1. Nerze am Steinhuder Meer zurück

    Wiederansiedlungsprojekt einer weltweit gefährdeten Tierart geht jetzt in die zweite Phase

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    LANDKREIS SCHAUMBURG (ste). Am Steinhuder Meer sind wieder junge Nerze unterwegs. Das teilt die Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM e.V.) mit, die mit der Ausführung eines der deutschlandweit bekanntesten Wiederansiedlungsprojekte von der Region Hannover beauftragt ist.

    Nachdem im Vorjahr in der ersten Projektphase erstmalig Europäische Nerze am Steinhuder Meer in die Wildnis entlassen wurden, die sich dort auch bereits erfolgreich fortpflanzten, wurde mit der Freilassung weiterer Tiere begonnen. Die für das Projekt verfügbaren Nerze wurden unter Koordination des Vereins EuroNerz in verschiedenen Zoos und Wildparks sowie in der Wildtier- und Artenschutzstation Sachenhagen (WASS e. V.) gezüchtet und nun nach einer Eingewöhnungszeit in Außengehegen vor Ort in die Freiheit entlassen. "Der Europäische Nerz ist eine weltweit gefährdete Tierart und vor rund 100 Jahren in Deutschland aufgrund von Lebensraumverlust und Verfolgung als Pelztier ausgestorben. Nun sollen sie am Steinhuder Meer wieder heimisch werden", so Thomas Brandt, wissenschaftlicher Leiter der ÖSSM. Die Voraussetzungen für das Gelingen des Projektes, das von dem Niedersächsischen Umweltministerium und der Region Hannover unterstützt wird, sind nach Einschätzung von Fachleuten gut, denn in den letzten Jahrzehnten entstanden an Niedersachsens größten See unter anderem durch Naturschutzmaßnahmen großflächig Lebensräume, die nach Expertenmeinung für die kleinen Marder optimal geeignet sind.

    Auf erste Erfolge können die Naturschützer bereits jetzt schon zurückblicken, denn die mit Sendern ausgestatteten Tiere blieben bis auf eine Ausnahme am Steinhuder Meer und siedelten sich dort an. "Der relativ harte und lange Winter verlief ohne Verluste, alle sendermarkierten Tiere haben draußen problemlos Eis, Schnee und Kälte überstanden und haben uns gezeigt, wie gut sie in den verfügbaren Lebensräumen zurecht kommen", so Brandt. Der Diplombiologe hofft, dass sich über die nächsten Jahre eine stabile Population der charismatischen, etwa kaninchengroßen und bis zu einem Kilogramm schweren Nerze am Steinhuder Meer etabliert. "Das wäre von immenser Bedeutung, denn nur hier können wir durch das Projekt auch artenschutzrelevante Fragen beantworten, die für den weltweiten Schutz der früher fast in ganz Europa verbreiteten Art von Bedeutung sind", berichtet die Projektmitarbeiterin und Landschaftsökologin Eva Lüers, die bereits im Rahmen ihrer Masterarbeit die erste Projektphase wissenschaftlich begleitete. Besucher werden die kleinen Nerze eher nicht zu Gesicht bekommen, denn dafür leben sie zu versteckt. Allerdings, so Thomas Brandt: "In den ersten Tagen nach der Freilassung sind die Chancen noch am größten, denn dann sind die Nerze erfahrungsgemäß noch nicht so scheu und außerdem auch tagsüber aktiv. Das ändert sich mit der Zeit und dann sind die seltenen Tiere, wie beispielsweise auch Fischotter, für Menschen fast unsichtbar."

    Wer einen der bis auf die weiße Schnauze komplett dunkelbraunen Europäischen Nerze sieht, der sollte sich ruhig verhalten und die Sichtung zeitnah an info@oessm.org oder unter der Telefonnummer 05037/9670 melden. Wichtig sind eine möglichste detaillierte Tier- und Ortsbeschreibung, eine Zeitangabe und nach Möglichkeit ein Belegfoto.Foto: privat

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