MESSENKAMP (al). Die Nachricht von 300 Kubikmetern Gülle, die Frevler aus einem Tank bei Meinsen ins Tal fließen ließen, hat bei einem Messenkämper Einwohner den gerade erst verdauten Ärger wieder aufkeimen lassen. Helmut Bentroth soll den Verlust von über 480 Kubikmetern verursacht haben – beim Verbrauch von Frischwasser. Dabei lebt der 77-Jährige allein in seinem Haus.
"Bisher sind es immer nur 60 bis 70 Kubikmeter gewesen", schimpft der schon lange im Ruhestand befindliche Tischler. Doch als im November der von der Samtgemeinde Rodenberg beauftragte Ableser unterwegs war, wollte Bentroth schon seinen Augen nicht mehr trauen: Eine hohe Rechnung kündigte sich an. Auch ein nochmaliges Ablesen machte deutlich: Die Uhr belegte die für Bentroth eigentlich unvorstellbare Wassermenge.
"Das kann nicht sein", zürnte der Eigentümer und sprach umgehend im Rathaus vor. Doch vom Sachbearbeiter bis hinauf zum Samtgemeindebürgermeister gab es nur Absagen. "Wir haben eine gültige Gebührensatzung und eine geeichte Wasseruhr", erklärte Verwaltungschef Uwe Heilmann. Der Rest befände sich in der Verantwortung des Verbrauchers. So wurde Bentroth angeboten, den Zähler untersuchen zu lassen. Allerdings: Würde sich kein Defekt feststellen lassen, müsste er die Kosten von bis zu 200 Euro übernehmen. "Das unterschreibe ich nicht", erklärte er, um den finanziellen Aufwand angesichts seiner kleinen Rente nicht noch zu vergrößern.
Doch er blieb bei seinem Verdacht, dass das Zählwerk einen Defekt habe. Vergeblich verwies er die Rathausmitarbeiter auf die Gegebenheiten in seinem Haus: Alle Wasserleitungen befänden sich auf dem Putz: Wenn da ein Rohr undicht wäre, hätte man das sofort sehen müssen, glaubt Bentroth.
Es komme regelmäßig vor, dass Eigentümer einen hohen Verbrauch beklagen, erwiderte Heilmann. In aller Regel sei dies ein Rohrbruch oder ein Defekt. Der Samtgemeindebürgermeister machte dies an einem Beispiel deutlich: Würde pro Sekunde durch eine defekte Toilettenspülung oder einen heftig tropfenden Wasserhahn nur die Menge eines halb gefüllten Schnapsglases abfließen, wären das schon 315 Kubikmeter im Jahr. Deshalb rät er Hausbesitzern, regelmäßig den Zählerstand zu kontrollieren: "Ich mache das auch einmal im Monat." Der Fall Bentroth ist inzwischen abschließend beschieden. "Wir haben ihm schon in sehr weitem Maße geholfen", betonte Heilmann. Ihm sei – wie dies auch in anderen Fällen geschehe – die nach Frischwasser zu berechnende Abwassergebühr erlassen worden. "Von Amts wegen" sei dies erfolgt, "er hat noch nicht einmal einen Antrag stellen müssen". Zudem habe Bentroth gebeten, in Raten die verbliebene Summe zahlen zu dürfen.
Auch Bentroth hat aus der bösen Überraschung gelernt. Wöchentlich steigt er in den Keller und guckt auf das Zählwerk: "Höchstens einen Kubikmeter" ticke die Uhr weiter und entspreche damit den Erfahrungen der früheren Jahre. Was aber in 2010 passiert sein mag, ist ihm immer noch unverständlich: "Vielleicht ist doch eine Ziffernwalze defekt gewesen." Foto: al
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