LAUENAU (al). Ein kleiner Verein feiert einen großen Tag. Die Behindertensportgemeinschaft (BSG) Lauenau blickt auf ihr 50-jähriges Bestehen zurück. Momentan sind es 21 Mitglieder, von denen sich die meisten zum wöchentlichen Übungsabend treffen. Sieben Aktive jedoch vertreten die BSG auch überregional: Von Landesmeisterschaften und Freundschaftsturnieren im Bosseln bringen sie regelmäßig gute Platzierungen mit. Der Sport mit den dem Eisstock ähnlichen Geräten hat die BSG sogar bundesweit bekannt gemacht.
1961 gründeten mit Herbert Kuhnt, Klaus Vergin, Rudolf Scholz und Paul Hentschel einige Kriegsversehrte den ersten Sportverein dieser Art im damaligen Landkreis Springe. Das Bad Pyrmonter Versorgungskrankenhaus hatte dabei Pate gestanden. Dort wurde trainiert; außerdem erwarb Hentschel die Übungsleiterlizenz. Den Vorsitz übernahmen Vergin und Scholz, Kuhnt verwaltete Protokoll und Kasse; der Lauenauer Arzt Axel Baumgarten übernahm die ärztliche Betreuung. Sehr schnell entdeckten die Mitglieder, dass für sie neben Gymnastik auch Sitz- und Prellball möglich waren. Schon 1971 wurde das Bosseln als ideale Sportart für Behinderte entdeckt.
Neben den körperlichen Handicaps, die eben nur bestimmte Übungen erlaubten, hatten die Mitglieder auch gegen räumliche Unzulänglichkeiten zu kämpfen. Mangels fehlender Hallenzeiten in Lauenau turnten sie zunächst in Eimbeckhausen und Bad Münder, bis schließlich ab 1967 die privat geführte Turnhalle in Feggendorf zur Verfügung stand.
Eine neue Ära brach endgültig mit der 1979 erfolgten Einweihung der Lauenauer Sportstätte im "Hausweidenfeld" an. Das war höchsteZeit: Denn schon seit 1975 machte die Bosselmannschaft auf sich aufmerksam.
Damals fand ein erstes noch inoffizielles Turnier statt, das die Lauenauer überraschend in Holzminden gewannen. Ab 1977 wurden dann endgültig regelmäßige Meisterschaften ausgetragen. 13 Mal heimste sich die BSG bis 1994 die Titel ein, etliche Jahre durchgängig hintereinander. "Regelrecht verhasst" sei die Mannschaft zeitweilig gewesen, erinnerte sich vor Jahren deren Mitglied Rudolf Scholz. Einige Konkurrenzvereine hätten schon gar nicht mehr antreten wollen, "weil wir doch immer nur gewonnen haben". Bis heute mischen die Lauenauer zwar immer noch beim Landesentscheid mit und zählen nach wie vor zum Favoritenkreis. Aber der große Erfolg ist ihnen verwehrt geblieben.
Den größten Triumph in der Vereinsgeschichte erlebten sie jedoch 1990, als sie Deutscher Meister wurden. Zwischen 1985 und 1994 waren sie bei allen Ausscheidungen dabei.
Doch dann machten Alter und Krankheit den Spitzensportlern vom Deister zu schaffen. Zeitweilig gab es sogar Schwierigkeiten, überhaupt noch eine Mannschaft stellen zu können.
Seit einem vom Landesverband festgelegten Punktsystem, mit dem die Handicaps der jeweiligen Teilnehmer bewertet werden, konnten die Lauenauer wieder besser eine Vertretung melden.
"Klein, aber fein", ist die Devise der hiesigen BSG, die sich im Jubiläumsjahr vor allem neue Mitglieder wünscht.
Bei einer Feierstunde am Sonnabend, 28. Mai, ab 17 Uhr mit geladenen Gästen im Restaurant "Plaza" wollen sie einige besonders verdiente Mitglieder ehren und natürlich sich vor allem der großen Erfolge erinnern, die die BSG nach wie vor mit Stolz erfüllt. Auch deshalb fühlt sie sich "als Werbeträger für den Flecken Lauenau" im norddeutschen Raum.
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