MESSENKAMP (al). Viereinhalb Jahrzehnte nach dem Bau der Umgehungsstraße bei Messenkamp haben die Anwohner die Nase voll. Rund hundert Betroffene verlangen eine Lärmschutzwand und ein Tempolimit.
Sie sehen dafür den rechten Zeitpunkt gekommen. Denn mit der in diesen Tagen erfolgten Einweihung der Ortsumgehung Eimbeckhausen ist die Verbindung durch das Sünteltal von der Autoahn ins Weserbergland und in den Hildesheimer Raum noch attraktiver geworden. Eine weiter erhöhtes Verkehrsaufkommen befürchten sie mit der Fertigstellung des neuen Edeka-Regionallagers im benachbarten Lauenau. Dann dürften noch mehr Lastzüge rollen.
Der stellvertretende Gemeindedirektor Jörg Döpke berichtete jetzt dem Rat von der wieder aufgeflammten Initiative. Vor Jahren war schon einmal ein Anlauf genommen worden, der dann jedoch versickerte. Nun führt der in Messenkamp wohnende Anwalt und selbst Betroffene Karl Minne Braaksma die Korrespondenz. Eine erste Reaktion der Straßenbauverwaltung liegt bereits vor: Erst müsse eine neue Verkehrszählung erfolgen, bevor eine Stellungnahme möglich sei. Die Behörde räumt ein, nur alte Statistiken zu besitzen, die keine Aussagekraft mehr haben.
Bedenken gegen die Forderungen kamen aus den eigenen Reihen. Der frühere Bürgermeister Gerd Lohmann (SPD), der selbst Anlieger ist und nach eigenen Angaben "nur über Umwege" von der Bürgerinitiative erfahren habe, vermutete, dass "das Verkehrsaufkommen geringer geworden" sei: "Die Zahlen sprechen nicht für uns." Zudem habe die Fortentwicklung der Technik für leisere Motoren und geringere Reifengeräusche gesorgt.
Das wollte sein Nachfolger im Amt, Frank Witte (SPD) nicht glauben. Gerade wegen wachsenden Lärms und steigender Verkehrsdichte sei doch die Umgehungsstraße bei Eimbeckhausen gebaut worden: "Was dort gilt, muss auch bei uns gelten." Deshalb unterstütze er die Forderungen.
Aber der Rat will vorerst noch still halten. "Wenn Umgehungsstraße und Edeka fertig sind, gibt es bestimmt höhere Werte", glaubte Udo Meyer (CDU), der sich zugleich für "Lärmschutz an der Nienstedter Straße" aussprach. Über die dortigen lauten Motorradgeräusche an Sommerabenden und Wochenenden hatte es vor einigen Wochen Klagen aus dem benachbarten Altenhagen II gegeben. Auch dort ist bislang nichts geschehen, obwohl massive Proteste formuliert worden waren.
Armin Lohmann (CDU) bedauerte, dass die vor Jahren begonnenen Maßnahmen zum Erhalt des natürlichen Lärmschutzes nicht fortgesetzt worden seien: Damals hatte eine Fachfirma systematisch alten Baumbestand entlang der Bundesstraße beseitigt, damit neues Unterholz entstehen könne. Energische Proteste aus der Bevölkerung sorgten dafür, sodass die Arbeiten eingestellt wurden. "Das rächt sich jetzt", bemerkte Lohmann, die Ausdünnung hätte Sinn gemacht: Bäume und Büsche hätten neu ausgeschlagen und für einen besseren dichten Bewuchs gesorgt. Foto: al
Entlang der Bundesstraße 442 im Bereich Messenkamp fordern die Einwohner Lärmschutzmaßnahmen.