EXTEN (km). Am vergangenen Donnerstagmorgen, genau um 7.45 Uhr, gab es im Park von Exten ein lautes Krachen, die Erde zitterte: Eine über 200-jährige Eiche war plötzlich umgefallen. Dabei zerbrach sie eine Mauer, verwüstete eine Straße, lädierte einen Carport und zerstörte einen Garten. "Einfach so, buchstäblich aus heiterem Himmel," berichtete Augenzeuge Dietrich von Blomberg: "Sie stand sie in vollem Grün, und es wehte nur ein laues Lüftchen.
Zum Glück seien die Kinder schon in der Schule gewesen und gerade kein Auto auf der Straße. Nachbarn und Passanten seien mit dem Schrecken davon gekommen, "wurden aber an die Kraft und die Gewalt, die von alten Bäumen ausgehen kann und an den Respekt, den sie verdienen, erinnert," so von Blomberg.
Der Baum habe schon zu Goethes Zeiten dort gestanden. 244 Jahresringe wurden gezählt, das Geburtsjahr 1767 so ermittelt - zwei Jahre, bevor Napoleon das Licht der Welt erblickte. Als Goethe 1779 den Park besuchte, war das Bäumchen schon zwölf Jahre alt - und konnte den Dichterfürsten "sehen", als der mit der jungen Gräfin Isabella von Wartensleben durch den abendlichen Extener Gutspark wandelte.
Um 1900 wurde eine Mauer um den Park gezogen. Da müsse die Eiche schon sehr eindrucksvoll gewesen sein, mutmaßt Dietrich von Blomberg, denn man habe die Mauer bis an den Baum - und dann auf der anderen Seite weitergebaut. Ein belangloses Gewächs hätte man wohl entfernt, der Baum blieb stehen.
Die Eiche stand also Zeit ihres Lebens in einer Mauer. Und wurde zu einem kleinen Wahrzeichen in Exten: für jeden Fussgänger oder Radfahrer, der den Gallenort entlang kam, war sie einen Blick wert. Alle paar Jahrzehnte, wenn der Baum wieder gegen die Mauer in seinem Durchmesser gewachsen war, warf er die einengenden Steine beim nächsten Sturm auf die Straße.
Zuletzt wurde im Jahre 2007 ein solcher Mauerschaden repariert.
In einigen Tagen werden die Reste des Schadens beseitigt sein. Was dann bleibt, ist ein Loch in der Mauer, das man einfach zumauern könnte. Dietrich von Blomberg hat aber etwas anderes vor: Die Mauer soll wieder so aufgebaut werden, wie sie war und dort, wo der Baum stand, in der Lücke also, soll künftig ein Kunstobjekt stehen. Dazu von Blomberg: "Wenn es gut gemacht ist, wird es auch künftig Fussgängern oder Radfahrern einen Blick wert sein. Und es soll eine Information geben: Dies ist der Park, durch den schon Goethe wandelte." Um ein besonders schönes und eindrucksvolles Kunstobjekt zu bekommen, soll nun ein Ideen-Wettbewerb ausgeschrieben werden. Mitmachen darf jeder - bekannte Künstler ebenso wie Studenten, Hobby-Bildhauer oder Schüler. Es geht einfach um die beste Idee. Einsendeschluss ist der 15. August.
Die Entwürfe sollen auf dem diesjährigen Gartenfestival "Jardin ouvert", das vom 26. bis 28. August wieder rund um die Orangerie statt finden wird, ausgestellt werden. Eine Jury wird am 28. August entscheiden. Dem Gewinner winkt ein Geldpreis. Foto: km