1. Arbeitslose Bürger verdienen hier mehr als beim Nichtstun

    Das Modellprojekt "Bürgerarbeit" verschafft 296 Menschen ein Arbeitsverhältnis

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    REHREN (wa). "Ich sage es mal so, wir brauchen im Moment kein Fitnessstudio", sagt Thorsten Lehmann und schmunzelt. Er ist einer von den Menschen in Schaumburg, die freiwillig eine Stelle in der Bürgerarbeit angenommmen haben. Zusammen mit Ernst Vogtmann baut Lehmann in der Nähe der Rehrener Sportstätten einen "Wanderweg der Sinne". Das ist harte körperliche Arbeit für die beiden Männer aus Rinteln und Bad Eilsen. Denn damit der bestehende Pfad später audiovisuell belebt werden kann, muss dieser erst in die richtige Form gebracht werden.

    Ermöglicht hat diesen Wanderweg das Leader-Projekt des Landkreises Schaumburg sowie die Gemeinde Auetal unter Bürgermeister Thomas Priemer. Die Gemeinde Auetal bietet drei von insgesamt 50 Bürgerarbeitsplätzen in Schaumburg an. Ein vierter ist bereits in Planung. Das Jobcenter Schaumburg hat am Interessenbekundungsverfahren des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zur Durchführung von Modellprojekten "Bürgerarbeit" teilgenommen und den Zuschlag erhalten. Ziel ist es, einen möglichst hohen Anteil der arbeitslosen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, durch qualitativ gute und konsequente Aktivierung in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren. Ist eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt - aus welchen Gründen auch immer - nicht möglich, kann eine Vermittlung in Bürgerarbeit erfolgen. In Schaumburg sind im Laufe des Projektzeitraumes, vom 15. Juli 2010 bis 31. Dezember 2014, 150 Bürgerarbeitsplätze angestrebt. Das Projekt gliedert sich insgesamt in vier Phasen: Beratung/Standortbestimmung, Vermittlungsaktivitäten, Qualifizierung/Förderung und die eigentlichen Bürgerarbeit: Eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Bereich von zusätzlicher und im öffentlichen Interesse liegender Arbeit. Diese findet beispielsweise bei der Grünpflege, in Schulen und Kindergärten oder Museen aber auch beim DRK statt. Der Teilnehmer erhält ein sozialversicherungspflichtiges Entgelt (ohne Beiträge zur Arbeitslosenversicherung) in der Regel in Höhe von 900 Euro monatlich bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 30 Stunden. Bei einer Arbeitszeit von 20 Wochenstunden beträgt das Entgelt normalweise 600 Euro monatlich. Dieser Regelsatz ist höher als der eines Hartz-4-Empfängers. "Arbeit darf keine Strafe sein", sagt Cornelia Kurth, Leiterin der Agentur für Arbeit in Stadthagen. Für viele Menschen sind die sogenannten 1-Euro-Jobs aber genau das. Die Bürgerarbeit zeigt sich anders. Sie dient nicht nur dazu auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Sie gibt arbeitslosen Menschen wieder Hoffnung und steigert ihr Selbstwertgefühl. Sie ermöglicht die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Die sogenannte Aktivierungsphase haben bereits 296 von 465 Bürgern absolviert. 22 Prozent davon seien in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis vermittelt worden, so Bernd Dittmer, Leiter Jobcenter Schaumburg. Einer von ihnen hat sich sogar selbstständig gemacht.

    Um Bürgerarbeitsplätze anbieten zu können, muss der Interessierte vorher einen Antrag beim Bundesverwaltungsamt stellen. Das sei manchmal eine langwierige Angelegenheit, sagt Klaus Heimann, Pressesprecher des Landkreises. Viele Verfahren laufen noch. Und wer jetzt noch einen Antrag für das Frühjahr 2012 stellen möchte, muss dies mindestens bis zur ersten Dezemberwoche getan haben. Antragsteller sind unter anderem die Städte Rinteln und Stadthagen, der Landkreis, die Schaumburger Initiative gegen Arbeitslosigkeit (Siga) und das DRK. Um alle Angelegenheiten rund um dieses Projekt hat sich ein Bürgerarbeitsausschuss gebildet. Vertreter sind neben Klaus Heimann, Cornelia Kurth, Bernd Dittmer und Thomas Priemer, auch Heidemarie Hanauske vom AWO Kreisverband, Fritz Pape von der Kreishandwerkerschaft, Steffen Holz vom Deutschen Gewerkschaftsbund und Martin Wrede von der IHK-Geschäftsstelle Stadthagen. Nähere Informationen erhalten Interessierte auf www.jobcenter-schaumburg.de in der Rubrik Bürgerarbeit im Landkreis Schaumburg. Foto: wa

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