1. Die Gefahr lauert über Jahre in der Grasnarbe

    Weltkriegs-Handgranate in Meinsen gefunden / Sprengung am Dorfrand / Zünder in äußerst schlechtem Zustand

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    MEINSEN (al). Mit einem lauten Knall und einer grauen Qualmwolke ist am Dienstagvormittag um 9.59 Uhr ein gefährliches Weltkriegsrelikt unschädlich gemacht worden. Mehr als sechs Jahrzehnte hat eine Eierhandgranate nur wenige Zentimeter unter der schmalen Grasnarbe direkt neben der unbefestigten Zufahrt "Im Wiesengrund" gelegen. Sie hätte jederzeit hochgehen können: Ihr Zünder war bereits in äußerst schlechtem Zustand.

    Die gefährliche Bedrohung war am späten Dienstagnachmittag durch einen Mitarbeiter des Bauhofs der Samtgemeinde Rodenberg entdeckt worden. Er suchte ein Leck nach einer Störung in der Wasserversorgung. Nahe einem Absteller legte er den faustgroßen Gegenstand frei.

    Sofort wurde die Polizei alarmiert und die Bundeswehr eingeschaltet. Doch schnell stellte sich heraus, dass es um den gefährlichen Fund um ein Kriegsrelikt handeln muss. Daraufhin rückte noch am Abend Sprengmeister Jürgen Koppelmeyer vom niedersächsischen Kampfmittelbeseitigungsdienst an. Gegen 22 Uhr war die Granate zunächst provisorisch in einem nahen Acker verschwunden.

    Am Dienstagmorgen war Koppelmeyer mit seinem Kollegen Andreas Trede wieder zur Stelle. Ein Abtransport zur kontrollierten Sprengung auf einem Spezialgelände kam wegen des gebrechlichen Zünders nicht in Frage. Vorsichtig transportierten die beiden Experten die gefährliche Fracht abseits der ohnehin nur geringen Bebauung des Dorfes.

    In der Verlängerung des "Wiesengrund" hoben sie eine Vertiefung aus. Dort legten sie die Granate hinein und ließen sie durch die Beigabe von Sprengstoff kontrolliert explodieren. Zurück blieb nur ein 40 Zentimeter tiefer Krater ohne Rückstände: Der stählerne Mantel der Granate sei bei der Sprengung "völlig pulverisiert" worden, erklärte Koppelmeyer.

    Für den Fachmann war der Einsatz zwar Routine, aber "dennoch eine sehr gefährliche Geschichte". Deshalb sei auch die Sprengung direkt vor Ort erfolgt.

    Wie Koppelmeyer weiter mitteilte, sei ein Vorfall wie in Meinsen keine Seltenheit. Jährlich rücken die für jede der sechs Polizeidirektionen eingesetzten Trupps zu 1400 Funden aus. Bombenfunde seien zwar wegen der notwendigen großräumigen Evakuierungen "spektakulär", räumte Koppelmeyer ein; doch häufiger sei der Einsatz bei Funden wie in Meinsen.

    Jährlich würden auf diese Weise bis zu 250 Tonnen Sprengstoff geborgen oder kontrolliert unschädlich gemacht.

    Was auch den Sprengmeister überrascht: Selbst mehr als 65 Jahre nach Kriegsende finden sich Bomben, Granaten und andere gefährliche Gegenstände von den früheren Kampfhandlungen.

    Der Meinser Fund könnte aus den Tagen stammen, als die US-Amerikaner über das Auetal in den Raum Lauenau einmarschierten und am 8. April 1945 genau einen Monat vor der offiziellen Kapitulation für das Kriegsende sorgten.

    Foto: al

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