1. Das Vergangene bleibt jetzt unvergessen

    Kölner Künstler verlegt fünf Stolpersteine in der Innenstadt / Verein setzt sein Projekt bereits an über 600 Orten um

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    STADTHAGEN (wa). Über Erinnerungen stolpern: Die grausamen Taten der Nazi-Zeit bleiben unvergessen. Genauso unvergesslich machen nun Stolpersteine des Künstler Gunter Demnig fünf jüdische Einwohner der Kreisstadt. Sie alle wurden Opfer der Gräueltaten in den 40er Jahren. Irma, Wilhelm, Liesel und Bertha Rosenfeld haben nun einen würdigen Platz an der Wallstraße gefunden. Flora Philippsohn bekam ihren Gedenkstein an der Obernstraße 17.

    Ob 81 oder acht Jahre alt, im Dritten Reich spielte es keine Rolle welches Alter ein jüdischer Mensch hatte. Bertha war die älteste und Liesel die jüngste aus Stadthagen deportierte Jüdin. Einzig die Stadthägerin Irma Rosenfeld überlebte das Ghetto in Riga und das Konzentrationslager (KZ) Stutthof. An Typhus erkrankt wurde sie am 10. März 1945 in Pommern von Russen befreit. Sie kehrte kurze Zeit später nach Stadthagen zurück. Ihre Tochter Liesel wurde nach Auflösung des Rigaer Ghettos am 2. November 1943 einem Transport zugeteilt. Das Bewachungspersonal habe später berichtet, dass dieser für die Gaskammern in Auschwitz bestimmt war, heißt es im Entschädigungsverfahren von Irma Rosenfeld. Sie wanderte 1948 in die USA aus. Ehemann und Vater, Wilhelm Rosenfeld gehörte das Grundstück Wallstraße 3 auf dem er ein Viehgeschäft betrieb. Nach seiner Verschleppung in das KZ Buchenwald kehrte er 1939 nach Stadthagen zurück und wurde dort zum stellvertretenden Vorsitzenden der Jüdischen Kultusvereinigung gewählt. Nach dem er zusammen mit Ehefrau und Tochter ins Ghetto Riga gebracht wurde, brachte man ihn 1943 krank und ausgezehrt nach Auschwitz. Seine Mutter Bertha starb 1944 im KZ Theresienstadt. Die getötete Flora Philippsohn erblickte 1868 in New York das Licht der Welt. In München lernte sie den Pferdehändler und gebürtigen Obernkirchner Hermann Philippsohn in München kennen. Zusammen mit ihren zwei Söhnen lebten sie von 1919 bis 1939 an der Obernstraße 17. Hoch betagt musste sie nach dem Tod ihres Mannes ein Zimmer im sogenannten "Judenhaus" Am Markt 8 beziehen. 1942 wurde Flora Philippsohn ins KZ Theresienstadt beziehungsweise ins Altersghetto deportiert. Sie starb am 23. Juli 1943. Einziger Überlebender war ihr Sohn Julius, der nach dem Krieg in Wien wohnte und dort 1970 starb. Bis jetzt hat der Kölner Demnig an über 600 Orten und in vielen europäischen Ländern die Gedenksteine verlegt. Immer vor dem letzten selbstgewählten Wohnort des Verstorbenen. Die Kosten, 95 Euro pro Stein, werden durch private Spenden aufgebracht. Wer dem Förderverein ehemalige Synagoge Stadthagen dabei helfen möchte, kann an die Sparkasse Schaumburg, Kto: 470 054 22, BLZ 255 541 80 oder an die Volksbank Stadthagen, Kto: 872 773 200, BLZ 254 621 80 mit dem Verwendungszweck "Stolpersteine" spenden. Der Verein wurde 2008 gegründet, um die ehemalige Synagoge zu einem Ort des Gedenkens und Lernens auszubauen. Foto: wa

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