HEUERSSEN. Ausführlich beschäftigte sich der Rat der Gemeinde in Anwesenheit zahlreicher Zuhörer auf seiner jüngsten Sitzung mit dem Thema Windkraft.
Joane Kolshorn, Walter Lubitz und Daniel Heese-Witt stellten den Ratsmitgliedern eine, wie die drei es nannten, "Projektidee" ihrer Firma juwi Wind GmbH mit Sitz im rheinland-pfälzischen Wörrstadt vor. Dabei drehte sich die Präsentation der drei Fachleute um die Frage, wo im Bereich der Gemeinde Heuerßen ist das Errichten von Windkraftanlagen überhaupt möglich? Die klare Antwort: Aufgrund der gegebenen gesetzlichen Vorgaben könnten zwei Windräder mit einer Höhe von jeweils 150 Metern in der Gemarkung Kobbensen Platz finden. Ein weiteres könnte auf Sichtweite im Bereich Vornhagen auf Landkreis-Gelände stehen. Beim Aufstellen der Anlagen sind Abstände von 800 Metern bis zur nächsten geschlossenen Bebauung und 600 Meter bis zu ausgelagerten Einzelgehöften einzuhalten. Deshalb sind lediglich drei Windräder in diesem Bereich zulässig.
Die Erstellung eines "Schattengutachtens" ist vorgeschrieben. Aufgestellte Anlagen werden als "intelligent" eingestuft, da sie sich, wenn der Schatten zu lang wird, automatisch abschalten. Die Flügel der 150 Meter hohen Anlage sind rot markiert. Nachts sind die Anlagen, das ergab die Nachfrage des Ratsherrn Ralf Duhnsen, zu "befeuern". Das heißt, sie werden mit einem roten Blinklicht versehen, das in den Nachtstunden regelmäßig aufleuchtet. Das aber wirft nach Ansicht Duhnsens die Frage auf, "Wollen wir das rote Geblitze überhaupt?"
Würde die Firma die drei Anlagen bauen, so ist daran gedacht, Energieanlagen des Typs Enercon E-101 zu errichten. Die Nennleistung liegt jeweils bei 3,0 Megawatt, der Rotordurchmesser bei 101 Meter. Die Nabenhöhe beträgt 99,5 Meter, die Gesamthöhe 150 Meter. Jede Anlage produziert etwa 6,2 Mio. kWh, das entspricht einem Strombedarf für bis zu 2000 Haushalte. Insgesamt könnten so rund 6000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Betreiber der Anlage wäre das Unternehmen juwi, allerdings können sich Bürger ab einem Betrag von 500 Euro daran beteiligen. Juwi bietet zudem den Strom als Direktstrom unter der Bezeichnung Bürgerstromtarif für 21 Cent pro Kilowattstunde zur Abnahme an. Die Verträge werden direkt mit den interessierten Kunden geschlossen. Die Firmenvertreter stellten klar, dass das Unternehmen seine "Projektidee" aus Renditegründen nicht weiter verfolgen würde, käme es von Seiten der Gemeinde zu Planungen nur bis zu einer maximalen Höhe von 100 Metern. Für die Kommune würden bei der Realisierung der "Projektidee" Gewerbesteuerzahlungen abfallen. Obendrein könnten Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz auf Gemeindeflächen erfolgen. Dies würde regelmäßige Pachteinnahmen zur Folge haben.
Etliche Nachfragen von Seiten der Ratsmitglieder und der Zuhörer ließ deutlich werden, dass zur Einschätzung des Vorhabens verstärkt die Vorlage von Fakten bis hin zu einem Kostenrahmen notwendig sind. Auch möchte man mehr erfahren über mögliche Gestaltungsmöglichkeiten einer Betreibergesellschaft. Käme es zum Beschluss des Gemeinderates, dieses Vorhaben der regenerativen Energieerzeugung mit Windkraftanlagen weiter zu verfolgen, dann stünde eine Änderung des Flächennutzungsplanes ins Haus. Bis ein erstes Windrad seine Arbeit aufnehmen könnte, würde noch sehr viel Wind über Kobbensen hinwegbrausen. Schätzungen gehen von einem Zeitraum von dreieinhalb Jahren aus. Foto: bt