RINTELN (ste). Was passiert eigentlich in einer Moschee, was für Menschen beten dort und wie kann man sicher sein, dass der Koran dort auf friedliche und gesellschaftsverträgliche Weise gelehrt wird, und Predigten nicht in Hasstiraden enden? Die Moschee im Galgenfeld stellte sich diesen Fragen und lud ein zum "Tag der offenen Moschee". Murat Demirel, Vorsitzender des Vereins "Mevlana" als Teil der Organisation "Dianet", die vom türkischen Staat getragen wird und die die Moschee finanziert, stand Rede und Antwort und freute sich, dass viele Menschen das Angebot zum Besuch nutzten.
Imam Idris Tasova predigt in der Moschee. Der studierte islamische Theologe ist von "Dianet" eingesetzt, um Allahs Botschaft zu verkünden. Und dabei, so Murat Demirel, legt nicht nur "Dianet" Wert auf eine gemäßigte Haltung der ausgewählten Imame, die mit einem Diplomatenpass ausgestattet sind: "Wir in der Gemeinde hören genau hin, was uns der Imam zu sagen hat!" Und bislang habe es noch nie eine Predigt gegeben, die intollerant gegenüber Andersgläubigen gewesen sei. 800 Gemeinden betreut "Dianet" in Deutschland und 100 Gemeindemitglieder hat der türkische Verein "Mevlana" in Rinteln. Mit einem Gebetsraum, einem Vereinsraum, einem Konferenzraum und einer Wohnung für den Imam ist die Moschee zukunftsweisend ausgerichtet. Die Innenräume sind freundlich gestaltet und vor allem der Gebetsraum strahlt eine andächtige Ruhe aus. Von der "Mimber" - der Kanzel - aus richtet der Imam das Freitags- und Feiertagsgebet aus. Und die sind immer gut besucht. Murat Demirel verweist auf die gute Integration der türkischen Gemeindemitglieder in die Stadt Rinteln: "Wir wollen und werden von Rinteln aus nicht die Weltprobleme lösen, sondern konzentrieren uns hier auf unsere eigenen Probleme!" Eine Einstellung, die Xenia Fischer-Loock als Lehrerin des Integrationskurses in der Gemeinde (SW berichtete) voll unterstützt. Sie freute sich, dass Karin Gerhard-Lorenz, ehemalige Pastorin aus Rinteln, den Weg in die Moschee fand und sich über die Möglichkeiten der interkulturellen Arbeit informierte.
Sie hatte auch Verständnis für die festgelegte Aufstellung von Männern und Frauen beim Gebet: "Wenn wir bestimmte, vorgegebenen Bewegungen beim Gebet machen, würden wir Männer vielleicht abgelenkt sein in unserer Konzentration und Hingabe zu Allah, wenn die Frauen vor uns stehen würden", gesteht Murat Demirel und macht damit auch deutlich, dass Frauen und Männer in Rinteln in einem Gebetsraum beten dürfen. Die Rintelner Gemeinde der Muslime ist immer auf der Suche nach Möglichkeiten, sich noch stärker in die Gesellschaft zu integrieren. Sprachkurse, interkulturelle Angebote und eine starke Frauengruppe in der Gemeinde sind nur einige Anzeichen dafür, dass Rintelns Muslime nur eins wollen: "Wir wollen Teil der Rintelner Gesellschaft sein!"Foto: ste