POHLE (al). Entrüstet stehen Leszek und Sohn Patrick Glowacki sowie Schwiegersohn Matthäus Monkiewicz vor dem großen Hofgebäude. Sie können sich kaum beruhigen über das, was in der jüngsten Ratssitzung über das von ihnen erworbene ehemalige Anwesen Sustrate diskutiert und anschließend in der Presse berichtet worden ist. "Ohne uns zu fragen", kommentiert Patrick Glowacki die dabei geäußerten Vermutungen, das Anwesen könne zum Schrottplatz werden.
Doch jetzt hat offenbar ein erstes Umdenken eingesetzt: Die SPD-Fraktion bat die künftigen Pohler Neubürger um Informationen: "Endlich hat mit uns jemand gesprochen", freute sich Leszek Glowacki über den Besuch.
Es ging hoch her bei den jüngsten Beratungen der örtlichen Kommunalpolitiker. Die CDU-Fraktion hatte sogar einen Antrag eingebracht mit dem Ziel, per neuem Bebauungsplan Teile der Ortsmitte vom Mischgebiet in ein Wohngebiet zu verwandeln. Niemand hatte sich bis dahin offenbar nach den möglichen Absichten der Erwerber erkundigt.
Der stellvertretende Gemeindedirektor Jürgen Bock wusste lediglich von der beteiligten Maklerin, der neue Eigentümer habe eine Autowerkstatt in Seelze und wolle den unter Denkmalschutz stehenden früheren Bauernhof restaurieren.
"Wenn ich das Wort ‚Schrott’ nur höre, bin ich krank", sagt Leszek Glowacki. Der 52-Jährige ärgert sich selbst über den unschönen Anblick, den ein Autoverwertungsbetrieb am Ortsausgang in Richtung Lauenau abgibt. So etwas sei in der Pohler Ortslage "einfach undenkbar".
Er selbst hat mit Autos eigentlich gar nichts zu tun: Er ist erfahrener Maurermeister, hat in seiner polnischen Heimat nach eigenen Angaben bereits zwei marode Anwesen sorgfältig saniert und in Seelze ein heruntergekommenes Haus zu einem gefälligen Gebäude für drei Familien gemacht. Die historische Bedeutung der im Volksmund und in Fachkreisen so genannten hiesigen "Rübenburg" einschließlich eines wertvollen Altenteilerhauses von 1789 sei ihm bewusst.
Er wolle die Anlage für die eigene Familie restaurieren: "Die wird schöner als jemals zuvor." Drei Jahre hat er sich dafür vorgenommen – bis hin zur Dacheindeckung mit roten Pfannen.
Kraftfahrzeugmeister Patrick Glowacki (26) und sein Schwager Matthäus Monkiewicz (28) konzentrieren sich indes auf die an die Scheune grenzende ehemalige Maschinenhalle von Bauer Sustrate.
Auf deren 200 Quadratmetern ist eine markenfreie Autowerkstatt für alle Fabrikate, jedoch mit Schwerpunkt auf Motoren und Elektronik von VW und Mercedes vorgesehen. Was hiesige Agrarbetriebe freuen dürfte: Das Duo versteht sich auch auf die Reparatur landwirtschaftlicher Maschinen und will dies ebenfalls anbieten. Ein formeller Antrag auf entsprechende Nutzungsänderung wurde bereits auf den Weg gebracht. Schon im Herbst soll der Betrieb aufgenommen werden: "Wenn das gut läuft, schaffen wir auch zwei, drei Arbeitsplätze."
Bei Patrick Glowacki, der das Haus auch bald für Wohnzwecke nutzen will, ist der Zorn über die örtliche Gerüchteküche noch nicht wirklich verraucht: Eine "Unverschämtheit" sei das, macht er seinem Frust Luft. Man werde schon vor dem Einzug abgestempelt: Dabei wolle er doch ein guter Nachbar sein und freue sich richtig auf das neue Leben auf dem Land. Foto: al