1. Pistole am Kopf beendet Kampf um Anerkennung

    Theaterstück zur Gewaltprävention an Schulen / Mobbing ist weit verbreitet

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    LINDHORST (wa). Alex hält sich eine Pistole an die Schläfe. Plötzlich wird er von der Stimme seiner Mutter aus der beklemmenden Situation gerissen: Schüler der achten, neunten und zehnten Klasse der Magister-Nothold-Schule haben statt Unterricht das Theaterstück "Und dann kam Alex" erlebt.

    Schon das Bühnenbild ließ erahnen was folgen sollte - eine weiße Leinwand mit blutrot-beschmierter Linie.

    Alex ist 17 Jahre alt, Legastheniker und geht noch zur Schule, bald möchte er eine Ausbildung als Computertechniker beginnen. Freunde hat er nicht, sein einziges Hobby ist der Sportschützenverein, ansonsten verbringt er seine Tage vor der Glotze. Nach der drastischen Pistolen-Szene fängt der junge Mann, gespielt von Schauspieler Daniel-Cornelius Mühlmann, an zu erzählen: Von seiner Mutter, die sich mit verschiedenen Männern vergnügt, seinem Vater, der außer "in die Röhre gucken" nur Bier trinken kann - und von Jeanette. Seiner Mitschülerin, der er Nachhilfe in Mathe gibt. Bei ihr sucht Alex Nähe und Anerkennung. Doch Jeanette ist mit Sascha liiert, dem Kopf einer Gruppe von Jungen, die ihn täglich an der Schule mobben und ihm das Leben schwer machen. Auch sie verspottet ihn nur. Was macht also ein junger Mann in solch einer Lage: Er versucht sich mit seinen Peinigern zu verbünden. Es kommt zur Schlüsselszene. Ein Abend in Gesellschaft von Sascha und seinen Jungs mit viel Alkohol im Park verleitet ihn dazu, einen wehrlosen, alten Mann zu verprügeln. Ungeahnt dessen, dass ihn seine Mitschüler dabei mit dem Handy filmen. Es kommt was kommen muss - die ganze Schule weiß über seine Tat Bescheid. Von Gefühlen der Ausweglosigkeit gelenkt, stürmt Alex bewaffnet die Schule und nimmt Geiseln. Er will seine Schinder zwingen zu Gestehen. Doch dann ein Schuss. Alex hat die Schulsekretärin angeschossen. Er beschließt sich das Leben zu nehmen: Das Stück endet so, wie es angefangen hat. Wachrütteln und zum Nachdenken anregen will Autor Karl Koch mit dem Rollenbild des Außenseiters. Denn Mobbing und Gewalt gehören schon längst zur Tagesordnung in Deutschlands Schulen. Die Idee das Berliner Ensemble "Radiks" auf die Bühne in Lindhorst zu holen, hatte Schulsozialarbeiterin Birgit Schukowski. Viele kennen in der heutigen Zeit überhaupt keine Theaterstücke mehr, so die Präventionskraft. Nach gut einer Stunde Spielzeit schienen die Grenzen der Aufnahmefähigkeit erreicht. Bei der anschließenden Diskussion mit den Schauspielern zeigten sich die Jugendlichen relativ unbeeindruckt und hätten am liebsten schon die Pause eingeläutet. Auf die Frage, was sie aus der Geschichte für sich persönlich mitnehmen können, brachten ein paar wenige Stimmen gehaltvolle Worte heraus.

    Vermutlich hat die bedrückende Situation von Alex die Schüler einfach mehr berührt, als sie zugeben wollten.Foto: wa

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