1. Aggregate dröhnen und die Bässe wummern

    Die Anzahl der Wagen reduziert sich / Feuchtfröhliche Trinksprüche konkurrieren mit ironisch-politischen Aussagen

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    MÖLLENBECK (ste). Hunderte von jungen Leuten bevölkern am Freitagabend während der Disco des Erntefestes das Festzelt, alles bleibt friedlich, nichts passiert. Ein Szenario, das auf anderen Zeltfesten auch schnell einmal umkippen kann. Doch offensichtlich funktioniert in Möllenbeck die soziale Kontrolle noch und so wird "stresslos" ausgelassen gefeiert. Genauso geht es auch weiter.

    Am Sonntag, dem Höhepunkt des Festes mit dem Umzug durch das Dorf, droht allerdings der einsetzende Regen mit seinen dunklen Wolken das Fest ein Stück weit zu kippen. Doch die Möllenbecker lassen sich davon nicht abhalten und starten ihren Zug. Passend dazu reißt der Himmel auf und die Sonne strahlt aus allen Knopflöchern. Zwölf Wagen setzen sich in Bewegung, im letzten Jahr waren es noch 17. Überall dröhnen die Aggregate, wummern die Lautsprecher. Für die Musik der Feuerwehrkapelle oder anderer Fußkapellen ist da keine Luft mehr. Das war in den letzten Jahren anders. Da ließen es die Jugendlichen auf ihrem Wagen krachen und die anderen Wagen hielten sich geräuschmäßig bedeckter. Mit dabei auch eine Abordnung aus dem Lipperland, die ihre Manneskraft in markigen Sprüchen bekanntgaben und dabei nicht mit Selbstüberschätzung geizten. Die Motive der Wagen waren unterschiedlich. Während die einen feucht-fröhliche Trinksprüche propagierten, ließen die Jungbauern politisch-ironisch die Atomkraft als einzig wahres "Heilmittel" wieder aufleben: "Solardächer seh‘n scheiße aus, ein Windrad stört die Fledermaus, Biogas hat auch kein‘ Zweck, denn das nimmt das Essen weg. Maisfelder und Windräder müssen weg, der nächste Castor kommt nach Möllenbeck" stand auf ihrem Wagen. Die Feuerwehr und der Männergesangverein Polyhymnia können mit dem Verlauf ihres Erntefestes zufrieden sein. Für die kommenden Jahre müssen sie jedoch aufpassen, dass die Zahl der Wagen sich nicht weiter so dramatisch verringert, damit eines der schönsten Erntefeste weit und breit nicht bald der Vergangenheit angehört. Foto: ste

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