RINTELN (ste). Am Sonnabend, 15. Oktober, wird ab 9.30 Uhr auf dem Kirchplatz eine Befragung zum Thema "Initiative Kennzeichenliberalisierung" durchgeführt. Hinter allem steht die Frage: "RI - Kehren die alten Kennzeichen zurück?"
Prof. Dr. Ralf Bochert von der Uni Heilbronn hat dazu schon 25.000 Personen in über 111 deutschen Städten befragt. Er sieht eine kostenneutrale Lösung der Wiedereinführung auslaufender Kennzeichen gegeben.
Eine Vielzahl deutscher Städte und Gemeinden hat in den vergangenen 40 Jahren ihr Kfz-Kennzeichen verloren. Grund waren die zahlreichen Um- und Neustrukturierungen der Landkreise.
Nach Ansicht von Prof. Dr. Ralf Bochert von der Hochschule Heilbronn verzichten diese damit auf ein wichtiges Identitätsmerkmal. Selbst die wirtschaftliche und touristische Vermarktung gestalte sich, dem Leiter der Fachgebiete Volkswirtschaftlehre und Destinationsmanagement im Studiengang Tourismusmanagement zufolge, wesentlich schwieriger. "Städte verlieren mit dem eigenen Kfz-Kennzeichen ein Stück ihrer Außenwirkung. Auch wenn es sich nur um zwei oder drei Buchstaben handelt, entscheidend ist nicht zuletzt die Wertigkeit des Trägermediums. Das Kulturobjekt Automobil erhöht die Bedeutung von Kennzeichen um ein Vielfaches," meint Bochert.
Daher hat der engagierte Wissenschaftler 2010 die Heilbronner Initiative "Kennzeichenliberalisierung" gegründet: "Die Wiedereinführung bereits verschwundener Kfz-Kennzeichen ist heute ohne weiteres möglich", so seine Meinung.
Als Modell schlägt er die kostenneutrale Lösung des Main-Kinzig-Kreises in Hessen vor, wo die kreisangehörige Stadt Hanau durch das Kennzeichen HU, das übrige Kreisgebiet jedoch durch MKK repräsentiert wird: "Mehrere Kennzeichen in einem Landkreis ist ein Königsweg, der ein kleinräumigeres Zugehörigkeitsgefühl auch in den großen Kreiszuschnitten ermöglicht."
Die harmonische Zusammenarbeit auf Kreisebene werde durch diese Möglichkeit gestärkt. Die Erhaltung von Kennzeichen sei also keine Frage des Könnens, sondern des politischen Willens, sagt Bochert.
"Ich sehe, auch wenn das etwas pathetisch klingt, durchaus ein Recht auf den eigenen Namen im Kennzeichen, das den Städten genommen werden soll", so Bochert, "man kann sich ein wertvolles identitätsstiftendes Symbol sichern."
ie große Mehrheit von gut 73 Prozent der bislang Befragten in den Städten äußert den Wunsch zur Rückkehr zu ihrem Altkennzeichen, zwölf Prozent sprechen sich für die Beibehaltung der aktuellen Situation aus.
Dabei werden auch mit einem möglicherweise neuen "RI-Kennzeichen" der Landkreiszuschnitt und die -aufgaben nicht infrage gestellt. Inzwischen ist auch schon eine klare politische Tendenz auszumachen, nach der die Projektidee in vielen Bundesländern positiv getragen werde.
Insbesondere die unterstützende Entscheidung der Verkehrsministerkonferenz am 6. April 2011, eine Lockerung der entsprechenden Vorschriften der Fahrzeugzulassungsverordnung anzustreben, eröffne nun realistische Chancen für eine Umsetzung der Idee mehrerer Kfz-Kennzeichen in einem Landkreis, freut sich Bochert.
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