1. Eine alte Kastanie sorgt für mächtig Zündstoff

    Die Wählergemeinschaft fordert den Rücktritt des Ortsvorstehers / Die SPD wirft Verantwortlichen Populismus vor

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    AUETAL/HATTENDORF (tt). Für die Einen ist es großes "Wahlkampfgetöse", für die Anderen schlicht Amtsmissbrauch und Diebstahl. Eine alte, gefällte Kastanie in der Nähe des Feuerwehrhauses in Hattendorf hat auf alle Fälle für Zündstoff gesorgt, nachdem der Hattendorfer Ratsherr und stellvertretende Ortsbrandmeister Andreas Watermann (SPD) eine Anfrage an die Gemeindeverwaltung gestellt hatte, ob für das Fällen der Kastanie eine Genehmigung erteilt wurde. Weil dies nicht einwandfrei geklärt werden konnte, wollte Ratsherr Jürgen Menke von der Wählergemeinschaft (WGA) die Umstände näher erläutert wissen und verkündete später: "Der Hattendorfer Ortsvorsteher Helmut Meier hat den Baum in einer Nacht- und Nebelaktion fällen lassen und zwar ohne Genehmigung". Er warf Bürgermeister Thomas Priemer vor, nicht zu handeln, weil der Ortsvorsteher das richtige Parteibuch habe. "Der Baum gehörte der Gemeinde und war wertvoll. Ich frage mich auch, wo das Holz geblieben ist, denn auch das ist bares Geld wert", so Menke weiter. Es könne nicht sein, dass jeder andere Auetaler eine Genehmigung benötige, nur Meier nicht, der einfach die Säge ansetzen ließe. Menke fordert nun Konsequenzen und Sanktionen. "Wir haben im Rahmen der Umgestaltung des Dorfplatzes immer wieder über die Kastanie diskutiert, die auf die alte Schmiede des Heimatmuseums ragte und deren Wurzeln die Kanalisation verstopften und beschädigten. Ich habe nicht gewusst, dass ich als Ortsvorsteher eine Genehmigung für das Fällen des Baums einholen muss", so Helmut Meier (SPD) auf Anfrage. "Wir haben den Dorfplatz gepflastert, eine Boulebahn gebaut und die gesamten Umbaumaßnahmen in Eigenleistung vorgenommen. Es war der Wunsch, auch der Feuerwehr, mehr Parkraum am Gerätehaus zu schaffen und daher haben wir die Kastanie gefällt", erläutert Meier die Maßnahme. Er selbst habe einen Profi engagiert und bezahlt, der die Hauptarbeit geleistet hat. Einige Helfer haben den Stamm und die Äste zerkleinert und auch das Holz mitgenommen. "Ich habe wie immer in meiner langen Amtszeit als Ortsvorsteher zum Wohle und nach den Wünschen der Einwohner gehandelt", so Helmut Meier. Auetals Bürgermeister Priemer räumt inzwischen einen Fehler des Ortsvorstehers ein, hebt aber auch sein Engagement für den Ort heraus. Der Auetaler SPD-Vorstand spricht gar von einem politisch motivierten "Feldzug" gegen den Ortsvorsteher. "Die Forderung nach Sanktionen läßt vermuten, dass die WGA für die Abschaffung des Ehrenamtes Ortsvorsteher plädiert. Anders ist die Reaktion nicht zu verstehen, da sie unverhältnismäßig und nicht sachgerecht ist", so der 1. Vorsitzende, Manfred Spenner. Auch Spenner räumt ein, dass die unkomplizierte Verfahrensweise des Ortsvorstehers nicht konform mit den formalen Vorgaben der Baum- und Heckenschutzverordnung der Gemeinde ist. Sie war aber der erklärte Wille vieler beteiligter Hattendorfer Bürger. Nichts anderes habe hier als Motivation für diese Aktion zugrunde gelegen. "Bürgerwille, ehrenamtliches Engagement und Entscheidungsfreude werden an der Basis immer angemahnt. Es sollte aufgepasst werden, dass nicht die ehrenamtliche Tätigkeit als solche unter den Vorwürfen leidet. Helmut Meier ist ein engagierter Ortsvorsteher, der sich stets für die Belange der Ortschaft einsetzt. Eine Aufforderung zu einer Ersatzbepflanzung an anderer Stelle wäre sachgerecht gewesen", so der SPD-Vorsitzende, der Menke in dieser Angelegenheit puren Populismus vorwirft.Foto: tt

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