LAUENAU (al). Den ersten Bewohnern in der neuen Lauenauer Service-Wohnanlage darf eigentlich nichts passieren. Wenn sie dringend einen Arzt benötigen oder im Fall eines Fahrstuhldefekts Hilfe anfordern müssen, bleibt ihr Rufen ungehört: Es gibt kein Telefon im Haus. Ein Handyempfang ist ebenfalls kaum möglich. Das Monopolunternehmen Telekom sah sich bislang nicht in der Lage, den Anschluss herzustellen. Erst in dieser Woche kam Bewegung in die Angelegenheit – nachdem die Presse Fragen stellte.
Der sonst eher bedächtig agierende Geschäftsführer der Investorenfirma Aumann & Borchers, Rudolf Aumann, hatte längst die Nase voll. "Ich weiß mir keinen Rat mehr", sagte er dem Mitarbeiter der SW-Redaktion. Mit dem Einzug der ersten Bewohner in die 29 Einheiten umfassenden Anlage wuchs seine Sorge, sie in hilfloser Lage sehen zu müssen. Dabei waren mit der Telekom bereits im Juni 2010 alle notwendigen Verträge geschlossen worden. Ab dem Frühjahr 2011 wurde mit weiterem Baufortschritt des Objekts schriftlich und mündlich erinnert: Es mögen doch endlich die Leitungen geschaltet werden.
Eine letzte Mitteilung vom 23. Mai 2011 kündigte die Arbeiten bis zum 30. Juni an. Als daraufhin nichts passierte, wandte sich Aumann am 8. Juli an die Telekom-Geschäftsführung in Bonn. Von dort kam zwar keine Antwort, wohl aber von einer anderen Stelle des Konzerns am 14. Juli ein weiterer automatisierter Brief mit der Erledigungs-Ankündigung "bis 30. September". Allerdings solle "dieses Datum noch nicht als endgültiger Termin" angesehen werden. Da platzte Aumann endgültig der Kragen. Stefanie Halle von der Pressestelle Nord des Unternehmens reagierte auf Anfrage prompt. Nach nur 48 Stunden erklärte sie: "Bis zum Monatsende wird das Gebäude angeschlossen; bis Ende August folgen die Wohnungen." Sie begründete die eingetretenen Verzögerungen mit "Baumaßnahmen und wegerechtlichen Genehmigungen, die länger als üblich gedauert" hätten. Zudem seien von der zuständigen Abteilung die "besonderen Gegebenheiten" der Wohnanlage nicht erkannt worden. Deshalb würden jetzt umgehend die notwendigen Maßnahmen eingeleitet. Aumann reagierte "überrascht und erfreut" über diese Aussage, von der er allerdings nicht von der Telekom, sondern telefonisch direkt durch die Presse informiert wurde. Das Unternehmen hatte sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht bei ihm gemeldet. Seinen Schritt an die Öffentlichkeit begründete er zunächst mit dem Ziel, in der Sache endlich vorankommen zu wollen. Zugleich aber sollte es als Information an die Bevölkerung dienen, dass Probleme nicht immer nur den hiesigen Betreibern anzulasten seien. Aumann reagierte damit auch auf die mehrfachen Verzögerungen beim Baufortschritt. Das Projekt "Wohnen am Schloss" sollte ursprünglich schon im Dezember 2010 bezugsfertig sein. Mit siebenmonatiger Verspätung gehen jetzt jedoch die Arbeiten ihrem Ende entgegen. Auch der Außenbereich ist weitgehend angelegt. Foto: al
Kurz vor der endgültigen Fertigstellung: Die Anlage "Wohnen am Schloss".