ALTENHAGEN II / MESSENKAMP (al). Der im Frühjahr üblichen Sperrung der Kreisstraße 61 zwischen Messenkamp und Nienstedt könnte eine weitere ganzjährige Teilbeschränkung folgen. Das haben zwei Einwohner von Altenhagen II vorgeschlagen. Sie fühlen sich vom Lärm geschädigt, den an manchen Frühjahrs- und Sommertagen Motorradfahrer verursachen. Kai Kietzke und Babette Choyna sind sich dabei mit etlichen anderen Einwohnern einig: Ein Abschnitt der kurvenreichen Fahrbahn wird als Rennstrecke missbraucht.
Sechs Wochen lang war die K 61 in den Abend- und Nachtsunden für den allgemeinen Verkehr verboten: Kröten wandern in großer Zahl bei Nienstedt über die Straße. Verkehrsteilnehmer akzeptieren das und nehmen den Umweg über Eimbeckhausen in Kauf. Was aber mitunter am Sonn-abendnachmittag oder auch an anderen Werktagen abgeht, hat für viele Altenhäger das Maß der Toleranz weit überschritten. Schon 2003 und 2006 war in Unterschriftensammlungen und Eingaben das Problem erläutert worden. Doch zuletzt gab es 2007 eine Absage vom damaligen Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier persönlich: Lärmmessungen hätten nichts Abnormales ergeben. Heute wissen die Altenhäger: Das sei damals nur eine Alibiaktion mit einem bestellten Kradfahrer gewesen. Gegen die Zweiradausflügler, die auf ihrer Spritztour die K 61 auf dem weiteren Weg über den Nienstedter Pass oder in Gegenrichtung zur Autobahn benutzen, haben auch Kietzke und Choyna nichts. Sie wehren sich jedoch gegen "Pulks", die einen Abschnitt zwischen dem Parkplatz am Kappenberg und einer Wendemöglichkeit nahe der ehemaligen Müllkippen als "Rennstrecke" nutzen: Wieder und wieder seien es die gleichen röhrenden Geräusche bestimmter Maschinen. Der akustischen Wahrnehmung folgte die persönliche Inaugenscheinnahme: Das Paar hat selbst Art und Anzahl der hin und her rasenden Motorräder registriert.
Ihre Briefe, die sie seit dem vergangenen Sommer unter anderem an die Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen sowie an Landrat Jörg Farr gerichtet haben, blieben bislang unbeantwortet. Farr sagte zwar eine Prüfung zu, und auch Edeltraud Müller von der Gruppe Grüne/WIR reagierte schriftlich. Doch eigentlich fühlen sich die Antragsteller allein gelassen: "Der ganze Spuk geht wieder von vorn los", haben sie nach den ersten frühsommerlichen Tagen feststellen müssen – und sind an einem Wochenende sogar von der Terrasse ins Haus geflüchtet, weil sie den Lärm nicht mehr ausgehalten haben. Altenhagen II liegt nur etwa 500 Meter Luftlinie von der Kreisstraße entfernt. Den vorerst letzten Höhepunkt gab es am Sonnabend vor Ostern. Etliche Einwohner bestätigten, dass es zwischen 15 und 18 Uhr eine permanente Geräuschkulisse röhrender Maschinen in regelmäßigen Abständen gegeben habe, die auf die "Rennversuche" schließen ließen. Inzwischen haben Kietzke und Choyna den Schriftwechsel der Presse vorgelegt und hoffen auf mehr öffentliche Aufmerksamkeit. Kreisdezernentin Ursula Müller-Krahtz will die Angelegenheit mit dem Polizeikommissariat Bad Nenndorf erörtern und mögliche Kontrollen erbitten. Sollte der Abschnitt wirklich als "Rennstrecke" missbraucht werden, würde das der "straßenrechtlichen Widmung" nicht entsprechen, erläuterte sie eine erste Einschätzung. Kai Kietzke und Babette Choyna wissen selbst, dass ein Totalverbot nicht durchsetzbar sei. Ihre Idee: Würde zwischen Messenkamp und Nienstedt nur eine Fahrtrichtung gesperrt, wäre "die Hin- und Herraserei" unterbunden. Für die "vernünftigen Motorradfahrer" bliebe dennoch der Weg frei. Foto: al