BÜCKEBURG (ih). Eine Debatte hatte sich während der Haushaltsberatungen der Synode der Landeskirche Schaumburg-Lippe entsponnen. Das Landeskirchenamt ist seit jeher im Herderhaus in Bückeburg untergebracht. Von dort aus arbeiten Landesbischof, Präsident und Verwaltung für die etwa 67000 Mitglieder in Teilen des Landkreises Schaumburg. Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus aber ist in die Jahre gekommen und bedarf dringend einer Frischzellenkur. Diese würde nach Expertenmeinung rund 1,5 Millionen Euro kosten und damit doppelt so teuer wie vor einigen Jahren veranschlagt. Stand zunächst als Alternative zunächst ein Neubau an, wird nun eine dritte Variante favorisiert: Der Erwerb einer anderen Immobilie im Herzen Bückeburgs.
Eigentümerin des Herderhauses ist die Kirchengemeinde Bückeburg. Sie vermietet dem Landeskirchenamt das Haus, ohne dafür Miete zu bekommen. Dafür muss die Landeskirche Reparaturen selbst finanzieren. So weit der Sachstand. Während der Diskussion um den künftigen Verbleib des Landeskirchenamtes gab die Synodalin Eike Höcker zu bedenken, dass die Kosten zur Renovierung des Herderhauses auch bleiben, wenn die Verwaltung das Haus verlasse. Die Kirchengemeinde Bückeburg könne diese finanzielle Belastung nicht allein leisten. "Ein Verkauf des Herderhauses ist nicht zu empfehlen", so Höcker. Das Herderhaus sei ein historisch sehr wertvolles Haus für die gesamte Landeskirche Schaumburg-Lippe.
Auch der Synodale Volker Miersch aus Bückeburg sprang Höcker bei. Die Kirchengemeinde Bückeburg sei kein Bittsteller. Die Landeskirche sei vertraglich verpflichtet, das Herderhaus zu sanieren. Dem widersprach Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke. "Der Vertrag sieht keine Sanierung vor sondern lediglich den Erhalt des Gebäudes", so Manzke. Er sehe aber auch eine Verpflichtung für das Herderhaus.
Johann Gottfried Herder wohnte fünf Jahr lang in diesem Haus nahe der Stadtkirche. Die Berufung JHerders durch den Grafen Wilhelm habe einen Denker von europäischem Format an die Spitze der Bückeburger Gemeinde und - ab 1775 - zugleich der Landeskirche gebracht, schreibt die Landeskirche Schaumburg-Lippe auf ihrer Homepage. Herders Entdeckung der Lebendigkeit und Eigenständigkeit der Religion seien jedoch weitgehend unbeachtet geblieben. Herder gehört mit Schiller, Goethe und Wieland zum klassischen Viergestirn von Weimar. Er war einer der einflussreichsten deutschen Schriftsteller und Denker während der Aufklärung. Foto: ih