KREIS SCHAUMBURG (al). Die ärztliche und technische Hilfe bei Unglücksfällen im Schaumburger Land wird seit zehn Jahren auch um psychischen Beistand ergänzt: 33 Notfallseelsorger stehen zur Verfügung, um Betroffenen, deren Angehörigen oder auch den Einsatzkräften zur Verfügung zu stehen. Sie spenden Trost und machen Mut und finden das richtige Wort im richtigen Moment. In einem Gottesdienst in der St. Lukas-Kirche in Lauenau gedachten jetzt Vertreter aus Kirchen, Politik, Polizei und Rettungsorganisationen der "Ersten Hilfe an der Seele".
Schaumburg-Lippes Landesbischof Karl-Hinrich Manzke und der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Grafschaft Schaumburg, Andreas Kühne-Glaser, hielten gemeinsam den Gottesdienst mit dem Leiter der Notfallseelsorge, Norbert Kubba. Wegen einer Erkrankung konnte der gleichfalls mit der Organisation beauftragte Lauenauer Theologe Dieter Meimbresse nicht teilnehmen.
Die Arbeit der Notfallseelsorger sei nach Ansicht von Landrat Jörg Farr ein "Gewinn für die Hilfskräfte und einen Dienst an den Betroffenen". Das will auch der Leiter des Polizeikommissariats Rinteln, Wilfried Korte, ausgemacht haben: "Auch wir sind nicht Leute, die alles einfach wegstecken können".
Kreisbrandmeister Klaus-Peter Grote berichtete aus eigenen Erfahrungen bei schweren Einsätzen: Jeder Mensch brauche in Grenzsituationen Trost: Das seien zunächst die Betroffenen, die unter Angst und Schock stehen. Doch auch die Ohnmacht der Helfer sei groß, wenn sie mit gutem Willen zu einem Unglück eilen und erkennen müssen, dass nicht mehr geholfen werden könne.
Einen Dank richteten die Anwesenden an Pastor Frank Waterstraat, der vor zehn Jahren gemeinsam mit Meimbresse die heutige Organisation in Schaumburg aufgebaut hatte und lange Jahre in der Landeskirche Ansprechpartner geblieben ist. Heute amtiert Joachim Wittchen als Beauftragter für die Notfallseelsorge.
Dem Gottesdienst folgte ein fröhlicher Ausklang auf dem Kirchplatz, bei dem Vertreter aller beteiligter Hilfs- und Rettungsorganisationen alte Kontakte vertieften und neue begründeten. Wie Pastor Kubba auf Anfrage erläuterte, sind kreisweit jeweils ein Pastor im Nord- und im Südbereich des Landkreises rund um die Uhr per Handy erreichbar. Der diensthabende Notfallseelsorger entscheidet selbst, ob er den Einsatz übernimmt oder ob er dies dem in der Regel mit den Örtlichkeiten vertrauten Gemeindepfarrer überlässt.
Die Schaumburger Notfallseelsorge verzeichnet steigende Tendenz. Allein in 2010 wurden die Pastoren zu 33 Unglücksfällen gerufen. An 27 Tagen forderte die Rettungsleitstelle die Theologen an. Vier Mal bat die Polizei um Unterstützung. Hauptsächlich erfolgte die Begleitung nach plötzlichem Tod im häuslichen Bereich. Zweimal kam es jedoch auch zu Nachgesprächen mit Einsatzkräften.
Auch bei den Notfallseelsorgern ist ein besonders tragisches Ereignis im abgelaufenen Jahr im Gedächtnis haften geblieben, als ein junger Landwirt auf seinem Hof im Apelerner Ortsteil Groß Hegesdorf in einer Baugrube verschüttet wurde und ums Leben kam. Mehrere Theologen mussten Familienangehörige betreuen und auch einigen verzweifelten Rettern Trost spenden. Foto: al