1. Neuen und alten Glanz in Gut und Garten erleben

    Zur Offenen Pforte sind auf dem Anwesen neben viel Grün auch restaurierte Räume zu sehen / Am Original orientiert

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    APELERN (al). Das Apelerner Rittergut der Familie von Hammerstein zeigt sich am Sonntag, 31. Juli, ganz offiziell in seiner ganzen Pracht. Ab 11 Uhr sind Besucher im Rahmen der Schaumburger Aktion "Offene Pforte" willkommen. Allerdings sollten sie sich Zeit mitbringen – nicht nur wegen der verschwenderischen grünen und blütenreichen Vielfalt im Außenbereich. Die Türen öffnen sich auch zu einer komplett restaurierten Etage: In dieser Umgebung könnte sich Erbauer Anton von Wietersheim zum Ende des 16. Jahrhunderts wohlgefühlt haben. Der Kanzler von Otto IV. von Schaumburg hatte vor 1590 am Apelerner Ortsrand das Anwesen errichten lassen. Keine hundert Jahre später veräußerten es Nachfahren an die Familie von Hammerstein, die seit 1673 bis heute in nunmehr zehnter und elfter Generation das Anwesen pflegt.

    Bislang war der zweite Stock großelterlicher Wohnsitz. Doch nach deren Tod entschied sich Hausherr Börries von Hammerstein gemeinsam mit Tochter Sophie von Gossler-Hammerstein für eine Sanierung, die sich möglichst am Original von vor gut 400 Jahren orientieren sollte. Für die studierte Kunsthistorikerin, die sich bereits gründlich mit der Schlossgeschichte beschäftigt hat, war das eine willkommene Herausforderung. "Sie überrascht sogar mich noch mit ihrem Wissen", lobt der Vater.

    Das von Ehefrau Lydia komplettierte Trio benötigte ein Jahr, um die Etage von Farben und Veränderungen der Jahrhunderte zu befreien. Allein bei den Türen kam erst unter dem siebten Anstrich und nach entsprechender dendrochronologischer Untersuchung das Original zum Vorschein. Verblüffende Erkenntnis der Familie: Das verarbeitete Holz ist wirklich bereits Mitte des 16. Jahrhunderts gefällt worden.

    Inzwischen tragen Türen und die zu Säulen geformten Rahmen einen weißen Anstrich mit teilweiser Blattgoldauflage. Im großen Eingangsbereich lieferten tatsächlich Läuse die rötliche Kulisse: Ein möglichst naturnaher Anstrich sollte das Atmen der Lehmwände ermöglichen. Manche Einrichtungsgegenstände fanden sich in dunklen Ecken des Gebäudes; andere kaufte die sachkundige Tochter mit sicherem Blick bei Antiquitätenhändlern.

    Wer ihr oder dem Hausherrn bei den am 31. Juli ab 11 Uhr nach Bedarf angebotenen Führungen folgt, wird eine Menge Interessantes über Schloss- und Familiengeschichte erfahren. Und natürlich über die bei der Sanierung gewonnenen Erkenntnisse. So kommt der große Kamin mit den in Stein gehauenen Planetengöttern dank der Beseitigung einer Zwischenwand jetzt wieder voll zur Geltung. Der Rauchabzug gleicht in weiten Teilen dem vermuteten Vorbild im Stadthäger Schloss.

    Die von der Wand mitunter auch etwas streng blickenden Hammersteinschen Vorfahren dürften in nächster Zeit noch mehr zu sehen bekommen. Denn die Räume stehen für Familienfeiern, Empfänge und andere Anlässe zur Verfügung. Brautpaare könnten zum Beispiel ihr Ja-Wort gleich mit einem Fest verbinden: Der Gewölbekeller des Hauses dient als Standesamt.

    Besucher, die sich trotz des wieder entstandenen baulichen Juwels am kommenden Sonntag doch nur dem Garten widmen wollen, sollten auf das Nebeneinander von Wasserspielen und Lustgarten achten. Die Anlage ist nach Plänen aus dem Jahr 1767 entstanden, als der damalige Hausherr, der Königliche Hannoversche Hof- und Kammerjunker Börries Friedrich Karl von Hammerstein, nach seinen England-Reisen die dort gewonnenen Eindrücke auch in seiner Umgebung sehen wollte.

    Inzwischen reihen sich rund um das Rittergut 473 Gehölze und mehr als 5400 Stauden. Sehenswert ist die von der Hauptstraße zum Anwesen führende Lindenallee sowie das Nebeneinander von kleiner Graft und Orangerie. Ein Naturschauspiel allerdings ist in dieser Jahreszeit nicht mehr zu erleben: Den steinernen Neptun, der über das 36 Meter lange Wasserbecken blickt, umgibt in Frühjahr ein blaues Meer von über 5000 Krokussen. Foto: al

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