1. Wilhelm Buschs Notizen einer offenen Landschaft

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    WIEDENSAHL (em). "Landschaft mit roter Kuh", "Landschaft mit Bäuerin", "Landschaft mit Weiden" oder adjektiviert "Grüne Landschaft", "Ebene Landschaft" und "Flachlandschaft" - Landschaften wohin man auch schaut. Zumindest wenn es um das malerische Werk Wilhelm Buschs geht. Und doch kein Bild von Eintönigkeit.

    Schon sehr früh und angeleitet von seinem Onkel Pastor Georg Kleine, bei dem er in Ebergötzen im Harzvorland eine für die damalige Zeit breit angelegte Ausbildung genießt, entflammt Buschs Leidenschaft für die Darstellung von Natur und Landschaft. Manches Schulheft ist damals wohl mit solchen sehr gegenständlichen und detailgenauen Studien gefüllt worden. Nach Beendigung seines Bildergeschichtenwerkes hat sich der gereifte Multikünstler um 1880 wieder verstärkt diesem Genre gewidmet. Teilweise mit einer radikalen Stiländerung. In der "Grünen Landschaft mit rotem Fleck" erinnert kaum noch etwas an die Akribie früher Jahre. Mit furiosem Strich oder geballten Tupfern wird Busch zum Vorreiter des Expressionismus. Die Abstraktion bricht sich Bann, Form weicht der Farbe. Und die ist meistens erdig, düster. Den Titel dieser Ausstellung "In stiller Betrachtung der schönen Natur - Wilhelm Buschs Notizen einer offenen Landschaft" findet man einmal mehr im dichterischen Oeuvre des gebürtigen Wiedensahlers, dessen 179. Geburtstag am 15. April mit der Eröffnung dieser Ausstellung im Geburtshaus gefeiert wurde. So steht es in einem überschriftenfreien Gedicht der 1874 erschienenen Sammlung "Kritik des Herzens", als der Maler-Dichter bei Schwester und Pastoren-Schwager im Wiedensahler Pfarrhaus lebte und arbeitete: "Es ging der fromme Herr Kaplan, / Nachdem er bereits viel Gutes getan, / In stiller Betrachtung der schönen Natur / Einst zur Erholung durch die Flur," heißt es dort eingangs. Dann eckt der allegorisch bei Kuckuck und Storch an.

    So lautet Buschs gereimtes Fazit über diesen Kirchenvertreter: "Man sieht, daß selbst der frömmste Mann / Nicht allen Leuten gefallen kann." Das ist bei Buschs Gemälden und Zeichnungen nach der Natur anders. Sie finden immer mehr kenntnisreiche Freunde, die sich selbst für Bleistiftblätter aus Skizzenbüchern wie der "Wiesenlandschaft mit schrägwüchsiger Pappel in Nahsicht" erwärmen können und ihnen solche Titel geben, die den Künstler, der auch als Erfinder genau treffender neuer Worte die deutsche Kultur bereichert hat, sicherlich hätten erschauern lassen. Drohende blauviolette Wolken, dunkelgrüne Waldränder mit diffusen Geästen, skizzenhaft getupfte Bäume und Steine bestimmen die zumeist kleineren Formate, manchmal gerade einmal so groß wie eine Postkarte. Und in nahezu jeder dieser dräuenden Landschaften ein Farbklecks, der das Bild zu einem "Busch" macht. Hier eine hell aufblitzende Sonne, da vermutlich eine sich bückende Rotjacke und dort – Überraschung – eine Blaujacke korrespondierend mit einer roten Kuh. Die Ausstellung läuft bis zum 4. September. Foto: em

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an