AUETAL (tt). "Was ist von den weltweit verbreiteten Nachrichten zu halten, die immer wieder vom Aussterben ganzer Bienenvölker berichten?" "Müssen sich die Menschen Sorgen machen um ihre eigene Zukunft?"
Auf diese und andere interessante Fragen ging die Imkerin Anna Giehl aus Reinsdorf ein, die auf Einladung der NABU-Ortsgruppe Auetal in das Gasthaus "Zur Linde" in Rehren gekommen war und vor zahlreichen Besuchern einen Vortrag hielt. Mit ihrem Mann Max, besser bekannt unter "Honig-Max", hat sie mal 100, mal bis zu 200 Honigbienen-Völker, die in der heimischen Region ausgesetzt werden, die Blüten zu bestäuben und Honig zu sammeln. "Honig ist eines der letzten unverfälschten Naturprodukte von hoher gesundheitlicher Bedeutung", so Anna Giehl, die die Imkerei als aussterbende Spezies ansieht. Die Imkerei wird überwiegend von älteren Menschen als Hobby betrieben, weil der professionellen Imkerei leider zu wenig Beachtung geschenkt wird. "Dabei könnte uns die Landwirtschaft dankbar sein, dass wir zur Blütezeit des Raps oder anderer Kulturpflanzen unsere Bienen ausschwärmen lassen", so die Imkerin weiter, die nachweisbare Ertragssteigerungen um 20 Prozent bei Raps oder ein Produktionsplus im Obstanbau von rund 4 Milliarden Euro errechnet hat. Von den weltweit 100 wichtigsten Nahrungsmitteln werden 70 von Bienen bestäubt. 90 Prozent der Nahrungsmittelpflanzen sind auf eine Bestäubung durch Bienen angewiesen. "Während Schmetterlinge, Solitärbienen und andere Bestäubungsinsekten Spezialisten sind, ist unsere Honigbiene ein Generalist", so Anna Giehl weiter. 80 Prozent der Blütenpflanzen werden von Insekten bestäubt, davon etwa 85 Prozent von der Honigbiene. Sie fliegen in der Saison bis zu 3.000 Blüten am Tag an in einem Radius bis zu vier Kilometer vom heimischen Stock. Doch die Honigbiene ist gefährdet. Allein in Westdeutschland ist in den letzten 40 Jahren die Anzahl der Bienenvölker um die Hälfte zurückgegangen. "Ganz besonders groß war der Schaden 2002/03, da haben von 900.000 Völkern in Deutschland 300.000 den Winter nicht überlebt. Früher waren Verluste von 10 Prozent schon besorgniserregend, heute haben wir 15 bis 25 Prozent zu verkraften", so die Imkerin, die auch das Massensterben in den USA von 2009/10 in Erinnerung ruft. China, Japan und Ägypten melden ähnliche Verluste. Die Ursachen sind Sekundärkrankheiten und die Varroamilbe. Der Parasit, aber auch schleichende Vergiftungen durch Pestizide, die Monokultur und die industrielle Landwirtschaft führt zu Mangelernährung der Pollen. Der Klimawandel, die Strahlungen des Mobilfunkes erreichen ein Übriges, die natürlichen Abwehrkräfte der Honigbiene zu schwächen. Da, wo es der Biene gut geht, bietet die Umgebung ein gesundes Naturgefüge. "Honigbienen machen uns auf Mißstände aufmerksam, wir sollten mehr darauf achten", so Anna Giehl. Sie rief dazu auf, das eigene Problembewusstsein zu stärken und im eigenen Garten anzufangen, den Bienen ein besseres Umfeld zu schaffen. Dazu gehört, erst nach der Pflanzenblüte zu schneiden oder zu mähen, Obstwiesen anzulegen und für eine ganzjährige Blütezeit zu sorgen. Foto: tt