1. Auf den Spuren von Auswanderern

    Historiker Kai Witthinrich sucht nach Amerika-Emigranten aus dem Sünteltal

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    LAUENAU (al). Zahllose Menschen haben im 19. Jahrhundert ihr Glück in der "Neuen Welt" gesucht. Weil in Deutschland Hungersnot herrschte, sich keine Arbeitsplätze finden ließen oder der elterliche Hof nur für einen Nachfahren ein Auskommen bot, wanderten auch aus dem Sünteltal mutige junge Leute aus und warben in Briefen an ihre Angehörigen, es ihnen nachzutun. Während für weite Teile des Landkreises diese Thematik schon aufgearbeitet worden ist, gibt es in der lokalen Geschichte des Sünteltals noch deutliche Lücken. Ein Historiker will diese schließen.

    Kai Witthinrich ist seit einiger Zeit ehrenamtlicher Mitarbeiter im Heimatmuseum Bad Münder. Der promovierte Historiker folgt einer Bitte des dortigen Vorstands, sich mit dem Thema zu befassen.

    Witthinrich schaute in Archivakten und Kirchenbücher und stellte dabei sehr schnell fest, dass aus Bad Münder selbst und dessen unmittelbarer Umgebung die Reiselust über den großen Teich nicht sehr ausgeprägt war. Dagegen machten sich größere Gruppen aus dem bislang ebenfalls noch nicht erfassten Raum Lauenau auf den Weg.

    Auf etwa 500 Personen schätzt der Historiker die gesamte Auswandererwelle aus dem Sünteltal. Einen Schwerpunkt bildete dabei der "Kartoffelwinter" 1846. Ernteausfälle und Hungersnot hatten damals insbesondere Familien aus kleinen Verhältnissen, Leineweber und Tagelöhner in die Ferne getrieben.

    ber es gab vereinzelt auch Nachkommen großer Höfe, die mit eigenen Mitteln sich Land in Amerika kaufen konnten. Den nach der Einwohnerzahl prozentual größten Anteil an Auswanderern hatte über die Jahre Messenkamp mit 25 Prozent, gefolgt von Schmarrie mit 19 und Pohle mit 13 Prozent.

    Witthinrich bittet nun die Bevölkerung um Mithilfe bei seinen weiteren Recherchen.

    Wer eigene Familienforschung betrieben hat, Nachkommen von Auswanderern in Amerika weiß oder alte Fotos und Dokumente besitzt, sollte mit ihm unter der Rufnummer (05042) 50 64 72 oder über die Mailadresse kai@whinrich.de Kontakt aufnehmen.

    Voraussichtlich im kommenden Jahr will er in einem Buch die Ergebnisse aller Untersuchungen vorstellen. Einige bemerkenswerte Details dafür stehen schon jetzt fest; zum Beispiel die Geschichte des vagabundierenden Lauenauer Schlachters Johann Friedrich Wilhelm Wallbaum. Der Lauenauer Rat stellte sogar Geld zur Verfügung, um den wiederholt straffälligen Mann mit einer Reise ohne Rückfahrkarte loszuwerden. Ein solches Vorgehen war kein Einzelfall, sondern mit mehreren Fällen aus dem Schaumburger Land bekannt.

    Auch aus Feggendorf führt eine Spur nach Amerika. 1853 verabschiedete der Bergmann Johann Friedrich Schumacher 1853 seine Töchter Caroline und Louise mit schwerem Herzen.

    Aber sie fanden ihr Glück in der Ferne und schwärmten davon in Briefen. Fünf Jahre später folgten die Eltern und weitere drei Geschwister.

    Allein die drei Töchter bekamen zusammen 25 Kinder und trugen auf diese Weise zur Verbreitung der Deutschstämmigen im Staat Illinois bei.

    Foto: al

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