ESCHER (tt). Hundehalter bereiten Schafzüchter Friedhelm-Werner Möller zurzeit große Probleme. "Viel Spaß beim Toben durch unsere Natur, aber bitte nicht auf unseren Wiesen", lautet sein Appell an Hund und Halter, denn seine Sorge, dass die Wiesen mit Kot "verunreinigt" werden, ist begründet.
Zwei seiner Lämmer sind mit dem Erreger Listeria monocytogenes infiziert worden und trotz intensiver Behandlung in der Tierärztlichen Hochschule Hannover mit Antibiotika, Cortison und Schmerzmitteln, verendeten sie daran. "Verdrecktes Gras bedeutet für uns Krankheit und sogar Tod", so Möller, der die Hundehalter um Rücksichtnahme bittet. Die Infektion ist meldepflichtige und laut Auskunft der Tierärztlichen Hochschule Hannover kann sie sowohl bei Tieren als auch bei Menschen auftreten. Besonders eine Übertragung über die Milch-Käseprodukte sei häufig und könne beim Menschen zu eitrigen Hirn- oder Hirnhautentzündungen führen. Listerien sind Bodenkeime und kommen in geringen Konzentrationen weiträumig in Deutschland vor.
Die Erkrankung an einer Listeriose kommt bei kleinen Wiederkäuern besonders häufig vor, wenn Silage gefüttert wird, da sich der Erreger in der Silage stark vermehren kann.
Die meisten Hundehalter machten sich kaum Gedanken darüber, was passiert, wenn ihre Hunde dort ihren Kot hinterlassen, wo später Landwirte Grünfutter oder Heu ernten. "Dann wird der Hundekot nämlich durch die Mäh- und Erntemaschinen fein im Futter verteilt", so Möller weiter.
Die enthaltenen Keime können bei Schafen und auch bei Rindern und Wild verschiedene Krankheiten auslösen. Auslöser ist ein winziger Einzeller mit der lateinischen Bezeichnung Neospora caninum.
Für diese im Körper von Rindern, Schafen oder Ziegen vorkommenden Einzeller sind Hunde ein so genannter Endwirt. In ihrem Darm bilden sich die äußerst widerstandsfähigen Keime von Neospora caninum, die so genannten Oozysten. Sie werden mit dem Hundekot ausgeschieden und sind im Futter, in der Erde oder im Wasser über Wochen oder gar Monate lebensfähig.
Wenn Rinder, Schafe oder Ziegen die Oozysten mit dem durch Hundekot verunreinigten Futter aufnehmen, dann werden in ihrem Körper die Einzeller freigesetzt. Sie dringen über den Darm in das Körpergewebe ein, können über die Gebärmutter bis zum ungeborenen Lamm oder Kalb gelangen und dort zu Entzündungen führen, die eine Frühgeburt auslösen.
Gelegentlich kommt es auch zu Totgeburten oder zur Geburt lebensschwacher Lämmer und Kälber. Gegen diese durch Hundekot verursachte Krankheit gibt es keine direkte Behandlungsmöglichkeit.
Auch eine Schutzimpfung ist nicht möglich. Einzige wirksame Gegen- und Vorbeugungsmaßnahme ist die Vermeidung von Hundekot im Futter.
"Deshalb bitte ich alle Hundebesitzer eindringlich, ihre Tiere an der Leine zu führen und vor allem nicht auf unseren Futterwiesen laufen zu lassen", so Möller.
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