranlage vermutet wurden. Tatsächlich fand sich neues Unheil unter anderem in einer Zwischendecke, die mit Sägen aufgeschnitten werden musste. In Brand geraten waren ferner Sägespäne unter dem Filter. Funkenflug hatte außerdem bereits das Dach eines Nachbargebäudes entzündet.

    Der starke Wind, der den Feuerwehreinsatz erschwerte, könnte nach Ansicht von Wilkening die Ursache für den Ausbruch des Feuers trotz Wochenendruhe im Betrieb und abgeschalteter Anlage. "Das glimmt vielleicht schon seit Tagen", vermutete er auf Anfrage. Dass der Schaden nicht noch größer wurde, führte Wilkening auf die schnelle Alarmierung sowie auf die Ortskenntnis der Einsatzkräfte zurück. Erst vor gut einem Jahr war die Fabrik Schauplatz einer Großübung gewesen: "Das hat sich jetzt ausgezahlt." Im Einsatz waren 60 Helfer aus den Wehren von Hülsede und Messenkamp, Lauenau, Pohle und Rodenberg sowie die Besatzung der beiden Drehleiter aus Bad Nenndorf und Bad Münder. 30 Kräfte gingen unter schwerem Atemschutz vor; der Gerätewagen der Kreisfeuerwehr musste weitere Reserveflaschen zur Verfügung stellen.

    Da zunächst das Ausmaß des Feuers nicht bekannt war, sind in einer weiteren Schleife vorsorglich die Wehren aus Schmarrie, Feggendorf und Altenhagen II alarmiert worden. Sie kamen jedoch nicht mehr zum Einsatz. Von den beiden Drehleitern aus wurde die direkte Umgebung des Brandherds abgesucht. Vor allem der unmittelbar benachbarte Spänebunker stand dabei im Fokus: "Würde es dort schwelen, hätten wir über Tage zu tun gehabt", bemerkte Wilkening. Gegen 21.30 Uhr konnten die Einsatzkräfte abrücken. Die Wehren aus Hülsede und Messenkamp blieben als Brandwache bis zum Montagmorgen zurück.

    "Timo hat unsere Arbeitsplätze gerettet", lobte Firmensprecherin Ute Knolle am Montagvormittag die Umsicht ihres Sohnes. Die Eltern waren auf dem Heimweg von einem Besuch im Harz, als sie der Anruf erreichte. Hätte Timo das Feuer nicht sofort entdeckt, wäre es wohl zu einer Katastrophe gekommen. Für die 29 Mitarbeiter des Sitzmöbelunternehmens konnte die Arbeitswoche ganz normal beginnen. "Wir mussten niemand nach Hause schicken", berichtete sie.

    Noch am Sonntagabend waren die Hallen gelüftet worden. Auch die Kommissionsfertigung sei vom Unglück nicht betroffen worden. Engpässe gebe es jedoch bei der Teileproduktion, weil erst eine mobile Absaugung installiert werden müsse. Ob diese für alle Maschinen ausreiche, war zum Wochenbeginn noch unklar.

    Über die genaue Schadenshöhe gab es bisher ebenfalls keine Angaben. Brandermittler und Versicherungsexperten haben ihre Arbeit aufgenommen. Das Unglück in der seit über hundert Jahren bestehenden Stuhlfabrik Heine, das in vierter Generation von Volker Knolle geführt wird, weckte bei den Beteiligten und in der Bevölkerung an frühere große Schadensereignisse. 1955 war das Unternehmen bei einem Großbrand völlig zerstört und danach wieder aufgebaut worden. Vor gut zwei Jahrzehnten hatte es im Spänebunker gebrannt. Während der Löscharbeiten kam es zu einer Verpuffung, bei der sich damals ein Feuerwehrmann sogar verletzte. Foto: al

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