1. Lebendige Erinnerungen an Kindheitstage

    Heyno Garbe informiert vor Ort über Casala-Chronik vor Gästen der neuen Tagespflege

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    LAUENAU (al). Gäste der neuen Tagespflege wissen neuerdings ganz genau Bescheid, wie ihre Räume im Dachgeschoss eines ehemaligen Fabrikgebäudes früher genutzt worden sind. Bei einem Besuch der Einrichtung erinnerte sich Heyno Garbe vor etlichen interessierten Zuhörern an seine Kindertage. Dazu hatte er ein Gemälde mitgebracht: So blickte er von seinem Elternhaus auf das damalige Möbelunternehmen Casala.

    Seit jetzt rund zehn Jahren wird auf dem Gelände jedoch kein einziger Stuhl mehr produziert. Der Flecken Lauenau übernahm damals komplett die ausgediente Immobilie. Inzwischen ist fast alles saniert und wird von Unternehmen oder Vereinen sowie für öffentliche Einrichtungen neu genutzt. Eine davon ist die erst vor wenigen Wochen eröffnete Tagespflege. Hier werden ältere Menschen aus der Region betreut. Garbe kennt wie kaum ein anderer die Entwicklung des 1917 von Friedrich Voß und Carl Sasse gegründeten Unternehmens. Nur einen Steinwurf entfernt war er 1928 geboren worden. Immer hatte er Casala vor Augen: Das Unternehmen wuchs vor allem in den dreißiger Jahren sehr schnell. 1934 wurde der Grundstein für das so genannte "Werk I" gelegt, von dem in der heutigen Carl-Sasse-Straße noch der frühere Bürotrakt, die Heizanlage sowie das hohe Treppenhaus stehen, durch das auch die Tagespflege erreicht wird. Das zweite Werk südlich der Carl-Sasse-Straße wurde zugunsten von Kindergarten und Parkplatz abgerissen. Auch den "Stuhlgang" gibt es nicht mehr. So nannte sich im Volksmund die brückenähnliche Verbindung zwischen beiden Fabriken hoch über der Straße. Zur Einweihung von Werk I habe die Belegschaft jenen "Stuhl auf der Weltkugel" gestiftet, der bis vor einem Jahr noch am Haupteingang stand und nun auf der "Plaza" zu finden ist: "Jeder echte Lauenauer Junge muss einmal auf ihm gesessen haben", verwies Garbe auch auf eigene Erlebnisse. Ausführlich schilderte er noch andere persönliche Erinnerungen aus der Zeit als noch der hohe Schornstein rauchte. Zum Beispiel die Ankunft einer 35 Tonnen Lokomobile. Die rollende Dampfmaschine sei "von zehn Pferden und hundert Männern vom Bahnhof zum Werk gezogen" worden.

    In besten Jahren habe Casala mit rund tausend Beschäftigten täglich tausend Stühle produziert. Im Unternehmen seien in Kriegs- und Nachkriegszeiten neben heimischen Arbeitskräften auch Kriegsgefangene aus Frankreich, der damaligen Sowjetunion und Italien eingesetzt gewesen. Darunter befanden sich allein 120 Frauen aus der Ukraine. Für Tagespflege-Leiterin Delia Passini war Garbes Besuch eine willkommene Bereicherung des Tagesprogramms. "Eigentlich wollten wir ja kegeln gehen", verriet sie ursprüngliche Absichten. Das wird jetzt natürlich nachgeholt.

    Foto: al

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