1. Rintelns Zukunft: Ein bisschen Rückgang, aber kein echter Grund zur Beunruhigung

    Voller Rathaussaal bei "Mitmach-Veranstaltung" des Arbeitskreises Denkmalschutz / 80 Bürger informieren sich

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    RINTELN (km). "Stadtentwicklung im Dialog - wie soll es mit unserer historischen Altstadt weitergehen?" - Unter diesem Motto hatte der Arbeitskreis Denkmalschutz jetzt zu einer öffentlichen "Bürger-Mitmach-Veranstaltung" eingeladen, bei der es um die zukünftige Entwicklung der Stadt aus verschiedenen Perspektiven ging. Bei der Begrüßung der Gäste im großen Rathaus-Sitzungssaal zeigte sich Vorsitzender Dr. Alexander Lattermann hoch erfreut: Rund 80 Bürger waren gekommen, um sich unter der Führung des Moderators, Diplom-Ingenieur David R. Froessler von der Urban Research & Consaltency in Düsseldorf, die Ausführungen von vier Experten anzuhören und anschließend darüber zu diskutieren.

    Dabei zeichneten sich allerdings schon bald einige Diskrepanzen zwischen Theorie und Praxis ab - die bisweilen recht profan wirken, wenn zum Beispiel konkrete und sinnvolle Verbesserungsvorschläge von den Entscheidungsbefugten schlicht ignoriert werden. So hatte etwa Rainer Dargel von der PGV Planungsgemeinschaft Hannover bereits im Jahr 2004 ein Verkehrkonzept für Rinteln vorgelegt, das allenthalben positiv bewertet worden war. Die Eckdaten stellte Dargel im Rathaussaal noch einmal dar, bevor Ortsratsmitglied Gerhard Helmhold von den Grünen im Publikum daran erinnerte, wie die politischen Gremien letztlich alle kreativen Varianten abgeschmettert hätte. -

    Zu Beginn der Zusammenkunft hatte Stadt-Baudezernent Reinhold Koch die Entwicklung der Stadt in den Jahren von 1979 bis 2004 rekapituliert. Ende der 70er Jahre waren zunächst die alten Befestigungsanlagen rund um die Altstadt unter Denkmalschutz gestellt worden. 25 Jahre später wurde diese erste Sanierungsphase mit der Einweihung der Fußgängerzone abgeschlossen.

    Gegenwärtig stehen vor allem eher kosmetische städtebauliche Maßnahmen im Blickpunkt: Die Aufwertung des Weserufers, des Anlegers, des alten Hafens oder die Modifizierung des Weser-Radwanderweges und das Anlegen von Wanderwegen. Zu den privaten Sanierungsprojekten zählen das Alte Museum am Kirchplatz, der Burghof und die Südcontrescarpe - und last not least das Kloster-Karree.

    Auch Carita Pech von der CIMA-Stadtmarketing in Lübeck war schon für Rinteln tätig und hatte vor vier Jahren ein Einzelhandelskonzpt erarbeitet. Dass die Empfehlung, den Verkaufsflächenanteil in der Innenstadt von 25 auf 30 Prozent zu erhöhen, nicht fruchtete, sondern eher noch geringfügig nach unten pegelte, wunderte kaum jemanden im Rund - schließlich hatte CIMA-Stadtmarketing den Bau des Einkaufszentrums in der Nordstadt (Tonkuhle) selbst ausdrücklich befürwortet. Zudem, gab jemand aus dem Publikum exemplarisch zu bedenken, forderten viele Innenstadt-Bewohner zwar zum Beispiel einen Lebensmittel-Laden in der Innenstadt - würden dann aber trotzdem in den Supermärkten an der Peripherie einkaufen. -

    Statistiken eindeutig und zukunftssicher zu interpretieren, ist sicherlich in vielen Fällen problematisch. Bei der Bevölkerungsentwicklung besteht allerdings zumindest mittelfristig keine Gefahr, vollkommen daneben zu tippen. Dieter Behrendt vom Pestel Institut in Hannover wartete in dem Zusammenhang mit Zahlen in Sachen Wohnungsbau und -bedarf auf. Deutlich belegen ließ sich der sprunghafte Anstieg der Einwohnerzahl nach der Wende. Nach 20 Jahren nähert sich die Kurve allerdings langsam wieder der ursprünglichen Zahl, die dann im Jahr 2050 - soweit der statistische Ausblick - deutlich unterschritten sein sollte. Relativ verlässlich lassen sich demnach auch steigende Sterbe- und die sinkenden Geburtenzahlen prognostizieren. Allein der "Wanderungssaldo" (die Differenz zwischen Zu- und Wegzug) kann auf längere Sicht kaum kalkulierbare "Sprünge" machen. Das könne zum Beispiel passieren, wenn plötzlich ein großer Arbeitgeber kommen oder gehen würde.

    Ähnliches Ungemach drohe Rinteln mit seiner eher konjunkturunabhängigen Infrastruktur aber kaum, beschwichtigte Moderator David R. Froessler, der zwar in allen von den Experten durchleuchteten Bereichen leichte Regression konstatierte, aber am Ende keinen Anlass fand, sich über Gebühr zu beunruhigen. -

    Im Anschluss an die Statements standen dann Diskussion, Fragen und Anregungen aus dem Plenum auf dem Programm, bevor in vier "Mitmach-Ecken" Ideen und Vorschläge gesammelt und den einzelnen Themenfeldern an Stellwänden zugeordnet wurden - betreut durch die jeweiligen Experten. Schließlich füllten immerhin fast 50 Teilnehmer eine "Mitmachkarte" aus, die demnächst vom Büro des Moderators ausgewertet und dokumentiert werden sollen. Foto: km

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