1. Die Effizienz der Energie wird in den Augen der IHK künftig noch wichtiger

    Der Reaktor-GAU in Japan sorgt bei der heimischen Industrie für einen Paradigmen-Wechsel

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    EXTERTAL (km). "Das Reaktorunglück in Japan wird nicht nur die Diskussion um die Kernenergie in Europa neu anheizen. Bei einem früherer Ausstieg müsste die Industrie auch beim Energiesparen noch mehr Gas geben," erwartet Matthias Carl von der Industrie- und Handelskammer Lippe. Die Politik werde den Druck auf die Wirtschaft erhöhen, die Energie-Effizienz weiter zu steigern. Mit diesen Worten begrüßte Carl 150 Unternehmensvertreter zu dem Themenabend unter dem Titel "Energiemanagement", zu dem die IHKs Lippe und Ostwestfalen eingeladen hatten. Die Veranstaltung ist Teil eines bundesweiten Projekts der IHK-Organisation zum Klimaschutz.

    "Potenziale, Energie zu sparen, gibt es praktisch in jedem Unternehmen," weiß Gerald Orlik von der Energieagentur NRW aus eigener Erfahrung. Maßnahmen würden jedoch häufig nicht umgesetzt. Vielfach fehle es an Zeit und klaren Verantwortlichkeiten. Mit einem betrieblichen Energiemanagementsystem (EnMS) könnten die notwendigen Strukturen geschaffen werden. Für Produktionsunternehmen, die nach 2012 weiterhin Ökosteuervergünstigen nutzen wollten, werde ein zertifiziertes EnMS wahrscheinlich zur Pflicht.

    Basis für ein EnMS sei die Analyse der Energieflüsse, so Frank Knafla von der Firma Phoenix Contact Electronics aus Bad Pyrmont. Viele Unternehmen wüssten nicht, wie viel Energie an welcher Stelle im Unternehmen verbraucht werde. Maschinen verbrauchten auch in Pausenzeiten, im Leerlauf oder Standby zu viel Strom. Es sei daher sinnvoll, den Energieverbrauch kontinuierlich im Produktionsprozess zu messen und auszuwerten.

    "Wer misst, kann sich Ziele setzen, Maßnahmen umsetzen und den Erfolg prüfen." Das sei, so Jochen Buser von GUTcert aus Berlin, das Prinzip der europäischen Norm für Energiemanagementsysteme (EN 16001). Buser stellte vor, wie man ein EnMS aufbaut. Alle zertifizierten Unternehmen, die er bisher geprüft habe, hätten durch die Einführung der EN 16001 erhebliche Kostensenkungen realisieren können.

    Dem stimmte Frank Lammers von der Firma ültje aus Schwerte zu. Durch den systematischen Ansatz des EnMS habe man den Verbrauch von Druckluft beim Hersteller von Nuss-Snacks um 70 Prozent drosseln können. "Jährlich sparen wir dadurch einen sechsstelligen Euro-Betrag. Aber auch den Gasverbrauch konnten wir durch eine einzige kostenfreie Maßnahme um 20 Prozent senken."

    Ähnliche Projekte sollen demnächst auch in den anderen 34 Werken der Gruppe gestartet werden. Im Rahmen des bundesweiten Projekts der Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums bietet die IHK Lippe auch künftig weitere Veranstaltungen und Workshops sowie einen IHK-Zertifikatslehrgang "Energiebeauftragte" sowie und Energieeffizienz-Gespräche in Unternehmen an. Nähere Informationen vermittelt Sandra Hartig unter der Telefonnummer 05231/7601-48.

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