SAMTGEMEINDE. Fast fünfzigmal hat Gerhard Busche dort in den letzten neun Jahren gesessen - auf dem Bürgermeisterstuhl links außen am Kopfende des Ratstisches, mit Blick auf die übrigen Ratsmitglieder. Seine Körperhaltung: Meist leicht nach hinten geneigt, angespannt, mit viel Aufmerksamkeit für die Debatte am Tisch. Schien es ihm notwendig, in die Aussprache einzugreifen, weil inhaltlich Klärungsbedarf bestand oder die eigene Position deutlich gemacht werden musste - dann bewegte sich der Zeigefinger der rechten Hand andeutungsweise in die Höhe, gerade so, dass dem Ratsvorsitzenden die Meldung auffiel.
Am 1. September 2002 übernahm Busche als direkt von den Bürgern gewählter parteiloser Bürgermeister der Samtgemeinde Lindhorst die Verantwortung in der Verwaltung für die Geschicke der Kommune. Neun Jahre lang hat er an vorderster Stelle als Verwaltungsbeamter die Entwicklung der Kommune gesteuert und war aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Rat als 23. Mitglied bei anstehenden Entscheidungen oft das Zünglein an der Waage. Woher kamen die Mehrheiten für den Bürgermeister ohne Parteibuch? Oft waren die Abstimmungen klar: "Einstimmig" wurde dann notiert. Manchmal fanden sich Ja-Stimmen für den Busche-Vorschlag in allen politischen Lagern. Manchmal waren auch zwei bis drei Durchgänge notwendig, bis er die notwendige Mehrheit bekam und sein Ergebnis in die Scheune einfahren konnte. Dies freute ihn dann ganz besonders. Hier erinnert er sich gern an die Diskussion um den Verkauf der Abwasseranlage oder die Standortwahl für das Feuerwehrgerätehaus.
Gerhard Busche ist ein Mann der ersten Stunde in der Geschichte der Samtgemeinde Lindhorst. Nach der Lehre beim Landkreis Schaumburg-Lippe und der sich anschließenden Fachhochschulausbildung in Göttingen und Hannover beginnt er 1972 seine Arbeit bei der damaligen Gemeinde Lindhorst. 1974 wird er von der neu gegründeten Samtgemeinde Lindhorst übernommen und bereits drei Jahre später vom Rat der Samtgemeinde zum stellvertretenden Samtgemeindedirektor bestellt. Er erlebt drei Samtgemeindedirektoren als Chefs der Verwaltung, bevor er 2001 den Entschluss fasst, sich selbst zur Wahl für das jetzt nicht mehr ehrenamtlich ausgeübte Amt des Samtgemeindebürgermeisters zu stellen.
Was waren für ihn die größten zu bewältigenden Aufgaben in seiner Zeit bei der Samtgemeinde? Die Antwort kommt schnell und klar: Die Umsetzung des Generalentwässerungsplans gehört dazu. Zwanzig Jahre lang beschäftigte sich Busche mit der Einrichtung der Kanalisation in der Samtgemeinde. 2001 wird das neue Klärwerk eingeweiht. Auf das damals Geschaffene ("Ein Meilenstein") ist er sichtlich stolz. Ebenso auf die weiteren Mammutaufgaben in seinen vielen Dienstjahren: den Anbau an die Magister-Nothold-Schule Mitte der 80iger Jahre und den Neubau des Lindhorster Feuerwehrgerätehauses nebst Baubetriebshof in den letzten Jahren,
Ärger? Was ihn in all den Jahren ab und zu geärgert hat, sieht Busche im Rückblick jetzt etwas anders. "Die Ärgernisse von damals haben sich heute verklärt," sagt der 63-Jährige. Wenn der engagierte Verwaltungsbeamte den Blick nach vorne richtet, dann nimmt er Tendenzen zu einer möglichen Rekommunalisierung wahr. "Die Menschen wollen, was die Verwaltung angeht, ihre Ansprechpartner vor Ort haben," sagt er. Mit moderner Technik sei dies problemlos möglich. Darüber müsse die Politik zukünftig nachdenken. Der Gedanke, Samtgemeinden zusammenzuschließen, sei gegenwärtig nicht mehr unbedingt aktuell. Wenn überhaupt, müssten solche Kommunen eine Größe bis zu 30.000 Einwohnern haben - eine Samtgemeinde Nordschaumburg - aber diese Tendenz erkennt Busche gegenwärtig nirgends.
48 Dienstjahre hat Gerhard Busche auf dem Buckel, 39 davon hat er in Lindhorst verbracht. Am 31. Oktober endet seine Amtszeit als Samtgemeindebürgermeister, am Tag darauf beginnt seine Zeit als Pensionär. Dann kann er sich verstärkt seinen Hobbys, der Malerei, der Arbeit im Garten und dem Radfahren widmen. Der zweifache Großvater wird Zeit haben, die Enkel zu besuchen oder die ein oder andere Reise zu unternehmen. Seine Arbeit in all den Jahren und die dabei gemachten Erfahrungen möchte er nicht missen. Ein herzliches Dankeschön richtet er an die Mitarbeiter, für die ihm erwiesene Loyalität und Unterstützung. Seine Arbeit hat er in all den Jahren als hochinteressant und als sehr abwechslungsreich erlebt. Seine Zeit des Ruhestandes verspricht sicherlich nicht weniger interessant und abwechslungsreich zu werden. Foto: privat