ALGESDORF / BAD NENNDORF (LA). "Solange ich mich noch bewegen kann und ab und zu ein Spiel gewinne, mache ich weiter", stellt Raimund Vietje mit Bestimmtheit fest und lacht dabei verschmitzt. Vietje bestreitet seine Punktspiele für den TSV Algesdorf in der 3. Kreisklasse und daran wird sich auch in der bevorstehenden Saison nichts ändern, denn schließlich hat er auch gewonnen. Wenn auch nur zwei Einzel und zwei Doppel, aber das Gewinnen zählt in diesem Fall auch nicht wirklich. Rainmund Vietje ist nämlich 83 Jahre alt und damit der älteste aktive Tischtennisspieler im Kreisverband Schaumburg. Tischtennis gehört seit der Nachkriegszeit zu seinen sportlichen Hobbys.
"Nach dem Weltkrieg konnten die Mitglieder des VfL Bad Nenndorf, dem ich damals angehörte, im Gasthaus "Zum goldenen Löwen", bei Mutter Schweer, ihrem Hobby, dem schnellen Sport mit dem kleinen weißen Zelluloidball, frönen", erinnert sich Vietje. Die Tischtennissparte wurde 1951 gegründet und Raimund Vietje und seine inzwischen verstorbene Frau Elfi, gehörten zu den Gründungsmitgliedern. Bereits im ersten Jahr des Bestehens spielten die VfL ´ler ihren Vereins-Pokalmeister aus. Spartenleiter war damals Wolfgang Bokelmann. "Ich verlor damals das Endspiel in der Verlängerung des dritten Satzes mit 22:24. Das ärgert mich noch heute", erzählt Vietje. Schließlich war Vietje ehrgeizig und sportlich fit. In den 40er Jahren ist er Radrennen gefahren und hat Feld-Handball beim VfL Bad Nenndorf gespielt. Bis zu einem Herzinfarkt 1982 hat der sportliche Bad Nenndorfer auch an zahlreichen Volksläufen teilgenommen. "Tischtennis wollten meine Frau und ich gern zusammen spielen, als Ausgleichsport", so Vietje. Das hat das Ehepaar dann auch getan. Gemeinsam wurde trainiert, Turniere und Meisterschaften besucht und natürlich feuerte man sich gegenseitig an. Von 1954 bis 1958 spielten Elfi und Rainmund Vietje für die SG Rodenberg und kehrten dann zum VfL zurück. Von 1970 an waren die Eheleute für den MTV Waltringhausen am grünen Tisch aktiv und Elfi Vietje gründete dort die erste Damenmannschaft und gemeinsam riefen die Vietjes beim MTV Pokal- und Vereinsmeisterschaften ins Leben. Seit 1998 gibt es im MTV aber keine Herrenmannschaft mehr und eigentlich wollte Raimund Vietje den Tischtennissport dann an den Nagel hängen, aber Uwe Heitmann vom TSV Algesdorf konnte ihn noch einmal zu einem Vereinswechsel überreden. "Das war bei unserem Oldie-Turnier. Da waren die Waltringhausener noch vertreten, kündigten aber an, die Mannschaft abzumelden. Da musste ich Raimund doch zu uns holen", erzählt Heitmann. Bereut haben es beide nicht, denn sie spielen noch immer zusammen in einem Team und haben viel Spaß bei den Punktspielen. "Das Siegen steht nicht mehr so im Vordergrund, aber es ist schön, wenn man in verschiedene Hallen kommt, die Spieler trifft und Erinnerungen und Erfahrungen austauscht oder einfach nur in geselliger Runde nach dem Spiel ein Bierchen trinkt", sagt Vietje. Die ganz großen Erfolge hat der 83-Jährige nie gefeiert, aber einige Vereins- und Pokalmeisterschaften konnte er für sich entscheiden und in der Seniorenklasse wurde er Bezirksmeister im Doppel und holte im Einzel zweite und dritte Plätze. Bei den Niedersächsischen Landesmeisterschaften ist er 2010 in der Klasse 80, also bei den Spielern die 80 Jahre und älter sind, gestartet und wurde Dritter und im Doppel holte er mit seinem Partner 2009, 2010 und 2011 den Vize-Landesmeister-Titel und damit die Silbermedaille. Im vergangenen Jahr hat Vietje noch an den Norddeutschen Meisterschaften der Klasse 80 in Bremen teilgenommen. Neben seiner Frau hatte Raimund Vietje eine weitere im Kreisverband bekannte Spielerin oft bei Mixed-Turnieren an seiner Seite. "Mit Waltraut Hiller war ich viel unterwegs. Das hat immer gut geklappt mit uns beiden. Am Tisch natürlich", erzählt Vietje.
In der 3. Kreisklasse hat Vietje in der gerade abgelaufenen Spielzeit zwei Einzel und zwei Doppel für den TSV Algesdorf gewonnen. "Das reicht mir. Schließlich bin ich nicht mehr der Jüngste und die Kameradschaft und der Zusammenhalt in unserem Team sind uns viel wichtiger, als das Siegen", stellt Vietje fest und verspricht, dass er auch in der kommenden Saison weiter dabei ist.