1. Wollhandkrabbe verirrt sich in Fußgängerzone

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    BÜCKEBURG (em). Peter Walter hat nicht schlecht gestaunt, als ihm beim Spaziergang mit seiner Tochter in der Fußgängerzone eine große Krabbe über den Weg lief, wie man sie sonst eher aus dem Urlaub am Meer kennt. Besorgt um das Wohlergehen des Tieres brachte er sie in die Wildtier- und Artenschutzstation nach Sachsenhagen, wo sie zunächst Unterkunft in einem großen Aquarium fand.

    Recherchen ergaben, dass es sich um eine Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis) handelt. Die Ankunft dieser ursprünglich im Osten Chinas beheimateten Art in unseren Gewässern hat sich in Anglerkreisen bereits herumgesprochen. In der übrigen Bevölkerung ist die Problematik um diesen Neubürger, ein sogenanntes Neozoon, weitgehend unbekannt.

    In Europa wurden Wollhandkrabben Anfang des 20. Jahrhunderts vermutlich als Larven mit dem Ballastwasser von Handelsschiffen eingeschleppt. Inzwischen verbreiten sie sich in Schüben invasionsartig in Norddeutschland. Sie besiedeln größere Flussläufe und haben den Landkreis Schaumburg vermutlich über den Mittellandkanal erreicht. Der Namen kommt von dem dichten "Haarpelz", den insbesondere die männlichen Tiere an den Scheren tragen. Die Wollhandkrabbe stellt eine Bedrohung für die europäische Fließgewässerfauna dar, weil sie hier kaum natürliche Feinde hat und sich ungehemmt vermehren kann. Als Allesfresser tritt sie mit anderen Wasserbewohnern in Nahrungskonkurrenz. Uferbauten und Dämme werden durch das massenhafte Graben von Hohlgängen in Mitleidenschaft gezogen und können einstürzen, Drainagen können verstopfen. Auch unter Anglern und Fischern sind Wollhandkrabben unbeliebt: Beim Angeln mit Köderfisch am Grund knabbern die Tiere binnen kurzer Zeit den Köder vom Haken, ohne dass der Angler dies bemerkt. Außerdem durchtrennen sie mit ihren Scheren die Schnur, um den Köder zu erhalten. Bei der Reusenfischerei greifen sie gefangene Fische an und fressen diese; außerdem sollen sie schon manches Netz zerschnitten haben. Auf ihren Wanderungen gelangen Wollhandkrabben auch in Fischteiche, wo sie eine Bedrohung für Zuchtfische darstellen. Wenigstens einen praktischen Nutzen könnte die Art, die man wohl durch keine wirksame Maßnahme mehr aus unserer Natur entfernen kann, auch bei uns in Zukunft erhalten: In der chinesischen Küche sind Wollhandkrabben eine begehrte Delikatesse. Foto: privat

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