LAUENAU (al). Eines der wertvollsten Utensilien aus der örtlichen Vergangenheit ist geschändet worden. Ein Unbekannter hat am "Willkommen"-Pokal der früheren örtlichen Handwerkerinnung die dort mit einem Ring befestigten Medaillen mit Namen der damaligen Meister abgeknipst und weitere kleine Gegenstände mitgehen lassen. Der Einbruch wurde am vergangenen Freitagnachmittag entdeckt. Der Diebstahl muss sich jedoch schon einige Tage zuvor ereignet haben.
Noch gut gelaunt war Erhard Meyer ins Amts- und Fleckenmuseum gegangen. In den Unterlagen seines Großvaters hatte er einen zerknitterten Meisterbrief gefunden, diesen sorgfältig restauriert und eingerahmt. Das Dokument sollte in die bereits vorhandene große Sammlung im Handwerker-Zimmer eingereiht werden.
Doch was sich dort seinen Blicken bot, ließ ihn nach eigenen Angaben "fast in Ohnmacht" fallen: Die Vitrine mit den Traditionsgegenständen der örtlichen "Bunten Gilde" war aufgebrochen worden; der Deckel des aus dem Jahr 1790 stammenden Trinkgefäßes lag auf dem Boden; die metallenen Anhänger, die nach 1811 angebracht worden waren, fehlten. Beunruhigt kontrollierte Meyer den weiteren Bestand im "Gesindehaus": Aus der gleichen Vitrine waren ein Holzzepter und ein Zinnkrug mit Aufschrift von 1822 waren verschwunden. In einem Glasschrank im Nebenraum vermisst Meyer etwa 80 Zinnfiguren.
Im Erdgeschoss wurde aus dem Themenzimmer "Brauerei Rupp" eine alte Gewürzwaage entwedet. Im Raum, der dem Amt Lauenau und dem Geschlecht derer von Münchhausen gewidmet ist, stehen zwei Kleiderpuppen nur noch nackt da: Verschwunden sind die beiden Livree-Uniformen, wie sie die Dienerschaft einst trug. Rätsel gibt der offene Schrank mit den Schaumburger Trachtenpuppen auf: Eine liegt am Boden; es fehlt nach erster Kontrolle offenbar nichts.
Insgesamt erscheint der durch den Diebstahl entstandene materielle Schaden gering; der ideelle ist jedoch kaum abschätzbar. "Es sticht mir ins Herz", klagt Meyer vor allem mit dem Blick auf den malträtierten Zunftpokal: "So etwas ist doch nicht zu ersetzen."
Erste Spuren des Diebstahls hatte Meyer schon zwei Tage vorher entdeckt – und sich dabei noch nichts gedacht. Im Erdgeschoss war die kleine Scheibe eines Seitenfensters zerbrochen gewesen. Arbeiter einer nahen Baustelle berichteten, dass Kinder dort gespielt hätten. Meyer wunderte sich zwar noch über die nur wenigen verbliebenen Glasreste, bemerkte ansonsten nichts Außergewöhnliches. Schnell besorgte er eine neue Scheibe und setzte sie ein.
Die noch am Freitag umgehend alarmierte Polizei hat inzwischen die Ermittlungen aufgenommen und erste Spuren gesichert. Sie geht davon aus, dass sich der Täter durch dieses Fenster Zugang verschafft haben muss. Die Hintergründe für die Tat aber sind für Meyer und den übrigen Vorstand ein Rätsel: "Das kann kein Dummer-Jungen-Streich gewesen sein." Zielstrebig habe der Dieb neben den beiden Uniformen nur nach Metall gegriffen. Foto: al