ROLFSHAGEN (tt). Es war ein Ritt auf des "Messers Schneide", als vor 10 Jahren Landwirt Heinrich-Jürgen Ebeling auf seinem Hof eine Biogas-Anlage installierte. Damals wurde eine Abfallanlage konzipiert, die mit Fetten und Ölen gespeist wurde, um Gas zu produzieren. Selbst der damalige Niedersächsische Landwirtschaftsminister Heinrich Ehlen war von der Anlage überzeugt und gratulierte Ebeling zu der Entscheidung, auf alternative Energiequellen zu setzen. Doch es folgten "Pleiten, Pech und Pannen" und es roch manchmal ganz fürchterlich in der Nachbarschaft. Luigi Coi vom Restaurant Salve, als unmittelbarer Nachbar ganz besonders stark betroffen, erinnert sich noch ganz genau. "An manchen Tagen war es draußen vor Gestank nicht auszuhalten und unsere Gäste verließen das Lokal". Das soll nun alles vorbei sein. Heinrich-Jürgen Ebeling und sein Sohn Hendrik planen eine neue, technisch ausgereifte Anlage oberhalb des jetzigen Standortee. "Sie wird mit 200 Kubikmeter Fassungsvermögen und 500 Kilowatt doppelt so leistungsstark sein wie die alte Anlage", so Ebeling während einer Bürgerversammlung im Restaurant Salve. Vor 50 interessierten Bürgern erläuterte zuerst Architekt Christopher Denhof die geplanten Baumaßnahmen, bevor dann Volker Grothey als Emissions-Gutachter auf mögliche Geruchsbelästigungen einging. Der Biogas-Berater Reinhard Knipka von der Firma Maschinenring Kassel konnte die Sorgen der Bewohner gut nachvollziehen, denn die Anlage steht nun mal in Ortsnähe an der Hofanlage der Familie Ebeling. "Doch die Pionierzeit ist für die Familie Ebeling vorbei. Heute werden technisch ausgereifte Anlagen gebaut, die praktisch geruchsfrei sind", so der Fachmann, der in Zukunft keine Probleme mit der Anlage erwartet und Heinrich-Jürgen Ebeling und seinem Sohn bescheinigt, verantwortungsvoll und erfahren mit der Anlage umgehen zu wollen. Ausführlich erklärte der Gutachter Grothey mögliche Geruchsquellen und deren Auswirkungen, die ausschließlich von der Hofanlage selbst kommen und unter den bundeseinheitlichen Richtwerten liegen. "Die nächstliegende Bebauung liegt rund einhundert Meter von der Anlage entfernt, doch schon nach 40 Metern ist praktisch nichts mehr zu riechen", so der Gutachter, der dabei auch den Wind berücksichtigte, der in der Regel aus westlichen Richtungen durch Rolfshagen bläst. Das wollten einige Zuhörer so nicht stehen lassen, doch handfeste Gegenargumente hatten auch sie nicht. Die Anlage selbst wird baulich so erschlossen, dass ein bepflanzter Wall den Blick einengt und sie optisch nicht als störend empfunden wird. Geplant ist außerdem eine Zusammenarbeit mit der Gemeinde Auetal. Durch ein Satelliten-Blockheizkraftwerk soll die Sporthalle und die ehemalige Schule in Rolfshagen beheizt werden. Durch die Gasproduktion fällt so viel überschüssige Abwärme an, dass Ebeling nicht nur sein eigenes Wohnhaus damit heizen kann, sondern in der Lage ist, zusätzliche saubere Energie zu liefern.
Zum Schluss wollten die Besucher noch einiges über den Fahrverkehr von und zu der Anlage wissen. Doch auch da konnte Hendrik Ebeling beruhigen. "Das Fahrzeugaufkommen wird sich zwar auch verdoppeln, doch mit rund 1000 An- und Abfahrten im Jahr werden wir die Anlieger nicht übergebührend belasten". Die Anfahrten mit Mais, Getreide, Gras oder anderen nachwachsenden Rohstoffen zur "Speisung" der Biogas-Anlage werden aus vier Richtungen erfolgen. Schwerpunkt ist dabei die Reihe, die in etwa 50 Prozent der Lieferungen aus dem Raum Kathrinhagen/Borstel aufnehmen muß. Aus der "Welle" kommen weitere 20 Prozent der Fahrten, während die Rolfshagener Straße und die Obernkirchener Straße zu 15 Prozent genutzt werden. Die Bauanträge sind gestellt, das Genehmigungsverfahren läuft. Die Bürgerbefragung war der erste Schritt in der geplanten Baumaßnahme. Landwirt Ebeling und sein Sohn Hendrik hatten ein gutes Händchen und Gespür dafür, was die Leute interessiert. Mit dem Schritt in die Öffentlichkeit haben sie die Sorgen der Nachbarn sicher nicht ganz ausschließen, aber beruhigen können. "Die Zukunft wird es zeigen, ob wir richtig gehandelt haben, denn es ist auch unsere Zukunft", so der Landwirt, der selbst ein hohes finanzielles Risiko trägt, sollte die Anlage nicht zu seiner Zufriedenheit laufen. Foto: tt
Landwirt Heinrich-Jürgen Ebeling und sein Sohn Hendrik werden die Biogas-Anlage betreiben.