LAUENAU (al). Mit dem Hinweis auf den maroden Zustand hat der Flecken Lauenau den Abriss des seit Tagen diskutierten Fachwerkhauses an der Langen Straße in Auftrag gegeben. Der dafür zuständige Verwaltungsausschuss des Rates fasste den Beschluss. Zuvor war den Ratsmitgliedern Gelegenheit gegeben worden, das Gebäude zu besichtigen. Gemeindedirektor Uwe Heilmann sieht es in bedrohtem baulichen Zustand "vom Dach bis zu seinen unteren Fachwerkbalken". Ein Erhalt sei "nicht wirtschaftlich".
Wie berichtet, hatten die drei künftigen Ratsherren von "Bündnis 90/Die Grünen" die Bevölkerung zum Protest unter anderem gegen den Abriss aufgerufen. Rund hundert Unterstützer habe es dafür gegeben, erklärten Initiator Norbert Bruhne und Bürgermeister Heinz Laufmöller übereinstimmend. Laufmöller waren unmittelbar vor der Sitzung die Eingaben überreicht worden.
Über den grundsätzlichen Erhalt des Gebäudes wurde im Verwaltungsausschuss aber offenbar gar nicht mehr diskutiert. Heilmann wies darauf hin, dass das seit 2007 im Rat einvernehmlich entwickelte städtebauliche Konzept den Abriss zugunsten der Ausweisung von Parkflächen vorsehe. Vor diesem Hintergrund habe der Flecken den Gebäudekomplex mit dem Fachwerkhaus sowie die benachbarte Immobilie vor zwei Jahren überhaupt erst erworben. Deshalb sei, so Heilmann weiter, auch unverständlich, warum die von den "Grünen" entfachte Diskussion erst jetzt erfolge: Seit vier Jahren gebe es einen offenen Diskussionsprozess mit mehrfacher Beteiligung auch der Bevölkerung; nie seien kritische Anmerkungen zum Gebäudeerhalt eingegangen: "Das hat auch in keinem Wahlprogramm gestanden."
Für den zum Preis von 23.000 Euro in Auftrag gegebenen Abriss habe es keine Alternative gegeben: Eine Sanierung hätte "mindestens 200.000 Euro gefordert". Allein wegen der geringen Raumhöhen von nur zwei Metern wären neue Konstruktionen und statische Berechnungen erforderlich gewesen. Zudem eröffne erst der Abriss Möglichkeiten für die Mietwohnungen im Nachbargebäude. Die dann freistehende: Außenwand könne endlich wärmegedämmt und mit Fenstern für Bäder und Flure versehen werden. "Lauenau geht nicht mit jedem Fachwerk so um", verwies der Gemeindedirektor auf das derzeit in Sanierung befindliche "Drei-Giebel-Haus", das sogar 250.000 Euro an Kosten verschlingen werde. Doch es rechne sich, weil die künftige Nutzung der Gemeinde Pachteinnahmen verspreche. Er habe dem Rat vorgetragen, dass sich jeder kommunale Immobilienerwerb selbst tragen müsse: "Wir können nicht aus Steuergeldern Sanierungen subventionieren." Allerdings gebe es eine Ausnahme: Kauf und Überholung des ehemaligen "Düvel-Hauses" würden ein Zuschuss-Geschäft bleiben. Der ehemalige Schlachtereibetrieb ist dem örtlichen Jugend- und Kulturforum zur Nutzung überlassen worden.
Was allerdings mit der freiwerdenden Fläche in der Langen Straße endgültig passiert, will der Verwaltungsausschuss dem neuen Rat und dessen Bauausschuss überlassen. Diesmal sei es nur um den Abriss gegangen; nun könnten gestalterische Fragen diskutiert werden. Keinen Zweifel ließ Heilmann jedoch daran, für das Grundstück Parkplätze und Garagen zu fordern. Die Nachfrage bei den massiven Abstellboxen sei groß; die Stellflächen sollen für die Belebung der Ortsmitte eine wichtige Hilfe sein. Denn durch den Umbau der Marktstraße fallen die Parkplätze in Schrägaufstellung weg. Wichtigen Ersatz könne das rückwärtige Grundstück jetzt bieten.
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