HANNOVER (bb). Dieses Team von Hannover 96 kann großes Erreichen. Von diesem Gefühl wird auch jeder Spieler des Clubs durchdrungen sein, wenn er am Sonnabend seine Schuhe vor der Partie gegen Rekordmeister FC Bayern München schnürt. In jeder Saison ist das Heimspiel gegen Bayern für die Fans ein Höhepunkt. Diesmal gilt dies ganz besonders, schließlich steht 96 vor den Münchnern auf Tabellenplatz drei.
Es ist nicht wahrscheinlich, dass Hannover 96 am Sonnabend ab 15.30 Uhr den Bayern die Lederhosen auszieht. Wahrscheinlich ist, dass sich die Millionentruppe von Trainer Louis van Gaal nach den vergangenen Nackenschlägen zusammenreißt und drei Punkte aus der AWD-Arena entführt. Wahrscheinlich ist, dass die individuelle Klasse der Offensive um Arjen Robben und Frank Ribery von Hannover 96 nicht über 90 Minuten zu kontrollieren ist.
Allerdings war es auch nicht wahrscheinlich, dass Hannover 96 vor dem 25. Spieltag auf Tabellenrang drei steht, während die sonst so erfolgsverwöhnten Münchner auf Platz vier und bis zum Hals in der Krise feststecken. Am vergangenen Wochenende unterlag Bayern mit 1:3 gegen Dortmund, die Meisterschaft ist futsch. Mittwoch verlor die Elf dann im Pokalhalbfinale gegen Schalke 04 mit 0:1, auch die Chance auf den zweiten Titel ist dahin. Jetzt wollen die Münchner zumindest den zweiten Tabellenplatz erobern und damit den Einzug in die Champions-League sicherstellen. Dazu müssen sie aber an Hannover 96 vorbei.
Während die Mannschaft von Trainer Louis van Gaal mit dem Rücken zur Wand steht, schwimmt 96 auf einer Erfolgswelle. Am vergangenen Wochenende spielte Hannover gegen St. Pauli auf äußert unebenem Geläuf, spielte sehr mäßig. St. Pauli zeigte sich noch weniger konstruktiv, die Defensive von 96 hatte die Situation jederzeit im Griff. Alles schien auf ein 0:0 hinzudeuten. Dann stand Goldköpfchen Christian Schulz in der 89. Minute richtig und besorgte kurz vor dem Abpfiff den 1:0-Siegtreffer. So läuft es, wenn man oben steht, sagen Fußballfans üblicherweise, wenn so etwas passiert. Die Mannschaft von Trainer Mirko Slomka hat in dieser Saison gute Chancen etwas großes zu erreichen und sich für das internationale Geschäft zu qualifizieren.
Wie immer haben die 96er gegen Bayern nichts zu verlieren. Trainer Mirko Slomka wird weiterhin auf Stürmer Didier Ya Konan verzichten müssen. Ansonsten steht ihm die gewohnte Startformation zur Verfügung. Die Konstellation ist eigentlich günstig für die taktische Ausrichtung der Hannoveraner. Louis van Gaals Philosophie ist es, mit langen Ballbesitzzeiten spielerische Dominanz auszuüben. Seine Mannen sollen die Kugel per Flachpass durch die eigenen Reihen zirkulieren lassen, auf Lücken lauern und diese zum entscheidenden Abspiel oder Dribbling nutzen. Hannover setzt auf eine kompakte Defensive, ein ausgeklügeltes Pressing-System und viel Laufarbeit sorgen für plötzliche Ballgewinne. Dann schaltet das Team in Windeseile um, versucht per Steilpass die fixen Stürmer in Szene zu setzen. Ein Mittel, das auch gegen die Bayern zum Erfolg führen könnte, stimmte beim Rekordmeister doch zuletzt die Balance zwischen Offensive und Defensive überhaupt nicht. 96 darf auf Räume zum Kontern hoffen. Die Münchner müssen aufgrund einer Gelbsperre auf ihren Nationalspieler Bastian Schweinsteiger verzichten.
Und wenn 96 eine deutliche Klatsche bekommt, die "Super-Dribbler" Robben und Ribery Hannovers Defensive auseinandernehmen? Davon würde sich 96 nicht nachhaltig beeindrucken lassen. Die Mannschaft ist in dieser Saison sehr stabil, nach Rückschlägen stets zurückgekommen.Foto: bb