LAUENAU (al). Mit vielen Erinnerungen an frühere Jahre und mit ein wenig Stolz, auch als kleine Gemeinschaft die Zeiten überdauert zu haben, feierte in diesen Tagen die Behindertensportgemeinschaft (BSG) Lauenau ihr 50-jähriges Bestehen. Sie zählt 18 Personen, darunter acht Aktive. "Mehr als 30 Mitglieder sind wir nie gewesen", gestand Vorsitzende Bärbel Giesbert ein.
Trotzdem hat es der kleine Verein weit gebracht, wie das SW bereits berichtete. Schließlich nimmt die Bosselmannschaft ununterbrochen seit 1977 an den Landesmeisterschaften teil und hat in 13 Jahren den Titel errungen. Soeben erst kehrten sie vom jüngsten Turnier mit einer Bronzemedaille zurück: "Den Ersten ärgern", nennt Sportwart Bernhard Gieseker bescheiden die Einstellung, die sein Team zu den Wettkämpfen mitnimmt. Und für ihn ist klar: "Wir betrachten das immer noch als Spaß. Bei Zank und Streit hören wir auf."
Gieseker weiß, wovon er spricht. Mit Bärbel Giesbert und einigen weiteren Engagierten gab es 2002 einen Neuanfang. Der langjährige Vorsitzende Ottomar Fatzler war plötzlich verstorben; niemand wollte zunächst Verantwortung übernehmen. Auch die früher intensiven Kontakte zu anderen Vereinen waren weitgehend abgebrochen. Dabei hatte es lange Jahre einen engen Zusammenhalt gegeben – aus kulinarischem Grund.
Daran erinnerte Mitbegründer Herbert Kuhnt, der nicht nur eine umfassende schriftliche Chronik vorlegte, sondern diese auch noch mündlich ergänzte. 1968 habe eine "Rinderwurst-Tradition" begonnen. Damals war es üblich, dass gastgebende Vereine nach einem Turnier für die Bewirtung sorgten. Viele Jahre setzte sich das fort, bis schließlich "keine Rücklagen für Rinderwurst" (Gieseker) mehr da waren. Heute wird immer noch nach dem Wettkampf gevespert, jedoch in weitaus bescheidenerem Rahmen.
Am Rande der kleinen Feierstunde erinnerten etliche Medaillen, Pokale und natürlich die Meisterschaftsurkunde von 1990 an frühere Zeiten. Und wer von den Gästen noch nicht wusste, wie eine Bossel aussieht oder welche Bedeutung der als Daube bezeichnete Würfel besitzt, konnte sich ausführlich informieren.
Nicht vergessen wurde dabei, dass lange vor dem Bosseln, bei dem nach Angaben von Bärbel Giesbert die hiesige BSG oft "die schwerstbehinderte Mannschaft stellte", auch Siege im Prell- und Sitzball fällig waren. Sogar bei Leichtathletikmeisterschaften mischten Mitglieder mit. So errang Herbert Kuhnt noch 1986 den Bundestitel im Kugelstoßen.
Bürgermeister Heinz Laufmöller wünschte der BSG weiteren Ehrgeiz und erinnerte an das kommunale Bemühen, behinderten Menschen einen besseren Platz in der Gesellschaft zu bieten. Gerade erst sei eine weitere Integrationsgruppe in einem Rodenberger Kindergarten eingerichtet worden.
"Ich ziehe den Hut vor diesem Verein", lobte der stellvertretende Vorsitzende des Kreissportbunds, Karl-Heinz Thum. Sparkassen-Leiter Frank Frevert und der Vizepräsident des niedersächsischen Behindertensportverbands, Friedrich Bredemeier, waren sich einig: "Die BSG ist ein Gewinn für Lauenau." Für den SPD-Ortsverein erinnerte sich Christiane Kowalkowski an eigene Lehrstunden in Sachen Bosseln: "Ich hatte anfangs immer gedacht, das findet mit Kugeln wie in Ostfriesland statt."
Kowalkowski konnte an diesem Abend noch viel mehr aus der Vereinsgeschichte erfahren. Nachdem die noch lebenden Gründer Rudolf Scholz und Herbert Kuhnt geehrt worden waren und auch Dietrich Herbst Erwähnung fand, der mit Scholz zur Meistermannschaft im Triumphjahr 1990 gehörte, gab es noch eine Menge fröhlicher Anekdoten. Foto: al