1. "Sie brauchen kein Geld, Sie brauchen Kreativität!"

    Stadtplaner weckt Zuversicht für aktive Entwicklung der Stadt / Unkonventionelle Wege gehen

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    OBERNKIRCHEN (bb). Aufbruchsstimmung hat Referent Hans Hoorn mit seinem Vortrag zum Thema "Die ideale Stadt" unter rund 80 Obernkirchener Bürgern im Stiftssaal der Bergstadt verbreitet. Der niederländische Stadtsoziologe, lange Jahre Stadtplaner in Maastricht, sprach in einer von der Stadt im Rahmen des Modellprojekts "Umbau statt Zuwachs" organisierten Veranstaltung.

    Ein Impulsreferat sollte Hans Hoorn im Obernkirchener Stiftssaal halten, mit seinem Vortrag also einen Anstoß geben, einen Impuls setzen. Dies ist dem Stadtsoziologen gelungen. Nach seiner Rede war Aufbruchsstimmung in der Versammlung spürbar, wo zuvor so mancher Teilnehmer in seinen Beiträgen gereizten Pessimismus kundtat.

    Obwohl er schmunzelnd eine "Zauberformel" ankündigte, lieferte Hoorn kein Patentrezept zur Lösung der Leerstandsproblematik in der Obernkirchener Innenstadt. Ausgehend von seiner langjährigen Tätigkeit als Stadtplaner in der Stadt Maastricht erläuterte er vielmehr die grundlegende Herangehensweise zur Verbesserung einer städtischen Gesamtsituation. Mit Blick auf den ersten Teil der Veranstaltung warnte er davor, die Lösung der Problematik in Obernkirchen allein durch eine geänderte Verkehrsführung zu erwarten.

    "Sie brauchen zuerst eine Vision für ihre Stadt", hielt Hoorn fest. Die Bürger müssten sich über die Identität ihrer Stadt klar werden, "wenn nicht, haben sie ein Problem".

    Den Mangel an öffentlichen Finanzen als Grund für fehlende Entwicklung wies Hoorn zurück. Die Hunderttausend-Einwohnerstadt Maastricht sei auch nicht finanziell auf Rosen gebettet gewesen, trotzdem sei ein erfolgreicher Umbau gelungen. "Sie brauchen kein Geld, sie brauchen Kreativität", ermutigte Hoorn. Es gelte eine Stadtdebatte über die Entwicklung Obernkirchens anzustoßen, in welche die Bürger möglichst breit eingebunden werden müssten. Rat, Verwaltung und Bürger müssten gemeinsam an der Verbesserung der Situation arbeiten. So seien kreative Ideen zu entwickeln, etwa zur attraktiven Gestaltung des öffentlichen Raumes zum Beispiel mit Kunst.

    Hoorn zeigte unkonventionelle Wege zur Umnutzung alter Gebäude auf. Er mahnte die Einbindung privater Investoren an, um Projekte zu verwirklichen. Mit Blick auf den Krankenhausneubau sei ein Konzept für Wohnmöglichkeiten zu erstellen. Immerhin müsse es Ziel sein, mit attraktivem Wohnraum, die im Klinikum arbeitenden Menschen auch zum Zuzug in der Bergstadt zu bewegen, nicht zuletzt auch Hochqualifizierte. Dazu sei eine hohe Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum ebenfalls wichtig. So gelte es auf Qualität zu setzen, etwa auch bei der Architektur von investierenden Filialisten. Hoorn warnte davor, Projekte einfach zu imitieren, es müssten eigene Ansätze entwickelt werden. Für die Politik gelte es, bei der Umsetzung "Kopf und Kragen" zu riskieren, sich eben auch an unkonventionelles zu wagen. Auf die Hinweise auf die schrumpfende Einwohnerschaft, empfahl Hoorn, diese Entwicklung nicht als Schreckgespenst aufzufassen. "Schrumpfung und Qualität, das geht zusammen", hielt er fest.

    Bürgermeister Oliver Schäfer erklärte mit Blick auf die Diskussionen in der Versammlung im Anschluss: "Der Impuls ist aufgenommen worden." Mit den städtischen Förderprogrammen sei es auch durchaus gelungen, einige Leerstände zu beseitigen. Es lasse sich also etwas bewegen. Die Stadt werde Hoorns Anregungen aufnehmen, die Bürgerschaft vielfältig in den Entwicklungsprozess einbinden. Hoorn versprach eine enger auf die Situation von Obernkirchen zugeschnittene Liste von Anregungen zu liefern.Foto: bb

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an